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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss
Autoren: Karl Gutzkow
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mäßigen, aber sichern Renten der Vergangenheit.
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    Hüte dich vor dem Ausfallenlassen der Tage! Die Zwischentage zwischen den im Kalender rothangestrichenen Tagen, die irgend einer Hoffnung, einer Erwartung, einer Freude gelten, bringt dir kein Gott wieder zurück.
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    Es gibt Menschen, die immer die Principien ihres Wesens erläutern, immer von den Gründen ihres Handelns sprechen. Und gerade sie sind die schwächsten. Bäume, von denen allmälig die Wurzeln ihres Stammes ans Tageslicht kommen, erliegen dem nächsten Sturm.
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    Ein Geheimniß nicht nur der Chemie, sondern des ganzen Lebens ist, aus Kohle Diamanten zu schaffen.
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    Ein jedes Glück ist demjenigen vergänglich, der nicht in sich selbst den Himmel trägt und schon aus sich allein die Quellen strömen läßt, die seinen Durst nach Seligkeiten stillen.
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    Wir sehen, wie in einem durchsichtigen himmelblau klaren See, die verlornen Tage der Vergangenheit schimmern. Ach, die glänzende Klarheit täuscht über die Erreichbarkeit der Tiefe – !
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    Beruhige dich doch! Allerdings darfst du annehmen, daß dich die Welt nicht ganz so hoch anschlägt, wie du dir, wenn du übermüthig bist, selbst erscheinst, aber sieschlägt dich auch nicht ganz so gering an, wie du dir selbst erscheinst, wenn du verzagst.
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    Ein Weiheaugenblick, zu entdecken, daß unser Leben im Herzen eines Freundes gebucht wurde, daß bei ihm Dinge, Handlungen und Aeußerungen verzeichnet blieben, an die wir uns selbst, im Drang des Weiterlebenmüssens, kaum noch würden erinnert haben.
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    Das Meer ist salzig wie die Thräne, die Thräne ist salzig wie das Meer. Das Meer und die Thräne sind sich durch die Einsamkeit verwandt. Das Meer hat sie schon, die Thräne sucht sie.
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    Wie nur diejenigen Wunden heilen, die man ausbluten läßt, so verwindet man auch nur diejenigen schmerzlichen Erfahrungen, die man sich nicht wegläugnetund in ihren Folgen ganz auskostet, ohne sich daran etwas zu mildern oder zu beschönigen.
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    Welchem Alter gehört die Herrschaft der Welt? Dem Lebensalter von fünfzig Jahren. Es mögen Perioden kommen, wo die Zwanziger, die Dreißiger, Vierziger regieren; aber immer wieder drängt die Geschichte darauf hin, daß ihnen das Ruder der Dinge entwunden wird und sich die Besitztümer, die Erfolge, Meinungen und Ueberzeugungen nach den Interessen und Stimmungen derjenigen Menschenrasse regeln, die fünfzig Jahre alt und – voraussätzlich weise geworden ist.
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    Nur der Jugend steht die Thorheit an. Dem Alter steht Alles so, wie es ist, oder – noch schlimmer.
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    Ein ganzes Unglück verdrießt uns nicht so sehr, wie ein nur zur Hälfte eingetroffenes Glück.
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    Wer immer getäuscht wurde und immer noch hofft, ist entweder ein Narr oder ein Engel.
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    An das Entbehren kann sich der Mensch in solchem Grade gewöhnen, daß ihm sogar der erste Lichtblick eines neuen Glücks fremdartig und unzugänglich wird.
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    In Augenblicken übersprudelnder Freude sind wir für die Verdrießlichkeiten des Alltagslebens am allerempfindlichsten.
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    Grauenhaft ist das Bewußtwerden unsrer irdisch beschränkten und thierischen Natur, wenn viele Menschen in einem und demselben Augenblick einer gleichen Gefahr ausgesetzt sind. Der einzige gräßliche Schrei beim Zusammenbrechen einer von hundert Menschen bestandenen Estrade, das Umschlagen eines zu stark bemannten Bootes, oder das gemeinsame sorglose und doch gefahrvolle Schlafen bei einer nächtlichen Eisenbahnfahrt, die Seekrankheit auf einem Schiffe und ähnliche gemeinsame und gleichbedingte Erlebnisse machen uns in dem Grade zu einer wenn auch etwas höher organisirten Thiergattung, daß auf Augenblicke unsere kühnsten Einbildungen vom Werth unseres Daseins zerstört werden können.
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    Leider läßt der rechte Augenblick meistentheils so lange auf sich warten, daß wir von all unserer Aufmerksamkeit bereits ermüdet sind, wenn er endlich wirklich eintrifft.
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    Scheint es manchmal, als wenn wir uns förmlich beeiferten, uns unglücklich zu machen, so möchte manfast annehmen, wir ahnten den Werth des Unglücks für unser besseres Selbst.
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    Der Himmel verhängt nicht immer Widerwärtigkeiten über uns, um uns zu demüthigen, sondern auch, um uns stolz zu machen.
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    In den Schwankungen des Lebens hältst du dich nur aufrecht, wenn du für jede und alle Lagen deinen Schwerpunkt in Wahrheit und Gerechtigkeit suchst.
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    Wenn ihr nur wüßtet, wie wohl wir hinter dem, was ihr an uns
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