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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest
Autoren: Rainer Nikowitz
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Gesicht, als wollte er es wegwischen. «Ich? Dich umbringen? Aber, Bub! Warum sollte ich denn so etwas machen?»
    Suchanek holte tief Luft. Je länger er den Achter jetzt hinhalten konnte, desto größer war seine Chance, dass er überlebte. Weil … weil dann jemand kommen könnte, um ihn zu retten, jawohl. Obwohl ja eigentlich niemand wusste, dass er überhaupt hier war, weil er es in seiner grenzenlosen Kifferweisheit niemandem gesagt hatte. Aber gut, es könnte ja auch etwas anderes passieren, das alles zu seinen Gunsten veränderte. Ein Erdbeben zum Beispiel. Das letzte in dieser Gegend war sicher erst ein, zwei Millionen Jahre her. Er hob also zu einer munter sprudelnden Verzweiflungstirade an.
    «Es war gar nicht so einfach, die Verbindung zwischen der Johanna und dem Willi herauszukriegen. Und wie dann der Bertl verschwunden ist, hatte ich zuerst auch keine Ahnung, wie der wieder dazupassen soll. Und stell dir vor, ausgerechnet der Schneckerl hat es mir dann verraten. Also, nicht absichtlich. Aber der hat mir klargemacht, dass der Bertl ja Feuerwehrtaucher hätte werden sollen. Und diese blöden Hasen hat er auf seinem Hut. Die der Gregor Mantler natürlich jetzt auch wieder auf seinem Auto hat. Wo ‹Injection› druntersteht. Und da ist mir auch wieder eingefallen, wie der Heimeder Kurtl erzählt hat, dass der alte Mantler total ausgezuckt ist, wie der depperte Bertl die verrückte Idee gehabt hat, ausgerechnet in der Lacke alleine herumtauchen zu müssen. Wobei, der Heimeder hat natürlich geglaubt, dass sich der Fünfer deswegen so aufgeregt hat, weil er Angst gehabt hat, dass ihm der Bertl ersäuft. Weil ja doch die erste Regel beim Tauchen heißt, immer nur zu zweit, immer nur mit einem Buddy tauchen gehen. Das weiß ich, weil ich auch einmal so einen Kurs gemacht habe, wie die Mama bei einem Preisausschreiben diesen Cluburlaub in Ägypten gewonnen hat und dann nicht hinfahren wollte, weil sie gemeint hat, wenn sie Durchfall kriegen will, dann braucht sie nicht so weit fliegen, da geht sie einfach zum Kirchenwirt nach Bernhardsau und …»
    «Suchanek», unterbrach ihn der Achter mit gerunzelter Stirn. «Was redest du da daher? Hast du einen Vogel?»
    «Ja, wahrscheinlich. Sicher sogar. Aber du weißt genau, dass das stimmt, was ich da sage. Wie mir dann der Kommissar erzählt hat, dass seine Polizeitaucher gesagt haben, dass in der Lacke ja wirklich ein ganzes Auto liegt, ist mir auch nicht gleich eingefallen, dass sie damit nicht nur die vielen Einzelteile meinen, die der Willi jahrelang hineingehaut hat. Sondern eben wirklich ein ganzes Auto. Also, in einem. Erst wie ich dann den Hut vom Schneckerl wieder gesehen hab und die Hasen drauf. Da ist mir wieder eingefallen, dass er doch gesagt hat, der Bertl hat ihm die aus dem Wasser geholt, gleich am ersten Tag, wie ich mit dem Hund spazieren war.»
    «Suchanek, weißt du, was du brauchst? Einen guten Doktor.»
    «Und es ist natürlich schon ein besonderes Pech, dass der Mantler nicht nur die sowieso schon vertrottelte Idee hat, dass er unbedingt einen Feuerwehrtaucher braucht, sondern dann auch noch ausgerechnet den Gärtner Bertl dafür aussucht. Und der ist wiederum nicht nur deppert genug, dass er allein in der Lacke übt, sondern noch dazu offenbar nicht einmal untalentiert. Weil gleich beim ersten Mal Tauchen in dieser grünen Suppe nicht nur das Auto zu finden, sondern sogar an den rammelnden Hasen, die auf dem Auto draufpicken, zu erkennen, welches Auto das ist, und zu kapieren, warum es da unten liegt, ist eigentlich eine reife Leistung. Und dann ist er zu dir gegangen. Eine Win-Win-Situation für alle. Du erfährst nach weiß Gott wie vielen Jahren endlich, dass es der Mantler Gregor war, der deinen Buben zusammengeführt hat. Und der Willi hat ihm, wahrscheinlich noch gleich in derselben Nacht, das Auto gegen ein neues ausgetauscht, das genauso ausgeschaut hat. Weil einen aufgemotzten BMW in Anthrazitgrau hat er ja immer im Schauraum stehen gehabt. Kennzeichen ummontieren und fertig. Und das Unfallauto haut er in die Lacke. Im Loch hätte es verrosten können bis zum Jüngsten Tag. Die alten Mantlers haben den Willi wahrscheinlich mit Geld zugeschüttet, dass er da mitmacht. Und den Bertl, den hättest wahrscheinlich wiederum du mit Geld zugeschüttet, oder? Der kann ja leider nicht zu Hause bleiben, obwohl er eigentlich der viel bessere Bauer wäre als sein patscherter älterer Bruder. Aber der ist eben nun einmal der Ältere. Also kriegt er
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