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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr
Autoren: Stephenson Neal
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den Everett River. Sollte jeden Moment abgeschleppt
    werden. Ich legte auf, als sie nach meinem Namen
    fragten, schnappte mir meinen Werkzeugkasten und
    machte mich auf den Weg.
    Gomez hörte die Schraubenschlüssel im Kasten klappern, feuerte die letzte Hälfte seines Vollkorn-Croissants in den Abfalleimer mit der Aufschrift »Nicht für
    Kompostierung und Recycling geeignet«, wo es auch
    hingehörte, und fing mich an der Treppe ab. »Hast du was für mich zu tun?«
    »Ja. Komm mit.«
    Viele Leute draußen in der Welt bewundern GEA ganz
    einfach. Einer, beziehungsweise eine von diesen Leuten, hatte uns ein Auto gestiftet. Besser noch. In
    Massachusetts kann die Kfz-Versicherung gut und gerne über tausend Dollar im Jahr kosten, und so hatte uns diese prachtvolle Lady den Omni leihweise zur
    Verfügung gestellt und zahlte auch noch die
    Versicherung. Wir wußten nicht mal, wer sie war.
    Normalerweise ist ein Omni der letzte Scheiß, eine
    Rappelkiste mit 1,6-Liter-Motor. Aber für einen kleinen Aufpreis kann man einen Omni FWT kriegen, der
    aerodynamisch aufgemotzt ist und 2,2 Liter hat. Und
    wenn man noch ein paar Hunderter drauflegt, bekommt
    man einen Omni FWT Turbo, der obendrein ein
    Turbogebläse hat. FWT steht übrigens für »Fährt wie der Teufel«. Ehrlich. Wenn das Gebläse singt, entwickelt der Omni FWT Turbo eine geballte Power wie ein kleiner
    Rennwagen. Jetzt braucht man bloß noch dicke fette
    Rennreifen mit Sportfelgen, und fertig ist der Porsche des kleinen Mannes, die tödlichste Waffe, die je für die Bostoner Verkehrskriege entwickelt wurde. Sicher, wenn man dreimal soviel ausgibt, kann man einen Wagen
    kriegen, der ein bißchen mehr fetzt, aber wer wird ein Auto zu Schrott fahren, das so teuer ist? Wer wird da auch nur eine Delle riskieren? Aber wenn's bloß ein
    Omni ist, kratzt es niemand.
    Ich setzte die Verteilerkappe wieder ein - eine Feinheit, die Gomez durchaus zu würdigen wußte -, und wir
    düsten los. Erst mußten wir einen Haufen Plunder aus dem Laderaum schmeißen, um Platz für das zu schaffen, was wir aus dem Transporter ausbauen würden. Die zwei Säcke hydraulischer Zement mußten raus. Wenn ich das dringende Bedürfnis bekommen würde, zwischen hier
    und dem Everett ein Abflußrohr dichtzumachen, würde
    ich es später befriedigen müssen. Die große, lange Rolle Nylon für Transparente, den Bergsteiger-Sicherungsgurt und die Kletterseile, einen Reservekanister, einen
    Zodiac-Blasebalg und das mobile Chemielabor warfen
    wir ebenfalls über Bord. Dann den Mikrocomputer, mit dem wir die Datenbanken von GEA International
    anzapfen konnten. Den Gaschromatographen für 5000
    Dollar. Meine großen Magneten. Den Darth-Vader-
    Tauchanzug. Wir packten alles in den Kofferraum von
    Gomez' Impala, damit wir es nicht in den vierten Stock schleppen mußten.
    GEA hatte Gomez einen neuen Job gegeben, nachdem
    ich unabsichtlich dafür gesorgt hatte, daß er aus seinem bisherigen Job als unterbezahlter Wachmann bei der
    Verwaltung geflogen war. Zum Pech von seinesgleichen verdiene ich mir mein Geld damit, daß ich Leute wie ihn ziemlich alt aussehen lasse.
    Wir hatten damals wochenlang versucht, bei einem
    Bonzen von der staatlichen Umweltbehörde einen
    Termin zu kriegen, und er hatte nicht mal reagiert. Kurz vor dem Frohe n Fest verkleidete ich mich als
    Weihnachtsmann und sagte Tricia und Debbie (einer von unseren Praktikantinnen), sie sollten sich als Elfen kostümieren. Ich fälschte einen Personalausweis,
    komplett mit Paßbild vom Weihnachtsmann und einer
    Adresse am Nordpol, stopfte meinen Gabensack mit
    GEA-Flugblättern voll, und wir kamen ungeschoren an
    Gomez vorbei; er war so richtig in Weihnachtsstimmung.
    Wir trafen auf eine Untersekretärin, die uns an eine Obersekretärin weiterreichte. Die wiederum reichte uns drei Stockwerke höher an eine Hauptsekretärin weiter, die uns ihrerseits zehn Stockwerke höher an eine
    Oberhauptsekretärin weiterreichte, an Thelma, und diese wackere Frau zuckte nicht mal mit der Wimper. Sie
    führte uns direkt in Corrigans Büro, den Ort, an den wir drei Monate lang hatten vorgelassen werden wollen, ohne daß man wenigstens den Anstand besessen hätte, uns
    eines fiesen Briefs zu würdigen.
    »Ho ho ho!« sagte ich, und es war mir ernst.
    »Na so was, der Weihnachtsmann!« sagte Corrigan, der alte Esel. »Was führt Euch hierher?«
    »Bist nicht artig gewesen! Ich habe eine Überraschung für den bösen Buben! Ho ho ho!« Aus den Augenwinkeln sah
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