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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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einfänden.“
    Amanda überlegte rasch.
    „Sagen wir in zwei Stunden. Ich muß zuvor noch einige Dinge regeln.“
    „Also gut, dann in zwei Stunden am Fernverkehrsterminal von Foraliestadt.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte Amanda. „Ich werde es nicht vergessen.“
    Sie unterbrach die Verbindung. Für einen Augenblick blieb sie still sitzen und dachte nach. Dann rief sie die Foralie-Heimstatt an, das Zuhause von Cletus und Melissa Grahame.
    Sie mußte einen Moment lang warten, dann erschien das hohlwangige und von zerzaustem Haar umrahmte Gesicht Melissas auf dem Schirm; sie war die Tochter Eachan Khans und nun die Frau von Cletus. In ihren schweren Augenlidern klebte noch der Schlaf.
    „Wer … ach, Amanda“, sagte sie.
    „Piers hat mich gerade darum gebeten, das Distriktkommando zu übernehmen“, sagte Amanda. „Die Invasionstruppen sind auf dem Weg, und ich muß Fal Morgan in einer Stunde verlassen, um an einer Konferenz in Südkap teilzunehmen. Ich weiß nicht, wann oder ob ich zurückkomme. Kannst du dich um Betta kümmern?“
    „Selbstverständlich.“ Sowohl die Stimme als auch das Gesicht Melissas wurden lebhafter, als sie sprach. „Wie weit ist sie?“
    „Sie kann jederzeit niederkommen.“
    „Ist sie in der Lage zu gehen?“
    „Nicht gerade von hier bis ans Ende der Welt. Aber sonst schon.“
    Melissa nickte.
    „Ich bin in vierzig Minuten mit dem Gleiter bei euch.“ Sie sah Amanda vom Schirm herab an. „Ich weiß … es wäre dir lieber, wenn ich dort bei ihr bliebe. Aber ich kann Foralie jetzt nicht verlassen. Ich habe es Cletus versprochen.“
    „Ich verstehe“, sagte Amanda. „Weißt du schon, wann er zurückkommt?“
    „Nein. Jederzeit – wie bei Betta.“ Ihre Stimme wurde ein wenig leiser. „Ich bin mir nie sicher.“
    „Nein. Und er auch nicht, nehme ich an.“ Amanda musterte die jüngere Frau einen Augenblick lang. „Wenn du hier bist, ist Betta bereit. Bis gleich.“
    „Bis gleich.“
    Amanda schaltete ab und machte sich daran, Betta aufzuwecken, sie anzuziehen und ihre Sachen zu packen. Als das erledigt war, mußte das Haus dazu hergerichtet werden, für eine Zeitspanne von vielleicht einigen Tagen leer zu stehen. Betta saß dick eingemummt auf einem Stuhl in der Küche und wartete, während Amanda die automatischen Kontrollen des Hauses für den Zeitraum ihrer Abwesenheit programmierte.
    „Du kannst mich ab und zu von Foralie anrufen“, sagte Betta.
    „Wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt“, erwiderte Amanda.
    Sie hob den Kopf und betrachtete das normalerweise offene und anmutige Gesicht ihrer Urenkelin, das nun aufgedunsen und wie ein blasser Vollmond war, der über der dicken roten Wolljacke schwebte, die sie einhüllte. Zu gewöhnlichen Zeiten war Betta mehr als tüchtig; nur in Notfällen wie diesem zeigte sie die Neigung dazu, irgendwo nach Halt zu suchen. Kritisch prüfte Amanda ihre eigene Geistesverfassung. Es war nicht leicht für Betta: Sie erwartete ein Kind, und sowohl Ehemann als auch Vater und Bruder waren ins All hinausgezogen, um zu kämpfen – und die Natur des Krieges brachte die Möglichkeit mit sich, daß keiner von ihnen zu ihr zurückkehrte. Außer diesen drei Männern gehörten gegenwärtig nur noch zwei Frauen dem Haushalt ap Morgan an. Und eine von diesen beiden, Amanda selbst, ging nun fort, um eine Aufgabe wahrzunehmen, die das Ende am Strang des Henkers oder einen Platz vor einem Erschießungskommando bedeuten konnte. Sie machte sich in dieser Hinsicht nichts vor: Die Koalitionstruppen der von der Erde geschmiedeten Allianz würden nicht mit den Hemmungen gegen Zivilisten kämpfen, die die Soldaten der neueren Welten an den Tag legten.
    Aber es hatte keinen Sinn, sich jetzt über Betta aufzuregen. Das würde niemandem von ihnen nützen. Außerhalb des Hauses ertönte ein sich näherndes Summen, das langsam anschwoll, unmittelbar jenseits der Küchentür seinen Höhepunkt erreichte und dann verklang.
    „Melissa“, vermutete Betta.
    „Komm“, sagte Amanda.
    Sie ging nach draußen. Betta folgte ihr ein wenig unbeholfen, und zusammen mit Melissa half ihr Amanda in die offene Kanzel des schlanken, mit Propellern versehenen Gleiters.
    „Ich melde mich bei dir, wenn ich Zeit habe“, sagte Amanda und hauchte ihrer Urenkelin einen Kuß auf die Wange. Bettas Arme schlangen sich eng um sie.
    „Mandy!“ Das Kürzel ihres Namens,« das normalerweise nur von kleinen Kindern verwendet wurde, und das plötzliche, verzweifelte
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