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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe
Autoren: Lisa J. Smith
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Einrichtung, die im letzten Jahr mit Mitteln aus der Zetes-Stiftung gegründet wurde. Mr. Zetes ist – ach, wie soll ich das erklären? Er ist ein wunderbarer Mensch. Er leitet ein großes Unternehmen im Silicon Valley, aber sein wahres Interesse gilt übersinnlichen Phänomenen. Der Parapsychologie.«
    Joyce machte eine kurze Pause und strich sich das blonde Haar aus der Stirn. Kaitlyn spürte, dass sie das Wichtigste noch nicht gesagt hatte. »Er hat die Gelder für ein ganz besonderes Projekt bereitgestellt. Es war seine Idee, in allen Highschools der USA nach Schulabgängern mit hohem paranormalem Potenzial
zu suchen. Um die fünf oder sechs jungen Menschen zu finden, die absolute Spitze sind. Und die will er für ein Jahr nach Kalifornien holen und testen.«
    »Ein Jahr ?«
    »Das ist das Gute daran, weißt du? Statt nur sporadisch ein paar Untersuchungen durchzuführen, können wir täglich arbeiten. Wir können zum Beispiel Veränderungen der Kräfte mit dem Biorhythmus abgleichen und mit der Ernährung – « Joyce brach abrupt ab. Sie sah Kait ins Gesicht und nahm ihre Hände.
    »Kaitlyn, bau mal für eine Minute deine Mauern ab, und hör mir zu. Geht das?«
    Kaits Finger zitterten, als Joyce ihr die Hände drückte. Sie schluckte und konnte ihren Blick nicht von den blaugrünen Augen abwenden.
    »Kaitlyn, ich bin nicht hier, um dich zu verletzen. Ich bewundere dich sehr. Du hast eine fantastische Gabe. Ich habe mein ganzes Leben darauf ausgerichtet, solche Phänomene zu untersuchen. Studiert habe ich an der Duke Universität, wo Rhine seine Telepathie-Experimente durchgeführt hat. Ich habe meinen Master in Parapsychologie gemacht. Anschließend habe ich im Traumlabor an der Maimonides Universität, bei der Mind Science Foundation in San Antonio und am Engineering Anomalies Research Laboratory an der Princeton Universität gearbeitet. Von einem Probanden, wie du es bist, habe ich immer geträumt.
Gemeinsam können wir beweisen, dass es das, was du tust, wirklich gibt. Wir können wissenschaftlich nachvollziehbare Nachweise liefern. Wir können der Welt zeigen, dass es übersinnliche Wahrnehmungen wirklich gibt.«
    Sie hielt inne. Kaitlyn hörte im Sekretariat den Kopierer.
    »Es gibt auch für dich ein paar Vorteile, Kaitlyn«, fügte Miss McCasslan hinzu. »Vielleicht erklären Sie ihr noch die Bedingungen?«
    »Oh ja.« Joyce ließ Kaitlyns Hände los und nahm eine Aktenmappe vom Tisch. »Du wirst in San Carlos eine hervorragende Schule besuchen und dort deinen Abschluss machen. Gemeinsam mit den vier anderen jungen Leuten, die wir ausgesucht haben, wirst du in dieser Zeit im Institut wohnen. Wir werden jeden Nachmittag Tests durchführen, allerdings nicht sehr lang, also nur ein oder zwei Stunden am Tag. Am Ende des Jahres wirst du dann ein Stipendium für eine Universität deiner Wahl erhalten.« Joyce öffnete die Mappe und reichte sie Kaitlyn. »Ein großzügiges Stipendium. «
    »Ein sehr großzügiges Stipendium«, warf Miss McCasslan ein.
    Kaitlyn las die Summe auf dem Papier. »Ist das … für uns alle? Teilen wir uns das?«
    »Das ist nur für dich«, sagte Joyce. »Für dich allein.«

    Kaitlyn schwirrte der Kopf.
    »Du könntest dem wissenschaftlichen Fortschritt dienen«, sagte Joyce, »und nebenbei auch noch ein neues Leben beginnen. Neu anfangen. An deiner neuen Schule braucht niemand zu wissen, warum du dort bist. Du wirst eine ganz normale Schülerin sein. Nächsten Herbst kannst du dann nach Stanford gehen oder an die San Francisco State Universität. San Carlos liegt nur eine halbe Stunde südlich von San Francisco. Nach dem Jahr bist du frei. Du kannst machen, was du willst.«
    In Kaitlyns Kopf begann sich alles zu drehen.
    »Die Gegend wird dir gefallen. Viel Sonne, schöne Strände. Als ich gestern losfuhr, hatten wir über 20 Grad. 20 Grad im Winter. Mammutbäume, Palmen …«
    »Ich kann nicht«, sagte Kaitlyn schwach.
    Joyce und die Rektorin sahen sie überrascht an.
    »Ich kann nicht«, wiederholte Kait, diesmal lauter. Schnell baute sie die Mauern um sich herum wieder auf. Sie brauchte diesen Schutzwall, denn sonst hätte sie dem verheißungsvollen Bild, das Joyce vor ihrem inneren Auge hatte erstehen lassen, nachgegeben.
    »Willst du denn nicht hier weg?«, fragte Joyce sanft.
    Natürlich wollte sie. Manchmal kam sie sich vor wie ein Vogel, der ein ums andere Mal gegen eine Glasscheibe fliegt. Allerdings hatte sie nie recht gewusst,
was sie eigentlich tun würde, wenn sie
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