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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr
Autoren: Stephenson Neal
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zerstören würde; mysteriöse Ölfilme auf dem Fluß; Sorgen wegen
    möglicherweise giftiger Abwässer aus einer Fabrik knapp außerhalb der Stadt, betrieben von einer Firma, die wir hier als die Schweizer Schweine bezeichnen wollen.
    Gemeinsam mit den Bostoner Bastarden, den Napalm-
    Halbmenschen, den Plutoniumfürsten, den Hindukillern, den Lungenattentätern, den Unaussprechlichen aus
    Buffalo und den Rheinvergewaltigern gehörten sie zu den größten Chemiemultis eines gewissen Planeten, dem
    dritten eines mediokren Fixsterns in einer
    durchschnittlichen Galaxie, die bei uns in den Staaten nach einem Schokoriegel mit Candy-Creme-Füllung
    benannt ist.
    Alle Artikel hatten 2500 Wörter und waren in ein und demselben Stil geschrieben. Offenbar herrschte der
    Ressortleiter mit eiserner Hand. Die Ortsansässigen
    hießen »Blukers«. Nebensätze schienen verboten zu sein.
    Die PR-Leute, die für die Schweizer Schweine arbeiteten, wurden mit dem altmodischen Begriff »Kapazitäten«
    bezeichnet, statt mit dem neueren und fetzigeren
    »Quellen«.
    Ich hatte nur die eine Sorge, daß dieser Ressortleiter schon so hochbetagt und klapprig war, daß er im
    Ruhestand lebte oder gar in der Kiste lag. Andererseits schien er ein begeisterter »Sportsfreund« zu sein, die Sorte Mensch, die im allgemeinen langlebig ist, es sei denn, sie planscht zuviel in kontaminierten Sümpfen
    herum. Esmerelda, an meine Art gewöhnt, hatte eine
    Kopie vom letzten Impressum mitgeschickt. Der
    Ressortleiter Sport war Everett »Red« Grooten, und der für die Sportseite verantwortliche Redakteur war Alvin Goldberg.
    Wahrscheinlich drang rauhes Gelächter aus meinem
    Büro. Jedenfalls hängte Tricia den PR-Chef von Fotex ab und schrie: »S. T., was machst du da drinnen?« Ich rief beim Blumenladen an und ließ das Übliche an Esmerelda schicken. Warf meine alte PCB-Schleuder an und ging
    meine Datei durch. »Fische, Hochsee, Schiffahrt,
    Wassersport; Auswirkungen von organischen
    Lösungsmitteln auf.« »Wasservogelpopulationen von
    Buchten, Flußmündungen, Meeresarmen; Auswirkungen
    von organischen Lösungsmitteln auf.« Das waren alte
    Sachen, die ich vor langer Zeit geschrieben hatte und immer wieder verwendete. Sie bezogen sich teils auf
    Studien der Environmental Protection Agency, kurz EPA, der Bundesbehörde für Umweltschutz, teils auf neuere Untersuchungen. Hin und wieder wurde eine »Quelle«
    bei GEA International, der bekannten
    Umweltorganisation, zitiert, meistens ich. Ich gab dem Computer den Befe hl, »Quelle« zu löschen und
    »Kapazität« dafür einzusetzen.
    Dann rief ich meine Presseerklärung zu dem ab, was die Schweizer Schweine in die Gewässer vor Blue Kills
    einleiteten - mein Gaschromatograph und ich hatten es bei meiner letzten Reise nach New Jersey entdeckt.
    Stellte das in den Mittelpunkt, schrieb einen ziemlich harten Artikel, in BASIC sozusagen, Hinz- und-Kunz-Idiom, keine Nebensätze, und kündigte an, die Bluker-Sportsfreunde würden wahrscheinlich die ersten sein, die die Auswirkungen der »zunehmenden
    Schadstoffprobleme«, verursacht durch die illegalen
    Einleitungen der Schweizer Schweine, zu spüren
    bekämen. Endete mit 2350 Wörtern und hängte noch
    einen Absatz an, in dem ich erwähnte, daß nun jeden Tag ein paar Leute von GEA, der bekannten
    Umweltorganisation, in Blue Kills vorbeischauen
    könnten.
    Machte meinen Drucker auf und legte ein Typenrad mit einer Schriftart ein, die in den dreißiger Jahren außer Mode gekommen war. Druckte den Artikel auf
    schlichtem Papier aus, steckte ihn in einen Umschlag mitsamt zwei GEA-Standardfotos von krepierten
    Flundern und doppelköpfigen Enten, genau für die
    Spaltenbreite des
    Lighthouse-Republican
    passend.
    Schickte es als Eilsendung an die Privatadresse dieses Red Grooten, weil ich mir irgendwie dachte, daß er sich nicht mehr allzuoft in den Redaktionsräumen aufhielt.

2
    Wyman rief an. Wyman, der Schrecken der Autos. Er
    wollte die Schlüssel vom Omni, damit er nach Erie /
    Pennsylvania, fahren konnte, um seine Freundin zu
    besuchen, die im Begriff war, nach Nicaragua
    aufzubrechen. Um Gottes willen, da konnte sie von
    Contras abgestochen werden, und er würde sie nie
    wiedersehen.
    »Wo ist der Transporter, Wyman?«
    »Das sag' ich dir erst, wenn ich die Schlüssel vom Omni habe.«
    Also legte ich auf und rief bei der Stadtpolizei an, die mir folgendes mitteilte: Auf dem Bankett des Revere Beach Parkway, in westlicher Richtung, nahe der Brücke über
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