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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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heranschob und den Inhalt in die Abfallmulde unterhalb der Abluftöffnungen kippte. Dann zog er ihn wieder auf die Fahrbahn zurück und winkte Amanda zu. Alter und Mühsal hatten ihn beinah bis aufs Skelett abmagern lassen, aber sein Körper war noch immer kräftig, wenn auch nur wenig ausdauernd. In den Augen über der alten Messernarbe, die sich quer über sein ganzes Gesicht zog, schimmerte zynischer Humor.
    „Nickel-Schleifreste?“ fragte Amanda und nickte in Richtung des Staubs, den Jhanis gerade abgeladen hatte.
    „Genau“, sagte er. In seiner Stimme erklang die gleiche Bitterkeit, die auch in seinen Augen zum Ausdruck kam. „Sie sind früh auf den Beinen.“
    „Sie ebenfalls“, gab sie zurück.
    „Es gibt eine Menge zu tun.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Amanda.“
    Sie schlug ein.
    „Jhanis.“
    Er ließ die Hand wieder sinken und grinste erneut.
    „Nun ja, muß wieder an die Arbeit. Viel Glück, Kommandeur, gnä’ Frau.“
    Er schob den Wagen zum Manufakturat zurück.
    „Die Neuigkeiten sprechen sich rasch herum“, sagte sie.
    „Was dachten Sie?“ gab er ihr über die Schulter zur Antwort und verschwand wieder im Innern. Die Metalltür rollte auf ihren Führungen und schloß sich mit einem rasselnden Knall hinter ihm.
    Amanda kletterte erneut in ihren Gleiter und flog weiter zur Stadt. Als sie zu einem nur wenig abseits der Hauptstraße gelegenen Weg mit kleinen Häusern zu beiden Seiten gelangte, erblickte sie Bhaktabahadur Rais, der den Pfad zwischen den Blumenbeeten vor seinem Heim kehrte. Er hielt den Besen ungeschickt, aber fest in den gekrümmten und arthritischen Fingern der einen Hand, die er noch besaß. Der leere Ärmel des anderen Arms war säuberlich unmittelbar unterhalb des Schulteransatzes befestigt. Der kleine, dunkelhäutige Mann lächelte herzlich, als Amanda den Gleiter auf der anderen Seite des Weges parkte und den Motor abschaltete. Rais war nicht größer als ein zwölfjähriger Junge, aber obwohl er fast genauso alt war wie Amanda, bewegte er sich mit der Gelenkigkeit eines Kindes.
    Er trug den Besen zum Gleiter, lehnte ihn dort an seine Schulter und salutierte. In seinen Augen funkelte es schelmisch.
    „Na schön, Bhak“, sagte Amanda. „Ich komme eben der Bitte nach, die man an mich richtete. Haben die Kinder und Greise die Stadt verlassen?“
    Er wurde ernst.
    „Piers hat sie vor zwei Tagen fortgeschickt“, sagte er. „Wußten Sie das nicht?“
    Amanda schüttelte den Kopf.
    „Ich war mit Betta beschäftigt. Warum schon vor zwei Tagen?“
    „Offenbar wurden sie fortgebracht, bevor wir sichere Informationen über die Invasionstruppen von der Erde besaßen.“ Er nahm seinen Besen wieder in die Hand. „Wäre nichts weiter geschehen, hätte man sie einfach nach ein paar Tagen zurückholen können. Amanda, wenn Sie mich irgendwie brauchen sollten …“
    „Dann sage ich Ihnen Bescheid, keine Sorge“, erwiderte sie. Für Bhak war es in jedem Fall einfacher zu kämpfen, als zu warten. Auf seinem Kaminsims lag noch immer der krumme Dolch in der Bogenscheide bereit. „Ich muß weiter zur Stadtverwaltung.“
    Unter dem Schub der Propeller stieg der Gleiter in die Höhe. Das Summen klang laut durch die stille Straße.
    „Wo ist Betta?“ fragte Bhak und hob dabei die Stimme.
    „In Foralie.“
    Er lächelte erneut.
    „Gut. Irgendwelche Neuigkeiten von Cletus?“
    Sie schüttelte den Kopf und lenkte den Gleiter den Weg hinunter. Sie bog um die Ecke des letzten Hauses in die Hauptstraße ein, hielt dann plötzlich an und flog zurück. Ein Mädchen mit grober Statur, langem braunem Haar und ein wenig verkniffenem Gesicht saß auf der ersten Stufe vor dem Gebäude. Amanda parkte den Gleiter ein drittes Mal, stieg aus und ging zur Treppe. Das Mädchen sah zu ihr auf.
    „Marte“, sagte Amanda, „was machst du denn hier? Warum hast du nicht zusammen mit den anderen Mädchen und Jungen die Stadt verlassen?“
    Ein Hauch von Eigensinn glitt über Martes Gesicht.
    „Ich bleibe hier bei Oma.“
    „Aber du wolltest dich doch einer der Gruppen anschließen“, sagte Amanda sanft. „Das hast du mir erst letzte Woche gesagt.“
    Marte gab keine Antwort. Sie blickte nur starr auf den Beton des Gehwegs zu ihren Füßen. Amanda schob sich an ihr vorbei, stieg die Stufen hoch und betrat das Haus.
    „Berthe?“ rief sie, als sich die Tür hinter ihr schloß.
    „Amanda? Ich bin in der Bibliothek.“ Die Stimme, die ihr antwortete, war so tief, daß sie einem Mann
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