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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Hannes Nygaard
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geheizten Räumen gefunden werden, nicht auf
einem zugigen Marktplatz, auf dem man sich den Tod holt. Vielleicht bekommt ihr
ja Mengenrabatt, wenn ich mich dazulege.«
    Theatralisch hob er die Hand an den Mund und entließ
einen kräftigen Nieser. Dann traf sein Blick Große Jäger, und er rümpfte die
Nase.
    »Du meine Güte, der Schrecken aller Techniker ist auch
da. Kann es sein, dass bei euch an der Westküste die Duschen seit längerer Zeit
ausgefallen sind? Was gibt es denn?«, wandte er sich dann an Christoph.
    Der zeigte auf die Leiterin der Mordkommission. »Das
ist nicht unser Fall, Klaus.«
    Jürgensen stöhnte auf. »Ach du großer Schreck. Wieder
einmal die Dobermann. Die trägt ihren Namen nicht von ungefähr. Es gibt in der
gesamten Landespolizei in Schleswig-Holstein keine Kollegin, die so bissig ist
wie die Dobermann.«
    Der hatte es offenbar die Sprache verschlagen. Sie
holte tief Luft, antwortete aber nicht auf Jürgensens Bemerkung, sondern wies
mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Husum und mahnte Christoph barsch an:
    »Sie können jetzt mit Ihren Leuten abziehen. Ich
brauche Sie nicht mehr.« Dann schien sie sich eines Besseren zu besinnen.
»Vielleicht werde ich vorübergehend Ihren jungen Kollegen als Unterstützung
anfordern«, schob sie nach, um dann auf Jürgensen einzuwirken: »Wird Zeit,
Klaus, dass du mit deiner Arbeit beginnst.«

ZWEI
    Der morgendliche Berufsverkehr hatte eingesetzt, als
sie zur Dienststelle nach Husum zurückfuhren. Es waren jetzt mehr Fahrzeuge auf
der Bundesstraße unterwegs, Pkws mit Menschen auf dem Weg zur Arbeit,
Lieferwagen und der gewerbliche Nahverkehr, dazwischen einige schwere Lastwagen
mit dem gelben Kennzeichen des Nachbarlandes.
    Zu dieser frühen Stunde sind wir Einheimischen noch
unter uns, dachte Christoph. Später bevölkern die »Transit-Touristen« auf dem
Weg zum Fähranleger in Schlüttsiel und Dagebüll, aber auch nach Niebüll zur
Eisenbahnverladung Richtung Sylt, die Straßen.
    Große Jäger winkte ab, als Christoph ihn vorsichtig
fragte, ob er nicht doch lieber zuvor noch einmal daheim unter die Dusche
springen und die Kleidung wechseln wolle. »Dazu hattest du heute früh keine
Zeit«, hatte er ihm eine goldene Brücke gebaut.
    Im Büro übernahm Christoph das Kaffeekochen, während
Harm Mommsen ein paar belegte Brötchen zum Frühstück besorgen wollte. Der
Oberkommissar bereitete sich darauf in der ihm eigenen Weise vor, indem er
seine Lieblingsposition einnahm und die Füße auf einer herausgezogenen
Schreibtischschublade parkte. Genüsslich zog er an einer Zigarette und ließ die
blauen Rauchkringel zur Decke steigen.
    »Für mich ist das ein Rätsel«, gab er von sich. »Wenn
der Doc Recht hat mit seiner Vermutung, dass der Typ abgestürzt ist, und dies
auch die Todesursache ist, fehlt mir im Augenblick die Erklärung.« Mit dem linken
Zeigefinger bohrte er im Gehörgang, um sich dann ausgiebig das Ergebnis
anzusehen. Dann überlegte er weiter: »Es klingt plausibel, was Hinrichsen
erklärt hat. Aber wie soll jemand aus der vierten Etage abgestürzt sein, wo es
in ganz Bredstedt nicht ein Haus in dieser Größenordnung gibt? Und wenn es
weiterhin zutrifft, dass der Fundort auch der Aufschlagort ist, dann erscheint
mir das Ganze noch mysteriöser.«
    Christoph sah ihn über die Schulter an. »Mir ist es
auch rätselhaft. Da braucht es eine gehörige Portion Phantasie, um sich darauf
einen Reim zu machen. Aber, um das Thema zu wechseln, was hat es eigentlich mit
dieser Frauke Dobermann auf sich?«
    Der Oberkommissar nahm gelassen einen tiefen Zug aus
seiner Zigarette, drehte dann die Kippe mit langsamen Bewegungen im überfüllten
Aschenbecher aus und kratzte sich hinterm Ohr.
    »Du bist wirklich noch nicht lange in der
Bezirksinspektion Flensburg, was? Die Dobermann ist ein unheimlich bissiger
Typ. Und das in jeder Hinsicht. Sie ist ehrgeizig, hat offenbar die richtigen
Verbindungen, und man munkelt, dass sie wie ein Filmstar ist.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Christoph.
    Große Jäger grinste. »Sie ist wie ein Sternchen im
Filmgeschäft über die Besetzungscouch nach oben gekommen. Dabei sollte man sie
nicht unterschätzen. Wie der gleichnamige Hund beißt sie sich fest und lässt
nicht eher wieder los, bis das gejagte Wild zur Strecke gebracht ist.«
    »Mich hat ein wenig ihr Verhalten beim Erscheinen von
Harm überrascht.«
    Jetzt lachte Große Jäger lauthals in den Raum. »Eben.
Du kennst dich immer noch nicht aus in
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