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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss
Autoren: Patricia Schroeder
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Nachrichtensprecher Torsten Schröder. »Der Hund wies ungewöhnliche Bissspuren am Hals auf. Er war völlig ausgeblutet. Die Polizei und die städtischen Behörden stehen vor einem Rätsel, da sich nicht auf den ersten Blick erkennen lässt, von welcher Tierart der besitzerlose Streuner angefallen worden ist. Man hofft, dass weitere Untersuchungen diesbezüglich Klarheit bringen werden. Und nun die Wettervorhersage für morgen, Dienstag, den achten November ...«
    Jolin starrte wie elektrisiert auf den Bildschirm.
    »Klingt, als ob es eine Art Raubtier gewesen ist«, murmelte Paula. »Das arme Hündchen.«
    »Vielleicht ist ein Tiger aus dem Zoo ausgebrochen, und man hat es noch nicht gemerkt«, versuchte Gunnar zu scherzen. Als er den Blick seiner Tochter einfing, hob er sogleich abwehrend die Hände. »Sorry, war nicht so gemeint. Mir tut das arme Kerlchen ja auch leid. Aber wahrscheinlich gibt es am Ende eine ganz natürliche Erklärung für diesen Vorfall.«
    Jolin glaubte irgendwie nicht daran. Die Geschichte mit dem toten Hund, die sie am Nachmittag in der U-Bahn-Station bereits mit halbem Ohr aufgenommen hatte, erinnerte sie viel zu sehr an das Buch mit dem schwarzen Samteinschlag. Wie benommen sah sie auf die Wetterkarte. Nasskalt sollte es werden. Schneeregen und Wind. Ungemütlich, aber handfest und damit allemal besser als dieser unheimliche, undurchdringliche Nebel der vergangenen Nacht.
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: infos
     
    das war wirklich kein guter tag heute, ich muss endlich ins haus, ich kann es IHR doch nicht allein überlassen!
    r. v.
     
     
    original message
    from: [email protected]
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: infos
     
    reiß dich zusammen, verdammt nochmal! du kannst es dir nicht leisten, durchzudrehen, es tut mir leid, dass wir noch keine nahrungsquelle aufgetan haben, es gibt nicht viele transporte, der hund wird dich eine zeit lang über wasser halten, du musst eben lernen, mit weniger auszukommen.
    und das mit dem haus hat noch zeit, viel wichtiger ist im moment, dass wir ramalia — ja, nenn sie ruhig beim namen - im auge behalten,
    antonin

 
3
    Du bleibst hier, hier bei mir«, sagt Harro Greims. »Wir werden unser Kind gemeinsam großziehen.« Er nimmt Ramalias Hände und küsst sie. »Das Haus ist zwar klein, aber es bietet Platz genug für uns alle.« »Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »Es gibt etwas, das du nicht weißt und auch nicht wissen sollst.« Harro Greims starrt sie an. »Du musst es mir sagen!«, fleht er.
    »Ich will, ich MUSS alles über dich wissen.
    Ramalia, bitte, ich kann dein Geheimnis nur ertragen, wenn ich es kenne!« Ramalia schweigt. Er senkt den Blick, lässt ihre Hände los und wendet sich ab. »Also gut«, sagt sie zögernd. Sie hatte ja ohnehin vorgehabt, es ihm zu sagen - wenn es nur nicht so schwer wäre!
     
    Jolin warf sich im Bett hin und her und träumte. Sie träumte von dem Hund im Park. Von Rouben. Von Anna. Von der Baronesse und von Victor. Am nächsten Morgen erwachte sie völlig durchgeschwitzt, sie fühlte sich wie gerädert, und obwohl sie sich an keine Einzelheiten mehr erinnern konnte, lastete der Traum schwer und dunkel auf ihr.
    Nach dem Duschen fühlte sie sich ein wenig besser, und - davon wollte sie einfach überzeugt sein - sobald sie das Buch zurückgebracht hatte, würde der Albtraum endgültig verschwinden. Das Buch, diese unsägliche Vampirgeschichte verwirrte sie, brachte alles durcheinander, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Wahrnehmung.
    Anna hätte sie gewarnt, davon abgehalten, diesen Unsinn überhaupt zu lesen. Anna fehlte ihr. Sie fehlte ihr so sehr. Und wieder ärgerte Jolin sich, dass sie gestern so ungehalten zu ihr gewesen war. Anna hatte versucht, mit ihr zu reden, aber Jolin hatte es verpatzt.
    Wieso musste sie jedes Mal alles, was Anna sagte oder tat, auf die Goldwaage legen? Was kümmerte es Jolin, wenn Anna sie augenscheinlich nur für Klarisse ausfragte oder sich vordergründig für Rouben interessierte? War es nicht egal, worüber sie miteinander sprachen? Entscheidend musste doch sein, dass sie es überhaupt taten. Es war der einzige Weg, Anna zurückzugewinnen. Die einzige Chance, die Jolin überhaupt hatte. Sie würde sich entschuldigen müssen. Ja, sie würde es tun!
     
    Jolin beeilte sich mit dem Ankleiden. Hastig stopfte sie das Vampirbuch in ihre Umhängetasche und lief in die Küche. Dort stürzte sie ihre Milch hinunter, schmierte sich dann aber
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