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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen
Autoren: Carter Brown
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Mr.
Holman .« Dem Ton ihrer Stimme nach zu schließen, hätte
sie noch immer Schülerin der letzten Klasse der High School und ich ihr
Mathematiklehrer sein können.
    Sie war sich ihrer halben
Nacktheit völlig unbewußt, soviel begriff ich. Nicht in dem Sinn, in dem sich
ein reiferer Filmstar in professioneller Umgebung dieser Tatsache ebenfalls
nicht bewußt wäre, sondern mehr im unschuldigen Sinn eines jungen Mädchens, das
die mögliche Wirkung ihres halbnackten Körpers auf Männer noch nicht völlig
erkannt hat.
    »Ivan hat mir eine Menge von
Ihnen erzählt, Miss Astor«, sagte ich, und sie lächelte erneut
pflichtschuldigst.
    »Und dies ist Miss Koerner «, sagte Massie und nickte
zu der auf der Couch sitzenden Frau hinüber. »Mr. Holman.«
    Die Frau betrachtete mich einen
Augenblick lang scharf, bis sie davon überzeugt war, daß mein Gesicht nicht zu
denen gehörte, die in der Zelluloidwelt zählten, lächelte vage und malte mit
ihrem Kugelschreiber Männchen.
    »Aber wir wollen Ihr Interview
nicht unterbrechen, Miss Koerner «, sagte Ivan mit
einer Spur von Ironie in der Stimme.
    »Es ist beinahe fertig, Mr.
Massie .« Sie ließ ihm ein feuchtes Lächeln zukommen,
welches eine Reihe ungleichmäßiger Zähne enthüllte, denn sie wußte, daß er ein
großer Produzent war und daß sein Gesicht ganz entschieden zählte.
    »Dann wollen wir uns ruhig
hinsetzen und warten, bis Sie fertig sind, wenn Sie nichts dagegen haben«,
schlug er vor.
    »Natürlich habe ich nichts
dagegen, Mr. Massie«, sagte sie schelmisch. »Ich habe nur noch zwei oder drei
weitere Fragen .« Sie konzentrierte sich wieder auf ihr
Objekt. »Toni, meine Liebe«, ihre Stimme troff vor Honigsüße, »empfanden Sie
nach dem unglückseligen Scheitern Ihrer Ehe mit Kent Shelton den Männern
gegenüber Bitterkeit ?«
    Das Mädchen wandte sich dem
riesigen Spiegel zu und betrachtete flüchtig ihr Gesicht in dem mitleidlosen
Glanz der Neonleuchtröhre, bevor sie ein Papiertaschentuch ergriff und sich
vorsichtig einen Klecks Hautcreme vom Kinn wischte.
    »Bitterkeit?« Ihre Stimme hatte
einen kindlichen Klang. »Nein, ich habe keine Bitterkeit empfunden. Warum auch?
Ich glaube, Kent war zu alt für mich, wissen Sie. Ich meine, solche Dinge
kommen eben vor .«
    »Wie weise und vernünftig Sie
sind, daß Sie bei den schrecklichen Erfahrungen, die Sie erlitten haben, nicht
bitter geworden sind !« sagte Miss Koerner in schwärmerischem Ton. »Ich meine, selbst wenn man die Art und Weise in
Rechnung stellt, in der er Ihnen davongerannt ist .« Sie harrte erwartungsvoll auf eine Reaktion und sah ein wenig enttäuscht drein,
als keine erfolgte. »Nun, noch eine letzte Frage, meine Liebe: Beginnt sich in
Ihrem Leben im Augenblick eine neue Romanze abzuzeichnen ?« Sie kicherte erwartungsvoll. »Ich meine damit natürlich diesen jungen Sänger,
der so sensationell im Kommen begriffen ist — Larry Gold ?«
    Toni Astor starrte ausdruckslos
ein paar Sekunden lang auf ihr eigenes Spiegelbild und sagte dann mit
steinerner Stimme: »Larry und ich sind nur gute Freunde .«
    »Oh!« Diesmal war Miss Koerner ganz offen enttäuscht. »Ich dachte, nachdem Sie
beide in letzter Zeit so häufig miteinander verabredet waren und so, daß Sie -
nun ja...«
    »Nur gute Freunde«, wiederholte
das Mädchen mit kalter Stimme.
    »Ich verstehe, Liebes .«
    Miss Koerner seufzte schwer, schob Stenogrammblock und Kugelschreiber ein und stand auf.
»Nun, tausend Dank, Liebe, für das bezaubernde Interview. Es wird in der
nächsten Ausgabe den Mittelpunkt bilden, und Sie sind auch auf der Titelseite .«
    »Wie nett«, sagte Toni Astor
gelangweilt. »Vielen Dank, Miss Koerner .«
    »Das gehört zu meinem Job,
Liebes .«
    Die unscheinbare Frau lächelte
einen Augenblick lang düster den Rücken des jungen Mädchens an und ging dann
auf die Tür zu. »Auf Wiedersehen, Mr. Massie. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie
der lästigen kleinen, alten Koerner so viel von Tonis
Zeit überlassen haben .« Sie lachte schrill. »Und ich
weiß ja, wie beschäftigt dieses kleine Mädchen im Augenblick sein muß !« Sie warf mir, während sie an mir vorüberging, einen vagen
Blick zu. »Auf Wiedersehen, Mr. — äh ?«
    Die Tür des Trailers schloß
sich energisch hinter ihr, und Toni Astor sagte mit teilnahmsloser Stimme:
»Dreckige alte Ziege !«
    »Ich dachte, du wärst
allmählich an die Leute gewöhnt«, sagte Ivan Massie gutgelaunt.
    »Ich meine, wenn man die Art
und Weise in Rechnung stellt,
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