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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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gehören konnte. Amanda ging ihrem Klang nach und trat in ein weiter rechts von ihr gelegenes Zimmer. Die gute Freundin, die sie dort inmitten vollgepackter Bücherregale vorfand, war eine noch ältere Frau als sie selbst. Sie saß an einem Tisch und beschrieb einen Bogen Papier.
    „Hallo, Amanda“, sagte Berthe Hausgrud. „Ich bin gerade dabei, einige Instruktionen schriftlich zu fixieren.“
    „Marte ist immer noch hier“, sagte Amanda.
    Berthe lehnte sich in ihrem Sessel zurück und seufzte.
    „Es ist ihre eigene Entscheidung. Sie will hierbleiben. Ich bringe es nicht über mich, sie zum Verlassen der Stadt zu zwingen, wenn sie sich dagegen sträubt.“
    „Was hast du ihr erzählt?“ Amanda vernahm den Tonfall ihrer Stimme; sie klang schärfer, als sie es beabsichtigt hatte.
    „Nichts.“ Berthe sah sie an. „Man kann nichts vor ihr verbergen, Amanda. Sie ist so feinfühlig wie … wir alle. Sie hat es erfahren – aufgrund unseres Verhaltens, vielleicht von den anderen Kindern und Jugendlichen. Selbst wenn sie die Einzelheiten nicht versteht, so weiß sie doch, was vermutlich geschehen wird.“
    „Sie ist jung“, sagte Amanda. „Noch keine siebzehn, nicht wahr?“
    „Aber sie hat niemanden außer mich“, sagte Berte. Der Blick ihrer schwarzen Augen unter den faltigen Lidern war offen und direkt. „Ohne mich wäre sie ganz allein. Oh, ich weiß, alle hier in der Stadt würden sich um sie kümmern, soweit es in ihren Möglichkeiten stünde. Aber das wäre nicht dasselbe. In diesem Haus hier, in dem nur wir beide leben, kann sie vergessen, daß sie anders ist. Hier kann sie sich vorstellen, genauso glücklich zu sein wie alle anderen. Wenn ihr das genommen wird …“
    Sie sahen sich einen Moment lang schweigend an.
    „Nun, es ist deine Entscheidung“, sagte Amanda und wandte sich ab.
    „Und ihre, Amanda. Und ihre.“
    „Ja. In Ordnung. Auf Wiedersehen, Berthe.“
    „Auf Wiedersehen, Amanda. Und viel Glück.“
    „Das wünsche ich dir auch“, gab Amanda ernst zurück. „Das wünsche ich dir auch.“
    Sie ging hinaus und strich Marte sanft über den gebeugten Kopf, als sie an ihr vorbeikam. Das Mädchen rührte sich nicht und gab auch keinen Ton von sich. Amanda stieg wieder in den Gleiter, lenkte ihn um die Ecke herum auf die Hauptstraße und flog in Richtung des rechteckigen Betonkastens, dem Verwaltungsgebäude von Foraliestadt.
    „Hallo, Jenna“, sagte sie, als sie ins Außenbüro trat. „Ich bin hier, um den Diensteid abzulegen.“
    Jenna Chalk sah von ihrem Schreibtisch hinter dem Schalter auf, der das Vorzimmer unterteilte. Sie war eine heitere, kleine Frau mit rostfarbenem Haar und gut sechzig Jahre alt. Ihre äußere Erscheinung ließ nicht vermuten, daß sie einst eine Söldnerin gewesen war.
    „Gut“, erwiderte sie. „Piers hat schon gewartet. Ich hole die Papiere, und dann gehen wir …“
    „Er ist immer noch hier?“ fragte Amanda. „Auf was wartet er denn?“
    „Er wollte Sie sprechen.“ Jenna schob ihre Arme in die gepolsterten Haltepunkte der beiden am Schreibtisch lehnenden Krücken und stemmte sich in die Höhe. Dann lehnte sie sich auf die Seite, nahm den vor ihr auf der Tischfläche liegenden Aktenordner zur Hand und wandte sich dem Korridor hinter dem Schalter zu, der in den rückwärtigen Bereich des Gebäudes und zu den anderen Büros dort führte. Amanda trat durch die Drehtür in der Trennwand und schloß zu ihr auf.
    „Wie geht’s ihm?“ fragte Amanda.
    „Er ist ziemlich fertig – aber seit die Sonne aufgegangen ist, geht es ihm ein wenig besser“, erwiderte Jenna, während sie den Gang hinunterhumpelte. Ihre Knochen waren mit den Jahren so fragil geworden, daß sie beinah auf eine leichte Berührung hin splittern konnten, und sie hatte sich so oft die Beine gebrochen, daß es schon fast an ein Wunder grenzte, daß sie überhaupt noch gehen konnte. „Ich glaube, er wird es erst dann wagen, sich einer Behandlung zu unterziehen, wenn er sicher ist, daß Sie hier die Verantwortung übernehmen.“
    „Er hätte nicht auf mich zu warten brauchen“, sagte Amanda. „Das war töricht.“
    „So ist er eben“, gab Jenna zurück. „Siebzig Jahre alte Angewohnheiten lassen sich nicht einfach so abstreifen.“
    Sie blieb vor einer bestimmten Tür stehen und öffnete sie. Sie traten zusammen ein und erblickten die massige und betagte Gestalt von Piers, die in einem hochlehnigen Sessel hinter dem breiten Schreibtisch seines Büros ruhte.
    „Piers“, sagte
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