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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Hannes Nygaard
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eines
Menschen?«, wiederholte er gedehnt. »Hier muss ein Missverständnis vorliegen.
Wir kommen wegen des gestohlenen Lkws.«
    Ein Ruck ging durch Herrn Roth. Er richtete sich in
seinem Stuhl auf, als wenn jemand an einem Marionettenfaden gezogen hätte.
    »Dann liegt in der Tat ein Missverständnis vor. Wissen
Sie, wir haben nämlich heute Morgen durch ausgesprochen mysteriöse Umstände
einen Mitarbeiter verloren.«
    Jetzt war es an den beiden Beamten, offene Verblüffung
zu zeigen.
    »Sie meinen doch nicht etwa den Toten, der mitten auf
dem Marktplatz gefunden wurde?«
    Roth nickte. »Den meine ich. Es handelt sich um
unseren Herrn Banzer. Harald Banzer.«
    »Woher wissen Sie von dem Ereignis? Und – vor allem –
woher kennen Sie die Identität des Opfers?«, wollte Christoph wissen.
    »Unsere Stadt ist ein sehr kleines, überschaubares
Gemeinwesen, etwa fünftausend Menschen leben hier. Da lassen sich solche
Ereignisse nicht verbergen. Das geht herum wie ein Lauffeuer.«
    »Sind Sie sich sicher, dass es sich bei dem Toten um
Harald Banzer handelt?«, hakte Christoph nach.
    »Da gibt es keinen Zweifel. Einer unserer Mitarbeiter
ist auf dem Weg zur Arbeit durch den Auflauf auf dem Marktplatz angelockt
worden und hat zweifelsfrei meinen Stellvertreter erkannt.«
    Christoph war mehr als überrascht, dass ihm die
Identität des Toten in den Schoß gefallen war, obwohl er gar nicht danach
gefragt hatte.
    Dies ist nicht dein Fall, signalisierte ihm eine
innere Stimme. Trotzdem konnte er an dieser Stelle das Gespräch nicht einfach
abbrechen. Auch wenn es ihm intern eine Menge Ärger einbringen würde,
entschloss er sich, die Vernehmung fortzusetzen.
    »Haben sich unsere Kollegen aus Flensburg schon
gemeldet?«, fragte er stattdessen.
    Roth schüttelte den Kopf. »Nein, Sie sind die Ersten.
Haben Sie schon irgendwelche Erkenntnisse?«
    »Nein. Noch stehen die Ermittlungen am Anfang. Können
Sie mir etwas über Harald Banzer erzählen?«
    Der Mann machte einen erschütterten Eindruck.
    »Ja, natürlich«, begann er stockend. »Herr Banzer ist
ein … war ein intelligenter junger Mann, dem eine große Zukunft im
Unternehmensverbund bevorstand.«
    »Unternehmensverbund?«, unterbrach ihn Christoph.
    »Ja. Es gab einmal eine Zeit, da ging es diesem Betrieb
nicht gut. Managementfehler, eine falsche Produktstrategie, den Anschluss an
die Anforderungen des Marktes versäumt – aber das ist unerheblich. Jedenfalls
stand die Firma kurz vor dem Kollaps, als sich ein Investor fand, der neues
Kapital und vor allem frische Ideen einbrachte. Das war Herr Dürkopp, der sich
erfolgreich in der Branche durchgesetzt und seinen Stammsitz in Essen hat. Er
ist heute nominell der Geschäftsführer unseres Hauses. Da er sich aber
überwiegend um seine anderen geschäftlichen Interessen kümmern muss, nehme ich
hier faktisch die Funktion des Betriebsleiters wahr.«
    »Sie sind der Vertraute des Herrn Dürkopp?«
    Ernst-Georg Roth wiegte bedächtig den Kopf. »Ich war
Manager bei der Hausbank des Herrn Dürkopp. Dort haben wir uns kennen gelernt.
Er hat mich dann abgeworben und mir diese Position angeboten.«
    »Und der Herr Banzer war Ihr Stellvertreter?«
    Roth nagte an seiner Unterlippe. Dies war Christoph
nicht entgangen. Die Antwort kam den Hauch einer Sekunde zu zögerlich.
    »Er genoss das besondere Vertrauen des Herrn Dürkopp.
Er hat nach dem Abitur im Mutterhaus in Essen eine Lehre absolviert und ist
durch sein engagiertes Auftreten schnell aufgefallen. Der Chef hat ein
besonderes Auge auf ihn geworfen, ihn protegiert. Auf Dürkopps Veranlassung hin
studierte Banzer Betriebswirtschaft und wurde während des Studiums großzügig
vom Unternehmen gefördert. Da war es selbstverständlich, dass ihm sehr schnell
eine verantwortliche Position zufiel.«
    Christoph hakte nach. »Das bedeutet aber, dass Sie
sich Ihren Stellvertreter nicht selbst aussuchen konnten?«
    Der Mann wich jetzt offensichtlich aus.
    »Ich habe den gesamten Mitarbeiterstamm übernommen und
nur bei Neueinstellungen meinen eigenen Einfluss geltend machen können.«
    Große Jäger war mit der Antwort unzufrieden. »Aber
Harald Banzer haben Sie nicht übernommen. Der ist mit Ihnen zusammen gekommen.«
    Roth schüttelte den Kopf. »Der kam nach mir. Später.«
    »Wurde er Ihnen hinterhergeschickt?«, übernahm
Christoph wieder die nächste Frage.
    »Das trifft nicht zu. Ich bin für dieses Unternehmen
verantwortlich und treffe die Entscheidung. Natürlich in Abstimmung
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