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Virulent

Virulent

Titel: Virulent
Autoren: Scott Sigler
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finale Stadium. Es mussten Millionen von Sporen sein. Sanchez hatte sich die Krankheit eingefangen, weil eine kleine Blase aufgeplatzt war, wodurch etwa tausend Sporen auf seiner Hand landeten, und obwohl er die Hand sofort abgewaschen hatte, spielte das keine Rolle mehr. Dieses Zeug drang fast augenblicklich in den Körper ein.
    Alle diese Männer – auch Dew, auch Perry – waren bereits mit einer Dosis infiziert, die mindestens tausendmal konzentrierter war.
    Sie sah von den Männern weg und betrachtete die Luft um sich herum. Der pollenartige Staub trieb davon, eine graue Wolke, die vom Wind hinweggetragen wurde. Die Sporen fingen bereits an zu fallen, wenn auch nur langsam. Es war gut möglich, dass sie noch eine Meile weit fliegen würden, bevor sie endgültig landeten.
    Ein Flug von einer Meile würde sie in das Zentrum von Detroit tragen und sogar noch darüber hinaus. Die Sporen würden zehntausende panischer Zivilisten befallen, die versuchten, sich vor den vielen Feuergefechten zu verstecken. Sporen waren viel kleiner als Kugeln und weitaus gefährlicher. Und
es gab keinen Ort, an dem man sich vor diesen Sporen verstecken konnte.
    Leute stolperten aus dem Haus. Die Geiseln. Die Finger in Augen, Hals und Ohren gekrallt, stoben sie in alle Richtungen. Es war nicht nur der Wind, der den Erreger verbreiten konnte: Diese Leute würden ihn noch viel weiter tragen.
    Wie viele von ihnen würden die Stadt in Panik verlassen? Irgendwo ein Auto und eine freie Straße finden und einfach losfahren? Wie viele würden drei oder vier Stunden lang fahren, bevor sie schließlich einschliefen?
    Und wie viele von ihnen würden sich genauso in lebende Gasballons verwandeln wie Chelseas Mutter?
    Sie sah noch mehr Zivilisten aus anderen Gebäuden stolpern, in denen sie sich versteckt hatten. Verzweifelt rieben Hände über Augen und zerrten an unbedeckter Haut. Von Panik erfüllt rannten die Menschen einfach los und verschwanden ziellos in alle möglichen Richtungen.
    »Clarence, zeigt dein Helmdisplay irgendeine Meldung über den Zustand deines Anzugs?«
    Er antwortete nicht. Er starrte nur auf das Gemetzel.
    »Clarence!«
    »Äh … nein, nichts über den Zustand des Anzugs.«
    Gottseidank. Er war in Sicherheit.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte sie. »Wir müssen in den Dekontaminationstrailer auf dem Footballfeld. Kannst du das Motorrad fahren, das vor dem Gebäude steht?«
    »Ja. Aber was ist mit Dew? Und Perry? Wir müssen ihnen helfen.«
    Margaret schluckte. Dew wand sich auf dem Boden. Perry lag auf dem Rücken und bewegte sich kaum. Sie wollte zu ihnen,
doch der kalte, mathematische Teil ihres Gehirns kannte ihre Überlebenschancen genau.
    »Wir können ihnen nicht helfen«, antwortete sie. »Tu, was ich sage, und zwar sofort. Wenn nicht, ist die Welt am Arsch.«
    Clarence blickte zu ihr auf und sah dann wieder zu den Männern, die über den Boden krochen, und den Leuten, die in die Stadt rannten. Plötzlich schien er zu begreifen. Er kniff die Augen zusammen. Tränen rollten ihm über die Wangen. Dann riss er die Augen wieder auf, packte sie bei der Hand und rannte mit ihr zum Motorrad.
    131
Menschen helfen einander
    Steh auf, Perry, ich brauche dich.
    Husten.
    Staub. Der Geschmack von Rauch, der Geschmack von Schmutz, der Geschmack von …
    (denk nicht dran)
    … verbranntem Fleisch. In seinem Mund.
    Noch mehr Husten.
    Aber nicht nur wegen der Backsteine, wegen Schmutz, Rauch, Holz und (denk nicht dran) verbranntem Fleisch, sondern ein Husten, das einen tieferen Ursprung hatte, das von einer Stelle ganz weit unten in seinen Lungen kam.
    Etwas, das brannte.
    Perry wusste es. Er fühlte, wie der Schmerz seine Haut, sein
Gesicht, seine Muskeln und seine Augen durchdrang. Sie waren in ihm.
    Es ist Zeit, dass du dich mir anschließt.
    Das war wieder sie. In seinem Kopf. Er hatte gedacht, das Tor sei das Schönste, was er je erleben würde. Er hatte Unrecht. So überwältigend das Tor auch war, es war nichts im Vergleich zu dieser Stimme.
    Komm zu mir, Perry. Bring mich von hier fort.
    So schön. Er hatte sie schon zuvor gehört, doch da war er mehrere hundert Meilen entfernt gewesen. Jetzt gab es keine Distanz, keine Abschirmung, keinen grauen Nebel – ihre reine, rohe Kraft raste durch seine Seele.
    Perry stand auf und stolperte die Straße hinab. Überall waren Soldaten, die tapferen Jungs der Whiskey-Kompanie, die über den Boden rollten, husteten, Blut spuckten. Sie waren absolut erledigt.
    Genau wie
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