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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer
Autoren: Karen Hawkins
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beste Freundin werden. Alle dachten, wir wären unzertrennlich. Sie hat mich Sinclair genannt, weil mein Familienname so lautete, und ich nannte sie Titania, nach der Feenkönigin. Sie dachte, es wäre ein Kompliment, aber das war es nicht.“
    „Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht?“
    „Ich musste doch ihre Handschrift einüben. Ich musste die Buchstaben so setzen, dass sie aussahen wie ihre. Außerdem, von mir als bester Freundin würde man wohl kaum glauben, dass ich lüge, als ich mich gezwungen sah, die Beweise gegen sie einzureichen, die ich in ihrem Schreibtisch ,gefunden“ hatte.“
    Beth wandte der Tür den Rücken zu und spähte in den Keller. Sie musste nachdenken. Sie konnte sich nicht erinnern, ein Fenster gesehen zu haben, aber ... vielleicht gab es irgendeine Lüftungsklappe? Und wenn es nur eine kleine war. Wie blind begann sie im Keller auf und ab zu gehen, während sie die Wände mit den Händen abtastete. „Du warst sehr klug, Charlotte! “, rief sie laut. „Klüger, als ich dir zugetraut hätte.“
    „Niemand achtet auf mich. Normalerweise ist mir das ganz recht, auch wenn es mir nicht gefällt, dass dein Großvater mich für dumm hält. Da werde ich zornig.“
    „Mich würde es auch zornig machen. Wie hat er denn alles herausgefunden?“ Beth stolperte über irgendetwas in der Dunkelheit und schlug sich schmerzhaft das Bein an. Sie tastete danach; es war ein Weinfass. Unwillkürlich schöpfte sie neue Hoffnung. Eifrig stellte sie das Fass auf, wobei sie ein wenig stöhnte vor Anstrengung. Vielleicht konnte sie sich darauf stellen und ...
    Draußen vor der Tür ertönte ein dumpfer Schlag.
    Beth hielt inne. „Was war das?“
    „Ich dachte, ich sollte die Tür zudecken. Nur für den Fall, dass jemand dich suchen kommt.“
    „Die werden mich schreien hören.“
    „Nur wenn sie genau da stehen, wo ich jetzt stehe, direkt an der Tür.“ Ein weiterer Schlag donnerte gegen die Tür.
    Beth biss die Zähne zusammen und stellte sich auf das Fass. Sie suchte den oberen Teil der Wand nach irgendeiner Öffnung ab, wischte aber nur Spinnweben und jahrhundertealten Staub weg. Wo war die Öffnung? Wo war ... Ah! Mit den Fingern streifte sie eine kleine Einbuchtung in der Wand.
    Es war eine kleine Öffnung, kaum groß genug, dass sie die Finger durchstecken konnte. „Charlotte? Woher weiß Großvater von deinen Geheimnissen?“
    Der Lärm draußen setzte kurz aus. „Was?“ Wieder schlug etwas gegen die Tür.
    „Ich habe dich gefragt, wie Großvater dein Geheimnis entdeckt hat.“
    „Lord Bennington. Er fand heraus, was passiert war, und hat deinem Großvater alles erzählt. Die beiden haben entschieden, es wäre am besten, mich wegzusperren, um jeden Skandal schon im Keim zu ersticken.“
    Bennington wusste Bescheid? Beth konnte sich gar nicht vorstellen, dass der gesetzte Lord mit einer Frau Zeit verbrachte, die er eines solchen Verbrechens für schuldig hielt. Mit den Fingern fuhr sie an dem schmalen Schlitz entlang, der sich weit über Kopfhöhe in der Wand befand und voll uraltem Dreck, Schimmel und Schutt steckte. Etwas davon rieselte auf sie herab, als sie versuchte, den Lüftungsschlitz auszuräumen, doch sie zog nur den Kopf ein und machte weiter. Wenn sie ihn freibekommen könnte, könnte sie vielleicht einen Streifen von ihrem Rock abreißen und zu dem Fensterchen hinaushängen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es war kein besonders Erfolg versprechender Plan, aber alles, was ihr übrigblieb.
    Bis dahin musste sie Charlotte in Atem halten. „Charlotte, wie hat Bennington denn herausbekommen, was passiert ist?“
    „Er fand einige der Briefe, die ich zur Übung gefälscht hatte. Das war ein schrecklicher Abend. Vor allem, nachdem er mich gezwungen hatte, deinem Großvater alles zu erzählen.“
    Draußen vor der Tür ging der Krach weiter. „Was tust du da draußen?“
    „Du wirst schon sehen“, erwiderte Charlotte mit viel zu ruhiger Stimme.
    Beth biss sich auf die Lippe. Selbst wenn sie sich auf Zehenspitzen stellte, war sie zu klein, um den Lüftungsschlitz richtig zu säubern. Sie brauchte irgendein Hilfsmittel. Sie kletterte von dem Fass herunter, kniete sich auf den Boden und begann blind herumzutasten. Vielleicht fand sie etwas, was sich nutzen ließ. Ihre Finger wühlten sich durch Stroh und Dreck, doch schließlich schlossen sie sich um einen kleinen Holzpflock, der früher in der Wand gesteckt haben mochte, um daran Kräuter zu trocknen. Viel war es nicht, aber
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