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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition)
Autoren: Kristian Isringhaus
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völlig arbiträr’”, sagte Debbie und warf Holger ein
gequältes Lächeln zu. Er versuchte zurückzulächeln, merkte aber, wie seine
Schmerzen den Versuch in eine Art seltsame Grimasse verwandelten.
    „Kommen wir zum zweiten Mord”,
setzte Herforth mit leicht irritierter Stimme wieder an. „Bereits vorgestern
war mir die Idee gekommen, der Killer könnte Dickinsons Leiche unter den
Polizeibooten hindurch getaucht haben. Mir wurde allerdings gesagt, dass dies
in einer Tiefe von mindestens fünfundzwanzig Metern hätte geschehen müssen und
dass der Wasserdruck in dieser Tiefe das Blut aus der Lunge des Opfers gepresst
hätte. Meine Ermittler haben auf einem ungenutzten Gelände in der Nähe von
Ecrams Pension eine Art Sarkophag aus Kunstharz gefunden. Er wird noch
untersucht, aber ich gehe davon aus, dass er genutzt wurde, um Dickinson vor
dem enormen Wasserdruck zu schützen. Als Navy Seal hatte Ecram mit Sicherheit
keine Probleme bei der Ausführung. Auch das Rätsel, wie die Professorin trotz
der Patrouillen am Strand und der lückenlosen Seeraumüberwachung angespült
werden konnte, wäre dann geklärt.”
    „Und bei den weiteren Morden
haben die Mörder nicht mehr ganz so viel Wert auf Unerklärlichkeit gelegt”,
schloss Debbie für Herforth deren Bericht ab.
    „Exakt”, erwiderte diese. „Trotzdem
haben sich die Mörder auch mit dem Mechanismus, der Makinwa tötete, alle Mühe
gegeben. Ein kleiner Elektromotor in der Badezimmertür verschloss diese, ein
weiterer im Belüftungsschacht setzte die Heuschrecken frei. Um sicher zu gehen,
dass der Mechanismus nicht zu früh oder gar vom Zimmermädchen ausgelöst wurde,
steuerten sie ihn vermittels eines Mobilfunksignals anstatt mit Sensoren. Eine
Minikamera mit Internet-Anbindung verriet ihnen den richtigen Zeitpunkt. Ecram
muss das Signal gesendet haben, denn Somniak saß zu dem Zeitpunkt bereits
hinter Gittern. Allerdings hätte Ecram das von überall auf der Welt tun können.
Warum er hier in der Gegend blieb, ist uns unklar.”
    „Ich kann es mir denken”, sagte
Debbie bitter. Ein langes Schweigen folgte.
    „Wie geht es Makinwa?” fragte
Holger schließlich.
    „Er wird durchkommen. Dank Ihnen
beiden.”
    Es war ein schwacher Trost, doch
das einzige Leben, das Holger im Moment wirklich interessierte, war Debbies.
Sie sollten keine weitere Zeit verlieren auf der Suche nach dem Automatismus,
der Debbie ohne weiteres Zutun der Mörder zu töten imstande war.

128.
    War es noch Angst, was Debbie
verspürte? Schwer zu sagen. Adrenalin hatte sich in Mengen in ihrem Körper
ausgebreitet, die ihr nahezu jede Empfindung raubten.
    Die letzten gut zwei Stunden
hatten sie, Holger und jeder verfügbare BKA-Beamte damit verbracht, den
Automatismus der Mörder zu antizipieren, der Debbie umbringen sollte. Der
Erfolg war ernüchternd.
    Wieder und wieder waren sie die
bisherigen Mechanismen der Mörder durchgegangen und hatten ihre Denkstrukturen
zu analysieren versucht. Auch den Profiler des BKA, Christoph Meller, hatten
sie zu Rate gezogen. Doch dieser Ansatz hatte weniger und weniger Erfolg
versprochen, je mehr Zeit verstrichen war. Zu viele Möglichkeiten gab es,
jemanden umzubringen; zu wenige Ideen hatten sie, in welcher Richtung sie
suchen sollten.
    Schließlich hatten sie sich für
die Herangehensweise aus der Sicht des Bibeltexts entschieden. Immerhin hatten
alle bisherigen Morde sich eng an die Heilige Schrift gehalten.
    „Der sechste Engel blies
seine Posaune: Da hörte ich eine Stimme, die von den vier Hörnern des goldenen
Altars her kam, der vor Gott steht. Die Stimme sagte zu dem sechsten Engel, der
die Posaune hält: Binde die vier Engel los, die am großen Strom, am Euphrat
gefesselt sind. Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat,
auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten. Und
die Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal tausend; diese Zahl hörte
ich”, wurde
Holger nicht müde, allen Anwesenden ins Gedächtnis zu rufen.
    Doch viel brachte auch dieser
Ansatz nicht ein. Sie kamen einfach nicht weiter. Auch die CIA unterstützte die
Nachforschungen mit ihrem Gesichtsabgleichprogramm. Erneut wurde überprüft, ob
Somniak womöglich irgendwo unter falscher Identität aufgetaucht war,
idealerweise bei der Vorbereitung des Mords. Doch bis zu diesem Zeitpunkt
hatten auch die Amerikaner keinen Erfolg vermelden können.
    Währenddessen suchten Beamte der
Kriminalpolizei fieberhaft das Gelände
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