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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer
Autoren: Karen Hawkins
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ich ja noch nie!“
    „Die Gärtner haben den Keller früher als Lagerraum benutzt, doch seit dein Großvater das neue Gewächshaus bauen ließ, lassen sie sich hier nicht mehr blicken.“ Charlotte sah über die Schulter. „Ich liebe Massingale House. Ich glaube, ich war schon in jedem Winkel, und sei er noch so verborgen.“
    „Ich liebe das Haus auch“, erwiderte Beth, ein wenig verletzt angesichts der indirekten Kritik. „Aber ich bin nicht gerade versessen darauf, in so kleine Löcher wie dieses hier zu kriechen.“
    „Ah!“ Charlotte zog ein kleines, lederumhülltes Bündel hervor. „Da ist es ja! “ Sie hielt es Beth hin.
    Beth ergriff das Bündel und kniete sich auf den Boden. Im Lederbeutel war ein unmissverständliches Klimpern zu hören. Langsam zog sie den Beutel auf und keuchte. Ein filigranes Saphircollier glitt ihr in die Hände. Selbst in dem schwachen Licht, das durch die halb offene Tür drang, konnte sie sehen, dass das Halsband ein Meisterwerk war. Die silberne Fassung war kunstvoll gearbeitet, zwischen den atemberaubend schönen Saphiren glänzten große Perlen. Doch am herrlichsten war der große Saphir, der in der Mitte hing. „Oh, Charlotte, das ist ja wunderschön. Wie um alles in der Welt bist du nur an dieses Schmuckstück ... “
    Ein scharrendes Geräusch unterbrach ihren Satz. Plötzlich wurde es stockdunkel im Raum.
    Beth sprang auf, das Halsband vergessen, während sie panisch versuchte, zur Tür zu finden. Sie lief in eine zerbrochene Weinkiste und stieß sich schmerzhaft das Schienbein, ehe sie endlich die Hand auf den Türrahmen legen konnte. „Charlotte!“
    Von der anderen Seite der Tür ertönte unmissverständlich Gelächter.
    Beth legte die Hände auf die Tür und drückte mit aller Kraft, doch die Tür bewegte sich nicht.
    „Charlotte!“
    „Brauchst es gar nicht erst zu versuchen! Die ist für immer zu!“, erwiderte Charlotte. Ihre Stimme klang ungewohnt energisch und klar.
    Beth trat einen Schritt zurück, versuchte tief durchzuatmen, zu denken, etwas zu unternehmen. „Charlotte! Die Tür ..."
    „Ist abgesperrt. Ich bin nur noch ein paar Augenblicke hier, dann gehe ich nach Massingale House zurück und sage allen, dass du außerhalb des Parks spazieren gegangen bist und ganz offensichtlich außer dir warst. Wenn ich weg bin, wird dich keiner finden. Du wirst hier sterben, allein und weit weg von allen deinen Lieben. Auch von Westerville, aber der wird dich ohnehin bald vergessen haben. “
    Beth presste die Hand auf den Mund. „Charlotte, das kann doch nicht dein Ernst sein.“
    „O doch.“ Charlotte stieß ein Lachen aus, das nicht ganz fest klang. „Beth, du willst deinen Großvater gegen mich einnehmen, ihn an meine Fehler erinnern, Fehler, für die ich bereits vor so vielen Jahren bezahlt habe ... “
    „Fehler?“ Beth lehnte sich gegen die schwere Holztür und drückte dagegen, so fest sie konnte. Christian würde nach ihr suchen, das wusste sie ganz sicher. Wenn sie Charlotte in ein Gespräch verwickeln konnte, würde ihn das anlocken.
    Ihr sank der Mut. Verlassen konnte man sich darauf nicht. Doch etwas anderes blieb ihr nicht. Panisch dachte sie nach. „Charlotte ... du warst diejenige, die Christians Mutter verleumdet hat!“
    „Ich habe die Hexe nur dorthin gebracht, wo sie hingehörte. Ich habe dafür gesorgt, dass sie für immer weggesperrt wurde, damit die Männer nicht länger ihrer kranken Schönheit verfallen können. Ja, ich war das. Du hast sie nicht gekannt, aber sie war böse. Immer hat sie Männer in ihren Bann geschlagen und sie dann verlassen.“
    Beth presste die Stirn gegen die glatte, kühle Tür. „Warte! Vater hat sie geliebt?“
    „Er war verrückt nach ihr! Aber sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Nichts! Bevor sie daherkam, hat er mich geliebt. Oder war auf dem besten Weg dazu; das habe ich gesehen. Als er krank wurde, hat er mich gebraucht. Ich dachte, er hätte endlich erkannt, was es bedeutete, von mir geliebt und umsorgt zu werden. Stattdessen hat er immer öfter nach ihr gerufen, je kränker er wurde. Es war, als existierte ich für ihn gar nicht.“ Beim letzten Satz brach Charlottes Stimme.
    Beth verzog das Gesicht. Das war typisch für ihren Vater - er war immer mit sich beschäftigt, versponnen in seine eigene kleine Welt. „Du hast herausbekommen, was er für Christians Mutter empfand, und danach die Beweise gefälscht.“
    „Oh, so einfach war es nicht. Ich musste mich in ihr Leben schleichen, ihre
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