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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen
Autoren: Carter Brown
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Gesicht zu betrachten, wobei ich
mich über die Samthandschuhe wunderte, mit denen er mich während der letzten
beiden Stunden angefaßt hatte, was völlig untypisch für ihn war. Ivan Massie
stand berechtigterweise in dem Ruf, jedermann wie den letzten Dreck zu
behandeln, mit Ausnahme seiner Schauspieler und Schauspielerinnen. Diese
konnten sowohl wie königliche Hoheiten als auch wie schierer Abfall behandelt
werden, je nachdem, wieviel oder wie wenig sie
jeweils dem Studio wert waren.
    Massie mochte um die Fünfzig
herum sein; ich wußte, daß er in den letzten fünfundzwanzig Jahren in Hollywood
gelebt hatte, erst als Regisseur und dann — in den letzten zehn Jahren — als
zunehmend erfolgreicher Produzent. Er hatte immer für dasselbe Studio
gearbeitet, und jeder einzelne seiner Filme hatte Geld eingebracht. Deshalb war
er nun ihr größter Produzent und der Darling des vorderen Bürogebäudes und — o
Mann — das wußte er auch!
    Physisch gesehen, war er ein
Riese von einem Mann, der wie ein umherstreifender Grizzlybär aussah. Seine
dichte graue Mähne war straff aus der Stirn gebürstet und ringelte sich in dicken,
festen Locken im Nacken. Es wurde behauptet, nur einmal hätte jemand innerhalb
seines Hörbereichs seine leicht feminin wirkende Frisur kommentiert, und das
lag fünfzehn Jahre zurück, als ein Bühnenarbeiter, der soeben hinausgeworfen
worden war, ihn als den »größten Schwulen der gesamten Filmindustrie«
bezeichnet hatte. Das Studio hatte etwa zweitausend Dollar Arztkosten bezahlen
müssen, als der Unterkiefer des Bühnenarbeiters im Krankenhaus wieder zu einem
Stück zusammengeleimt werden mußte, und weitere fünftausend, um die Affäre
außerhalb des Gerichtssaals zu bereinigen.
    »Tonis Hütte steht in der
Canyon Road am Sunset Boulevard«, sagte er leutselig. »Meine Sekretärin kann
Ihnen die Adresse geben .«
    »Großartig !« sagte ich. »Wie steht es mit Larry Gold ?«
    »Was wissen Sie bereits über
ihn, Rick ?«
    »Fast gar nichts«, gab ich zu.
»Für mich ist er eben einer dieser Dutzend-Schlagersänger, die für ein, zwei
Jahre aus dem Nichts auftauchen, mit einem Hit aufwarten und dann wieder dahin
entschwinden, wo sie hergekommen sind .«
    »Genauso fing es mit Larry Gold
an, nur ist er bis jetzt noch nicht wieder entschwunden«, sagte Massie lebhaft,
»und er wird es auch nicht tun. Dieser Junge war der Einzelgänger der
Rock-and-Roll-Ära — der eine, der wirklich Talent hatte. Als er ein heiserer
Fünfzehnjähriger war, zerrten sie ihn aus einer Volksschule in Bronx, gaben ihm
eine Gitarre und einen hübschen Anzug, der garantiert auch innerhalb einer
Familiengruft wie eine Neonreklame leuchtete! Dann wandten sie jeden Trick an,
den sie kannten — verschiedene technische Aufnahmetricks, eine Echokammer,
alles — , um ihm bei einer Plattenaufnahme über die
Runden zu helfen. Er war eine der Halbjahressensationen auf dem Teenagermarkt.
    Aber nach einer Weile machte
jemand in der Schallplattengesellschaft eine große Entdeckung: Der Junge hatte
wirkliches Talent und eine wirkliche Stimme. Also gingen sie daran, mit ihm zu
arbeiten — Vortragstechnik, Stimmtraining, Tanzen, Schauspielunterricht — , es gab nichts, worin der Junge keinen Unterricht bekam.
Nun haben sie sich einen dreiundzwanzig Jahre alten Sänger herangezüchtet, der
den Eindruck erweckt, als brächte er noch weitere dreißig Jahre Geld ein. Er
bringt jedes Jahr sechs neue Platten heraus, und jede einzelne ist
Spitzenklasse — mehr oder weniger — , aber sie kommen
alle an.«
    »Wo ist er jetzt? -
Geographisch meine ich«, sagte ich.
    »Hier in Hollywood«, brummte
Ivan. »Er dreht seinen ersten Film — jugendliche Hauptrolle in einer
unabhängigen Produktion, die nur billige Filme macht. Wann immer er Gelegenheit
hat, schmeichelt er sich bei Toni ein, und in letzter Zeit hat er dazu verdammt
viel Gelegenheit .«
    »Das, was Sie eben Toni im
Trailer mitgeteilt haben«, sagte ich mit sachlicher Stimme, »haben Sie das
wirklich so gemeint? Sie wollen nur, daß ich Nachforschungen über ihn anstelle
und Ihnen darüber berichte? Oder — nun, nachdem wir allein in Ihrem Büro sind —
sind Sie jetzt dabei, Ihre Ansicht zu ändern? Wollen Sie mir vielleicht jetzt
mitteilen, Gold solle in jeder mir möglichen Weise eingeschüchtert werden ?«
    In seinen stahlgrauen Augen
glitzerte es schwach. »Versuchen Sie, mir etwas unter die Nase zu reiben, Rick ?« fragte er mit leiser tödlicher Stimme. »Wie zum
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