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Virulent

Virulent

Titel: Virulent
Autoren: Scott Sigler
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einen Befehl in Frage stellte.
    Während Paul sprachlos in seinem Sitz saß, bat Mae sie ebenfalls, den Befehl zu wiederholen.
    Das taten sie, diesmal schon etwas nachdrücklicher.
    Dann tat Captain Paul Ward etwas, das er während seiner gesamten Militärkarriere noch nie getan hatte – er verweigerte den Gehorsam.
    Nein, Sir.
    Nein, Sir, ich werde keinen Zehn-Kilotonnen-B61 -Nuklearsprengkopf über der Motor City abwerfen.
    Fünfzehn Sekunden später war Air Force General Luis Monroe in der Leitung. Und als wäre das noch nicht genug, meldete sich auch Präsident John Gutierrez. Was für eine Konferenzschaltung!
    Monroe erklärte mit einer angesichts der Situation recht ruhigen Stimme, dass sie Hochverrat begingen, sollten Paul und Mae einen direkten Befehl verweigern. Gutierrez lieferte seinerseits noch ein wenig zusätzliche Motivation: Sollte Captain Paul Ward die Bombe nicht abwerfen, und zwar, scheiße
nochmal, sofort, dann wäre er persönlich verantwortlich für die Ausbreitung einer Krankheit über die ganzen Vereinigten Staaten von Amerika, einer Krankheit, die das Land und seine Menschen möglicherweise völlig zerstören konnte – und wenn sie wirklich Pech hatten, sogar die gesamte menschliche Rasse.
    Paul und Mae hatten keine Ahnung, wie viel davon der Wahrheit entsprach, aber andererseits war es auch nicht ihre Aufgabe, Befehle in Frage zu stellen. Ihre Aufgabe bestand darin, Befehle zu befolgen – und zwar von jedem Offizier, der das Kommando hatte. Und wenn diese Befehle direkt vom höchsten Offizier der Air Force und dem Oberkommandierenden der gesamten Streitkräfte kamen, dann war es unmöglich, den Gehorsam zu verweigern.
    Paul zog den Steuerknüppel zurück und brachte die F-15 auf eine Höhe von viertausendfünfhundert Metern. Als er das tat, schalteten die übrigen Maschinen seiner Einheit den Nachbrenner ein und drehten ab. Über Funk konnte man alle möglichen Gespräche mithören: Ospreys, Black Hawks, A-10, F-15 und sämtliche anderen Fluggeräte über der Innenstadt von Detroit flogen mit Höchstgeschwindigkeit davon.
    Paul und Mae waren alleine.
    Und kurz davor, eine Atombombe über Amerika abzuwerfen.
    Mae kämpfte mit den Tränen, als sie die entsprechende Information in den Computer eingab.
    Bei einem taktischen Nuklearsprengkopf der Klasse B61 Modell 4 lässt sich die Sprengkraft von mehreren Kilotonnen frei wählen. Die »Freie Sprengkraftwahl« erlaubt einer Besatzung noch während des Fluges, die Wirkung der B61 neu einzustellen. Entsprechend ihren Befehlen gab Mae eine Sprengkraft
von zehn Kilotonnen ein. Sie legte den Detonationspunkt auf eine Höhe von dreihundert Metern fest, machte die Waffe scharf und teilte Paul mit, dass sie abwurfbereit war.
    Er öffnete die Abdeckung über dem Schalter zum Abwurf der Atombombe. Er dachte an seine drei Söhne in der Mountain Home Air Force Base in Idaho und fragte sich, wie viele Söhne in ihrem Alter da drunten in Detroit waren, wie viele Töchter, Mütter, Väter, Brüder, Neffen, Nichten und Cousins. Und Hunde. Wie viele Hunde waren wohl da unten?
    Er legte den Finger an den Schalter. Seine Hand fühlte sich schwach an. Er hoffte, dass er vielleicht, nur vielleicht, einen unerwarteten Schlaganfall haben würde, sodass er nicht mehr zudrücken konnte.
    Mae sagte: »Tu es, Paul.«
    Er drückte.
    Er hatte keinen Schlaganfall.
    Der Schalter rastete ein.
    Die über dreieinhalb Meter lange B61-Rakete schoss nach vorn und entfernte sich mit einer Geschwindigkeit von 750 Meilen pro Stunde von der F-15E. Während sich die Bombe dem Ziel näherte, beschleunigte Paul so schnell er konnte, und die Maschine raste mit Überschallgeschwindigkeit weg von Detroit.
    Die siebenhundert Pfund schwere B61 stürzte auf die Stadt zu. Der Steuerungscomputer folgte einem Signal, das von der Ecke Franklin und Riopelle ausgesendet wurde. Die B61 würde nicht auf dem Boden aufschlagen, doch hätte sie das getan, wäre sie nur sechs Meter vom Satellitentelefon in Perry Dawseys Hand gelandet.
    In einer Höhe von vierhundert Metern zündete ein Gasgenerator, der einen acht Meter großen Nylon/Kevlar-29-Fallschirm
freisetzte. Innerhalb von nur drei Sekunden wurde die B61 von 750 auf 35 Meilen pro Stunde abgebremst.
    Sie schwebte herab bis auf eine Höhe von dreihundertdreißig Metern, wo der Luftdruck einen Zündungsmechanismus aktivierte, der die nukleare Kettenreaktion startete.
    Detonation.
    Innerhalb einer Millionstelsekunde bildete sich ein Feuerball, der die
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