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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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dass Witkowski einen solchen Vertrauensbruch nicht ungestraft ließ, beschaffte er sich falsche Papiere und tauchte ab. Allerdings war dies ein Spiel mit dem Feuer, denn ›Das Krokodil‹ verstand in solchen Dingen absolut keinen Spaß und Gefangene machte Witkowski nicht.
    Karins Plan sah vor, einfach in Witkowskis Hauptquartier, seiner eigenen Kneipe, vorbei zu schauen und auf den Busch zu klopfen. Sie hoffte, dass es ihr gelang, ihn dadurch nervös zu machen und zu einer unbedachten Handlung zu verleiten. Ihr war natürlich klar, dass auch sie mit dem Feuer spielte, denn es würde Witkowskis Gewissen nicht sehr strapazieren, sie einfach verschwinden zu lassen.
    Während sie sich diese Gedanken machte, erreichte sie die Szenekneipe, in welcher sie mit Sicherheit auf ›Das Krokodil‹ stoßen würde. Der Wechsel von der frischen Abendluft zum abgestandenen Gaststättenmief traf Karin wie ein Hammer. Es roch nach Alkohol und Zigarettenrauch, auch den Geruch von Hanf glaubte sie zu wittern. Auf das Rauchverbot wurde in Witkowskis Etablissement offensichtlich nicht viel gegeben. Das Publikum, welches die Kneipe fast füllte, war gemischt, meistens junge Leute, die sich ungezwungen amüsieren wollten und keine Ahnung hatten, welchen geschäftlichen Hintergrund ihre abendliche Oase besaß.
    Karin, die sich noch nie viel aus dem Rauchen gemacht hatte, dachte nicht im Traum daran, ihren Aufenthalt in der Gaststube lange auszudehnen und anschließend wie Kneipe zu riechen. Sie ging schnurstracks zur Bar und winkte den Barkeeper zu sich. Bevor der nach ihrem Begehr fragen konnte, hielt sie ihm ihren Dienstausweis vor die Augen und verlangte, Witkowski zu sprechen. Aus Erfahrung wusste sie, dass dies problemlos ging. ›Das Krokodil‹ wollte immer den Schein der Aufrichtigkeit wahren. Sie wurde von einem herbeigerufenen Türsteher zum Büro des Chefs geführt. Der Bodyguard, Karin schätzte ihn auf mindestens 1,90 Meter und Kleidergröße XXXXL, kam mit ins Büro hinein und machte Anstalten, sich hinter dem Besucherstuhl aufzustellen. Karin wollte das um jeden Preis vermeiden. Sie ignorierte Witkowski und herrschte stattdessen den Türsteher an, er solle gefälligst vor der Tür warten. Danach lächelte sie ›Das Krokodil‹ lieb an und säuselte mit ihrer zartesten Stimme: »Ich komme zu einem Vier-Augen-Gespräch, oder brauchen Sie etwa Schutz, wenn ich zu Besuch bin?«
    Witkowski durchschaute Karins Manöver selbstverständlich, wollte sich aber keine Blöße geben und außerdem fürchtete er sich nicht. Ein kurzer Wink mit den Augen und der Bodyguard verschwand und schloss die Tür hinter sich.
    »Frau Kommissarin, welche Freude, Sie wieder bei mir begrüßen zu können. Hat ein Gast sich schlecht benommen, oder sind Sie gar zur Verkehrspolizei versetzt wurden und vor meinem Lokal wird falsch geparkt?«
    »Na jedenfalls können Sie verdammt froh sein, dass ich nicht beim Ordnungsamt bin, sonst würde ich wegen der mit Nikotin angereicherten Luft ein Wörtchen mit Ihnen reden.«
    »Das ist ein starkes Stück, dass schon wieder geraucht wird, erst vor einer halben Stunde …«
    »Regen Sie sich ab«, unterbrach sie Witkowskis gespielte Empörung, »Ich komme um Grüße auszurichten, Grüße von Ihrem Geschäftspartner Joachim Haase. Leider konnte er die Grüße nur post mortem ausrichten, er ist heute unerwartet verstorben.«
    Witkowski war viel zu clever, um die Bekanntschaft mit Haase zu leugnen oder sich dumm zu stellen. Während er seine Antwort zurechtlegte, hatte Karin Gelegenheit ihn zu mustern. Seit ihrer letzten Begegnung waren zwei Jahre vergangen, aber die Zeit war spurlos an ihm vorübergegangen. Er war ein schlanker, durchtrainierter Mann und durchaus gut aussehend. Witkowski war viel zu sehr auf seine Gesundheit und seinen Körper bedacht, um das Gift, mit dem er den Großteil seines Vermögens erwarb, selbst zu konsumieren. Hier bewies es sich wieder, dachte Karin, man sieht den Menschen ihren Charakter nicht immer an. Witkowski sah aus wie ein ganz normaler junger Mann, all das Böse und Gefährliche trat bei ihm nicht an die Oberfläche. Nur manchmal, das wusste sie, sah man es in seinen lauernden Augen. Sie musterte den Verbrecher nicht etwa diskret, nein, ganz offensichtlich sah sie ihm mit Unschuldsmiene in die Augen.
    »Das ist eine traurige Nachricht«, sagte Witkowski. »Aber Herr Haase war nicht mein direkter Geschäftspartner, ich habe nur meine Steuererklärung in seinem Büro erledigen lassen.
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