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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss
Autoren: Karl Gutzkow
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weitaus andern Dingen, die du dir, wenn du den Werth, den sie künftig für dich haben sollten, geahnt hättest, in der Jugend viellieber gewünscht haben würdest.
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    Gib mir, o Gott, Weisheit aus Erfahrung und aus – bittersten Leiden! Nur gib mir die größere nicht – aus Vergehen und Schuld!
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    Im Unglück tröstet nur die Gewöhnung an den ganzen, unverkürzten, durch nichts gemilderten oder weggeläugneten Umfang der schmerzlichen Thatsache selbst. Darum tröstet auch nur der, der mitfühlt, nicht der, der uns durch sogenannte Trostgründe erheben will.
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    Seltsam, was wir in späteren Jahren Frohes und Glückliches erleben, das erinnert uns nur zu bald an schönere Stunden, die wir schon erlebt haben, und wir legen's – zum Uebrigen. Aerger aber und Verdruß, die sind uns immer vollständig neu, kommen uns ganz unerhört und haben keine Analogie im all schon verwundenen Aerger und Verdruß der Vergangenheit.
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    Ihr Verstandesmenschen, ja, eure Weisheit blieb über die Gemüthsnaturen, die euch an Tiefe und Bedeutung weit überlegen waren, zuletzt siegreich! Ihr habt sie erdrückt, ihr habt sie beseitigt. Aber nach Jahren vergleiche Einer die Thaten, die von Jenen und die, die von Euch zeugen! Wie stehen da die siegreichenHandlungen der Kaltvernünftigen so welk und entblättert, während aus den Irrthümern, aus den Niederlagen des Gemüthes wie über Trümmern ein unverwelklicher Frühling emporragt.
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    Wie wenig bedarfst du, wenn du unglücklich bist! Unersättlich macht dich nur das Glück.
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    Willst du dir den abendlichen Frieden deines Lebens sichern, so ruf' deine Fahrzeuge zeitig vom hohen Meere heim! Wirf die Netze des Erfolgs nur noch am nächsten Ufer aus!
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    Ich entschuldige die kalte Handlungsweise und den Mangel an Aufopferung manches Egoisten dadurch, daß ich mir denke, er hat wol ein vorahnendes Grauen, wie tiefe Wunden – Undankbarkeit schlägt.
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    Im Alter nimmt nicht die Fülle der Ideen ab, nur die Lust, sie auszusprechen.
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    Seid doch wach und zum Besuch der Gottheit gerüstet zu jeder Stunde! Weihestunden gibt es ja, wo wir Ueberirdisches zu empfinden wähnen und wo wir auch unser Bestes im Schaffen, im Denken, Fühlen und Handeln hervorbringen. Selten freilich werden solche Weihestunden diejenigen, auf welche wir uns erst mit der Erwartung, daß sie feierliche und weihevolle werden sollten, umständlich vorbereiteten.
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    Wir besitzen Schätze, die wir viel zu selten mustern und wären's nur – Kleinigkeiten, wie die Fähigkeit, eine Frühlingsnacht zu empfinden.
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    Wird Liebe zur Leidenschaft, so ist ihr bekanntlich nichts so peinlich, als für die lodernde Flamme nichtimmer neue Nahrung zu haben. Aber auch dem Haß geht es so. Auch der kann verzweifeln, wenn er nicht immer neue Nahrung findet, Veranlassungen, die sein Vorhandensein rechtfertigen sollen. Nichts macht ihn dann ergrimmter, als ohne Reizung in und an sich selbst ersticken zu sollen.
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    Es ist eine oft vorkommende Erscheinung, daß Gemüthsmenschen für Verstandesmenschen und Verstandesmenschen für Gemüthsmenschen genommen werden. Das Mißverständniß entsteht daraus, daß der Gemüthsmensch fürchtet, in der Welt, wie sie nun einmal ist, mit seinem Gemüth nicht auszukommen. Dadurch wird er immer geneigt sein, seinen Verstand, soviel er davon eben besitzt, in lebhafteste Thätigkeit zu versetzen. Er setzt ihn aus Angst in Thätigkeit und bei oberflächlicher Beurtheilung kann er sogar als ein Dialektiker und Sophist erscheinen. Verstandesmenschen dagegen wirken um deßwillen oft wie gleichsam gemüthliche, weil sie sich vor den Gefahren des Gemüths vollkommen sicher wissen. Wehe jedoch dem, der dieser gemüthlich behaglichen Ruhe, diesem Gemüth der Verstandesmenschenallzusehr vertraut! Sie können dein innerstes Herz schon in Stücke gerissen haben und dich mit Lächeln verenden sehen, während ihre erste Cigarre noch nicht ausgeraucht ist.
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    Schreibe das, was du dir bei Andern als Mangel an Wertschätzung deutest und was dich oft so von Herzen bekümmern kann, in der Regel lieber auf die so weit unter den Menschen verbreitete Untugend der – Trägheit.
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    Mit deinem Glauben an die Menschen halte dich aufrecht, wenn sie dich auch hundertmal betrogen hätten. Denke dir, wenn dir je ein Freund zu Theil werden könnte, für den du das Erkennen verlernt hättest!
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    Wir schwachen Menschen leben lieber von den Vorschüssen, die wir der Zukunft abborgen, als von den zwar
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