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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht
Autoren: William Gibson
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werden können, zumindest wenn Karen nicht Anwältin von Cops in Schwierigkeiten gewesen wäre. Diese Cops waren 462
    wütend, und sie wurden zuerst noch viel wütender, aber dann schienen Pursleys Leute Wege gefunden zu haben, um sie zu beruhigen.
    Aber das Komische war, daß das LAPD ums
    Verrecken nicht zugeben wollte, daß sich jemand in den Todesstern reingehackt hatte. Sie sagten immer, sie seien angerufen worden. Und dabei blieben sie auch; das war offensichtlich so wichtig für sie, daß sie zuletzt bereit waren, viele von den anderen Sachen einfach so durchgehen zu lassen.
    Während er dort saß und Karen zuhörte und
    allmählich mitbekam, daß er ein ausgeflipptes Arschloch war, aber eins, das sie mochte, dachte er immer wieder an Nightmare Folk Art und überlegte, wie die Frau dort noch gleich geheißen hatte, und er hoffte, daß sie zurechtkam, denn Gottesfresser hatte eine Nummer in L.A. gebraucht, um sie in sein gefälschtes Datenpaket einzufügen, eine Nummer, von der der Tip angeblich gekommen war. Rydell hatte ihnen nicht Kevins Nummer geben wollen, aber dann hatte er die Nummer von Nightmare in seiner Brieftasche entdeckt, auf einem Stück von einem People -Titelblatt, und die hatte er Gottesfresser gegeben.
    Und dann kam Chevette mit ihrem vom Kapsikum
    völlig geschwollenen Gesicht, während ihr die Tränen über die Wangen liefen, setzte sich auf seinen Schoß und bat ihn, ihr — bitte, lieber Gott — zu sagen, daß nun endlich alles gut sei. Und er tat es und nahm sie in die 463
    Arme, und dann kamen die Cops herein, und es war
    nicht alles gut, aber dann erschien Aaron Pursley mit ungefähr genauso vielen Anwälten, wie Cops da waren, und zuletzt kam auch noch Wellington Ma, in einem marineblauen Blazer mit goldenen Knöpfen.
    So lernte Rydell ihn schließlich doch noch kennen.
    »Ist mir immer ein Vergnügen, einen Klienten
    persönlich kennenzulernen«, sagte Wellington Ma und schüttelte ihm die Hand.
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Mr. Ma«, erwiderte Rydell.
    »Ich will Sie gar nicht fragen, was Sie mit meinem akustischen Briefkasten angestellt haben«, sagte Wellington Ma, »aber ich hoffe, Sie tun es nie wieder.
    Trotzdem, Ihre Geschichte ist faszinierend.«
    Rydell erinnerte sich an Gottesfresser und die
    fünfzigtausend und hoffte, daß Ma, Karen und die
    anderen deswegen nicht sauer sein würden. Aber er glaubte es nicht, denn Aaron Pursley hatte bereits zweimal gesagt, daß es was Größeres werden würde als die Pooky-Bear-Sache, und Karen erklärte immer wieder, wie telegen Chevette sei, daß sie damit auch gerade die jugendlichen Zuschauer ansprechen könnten und daß Chrome Koran sich förmlich überschlagen würden, um die Musik zu machen.
    Und Wellington Ma hatte Chevette unter Vertrag
    genommen, und Sublett ebenfalls, aber er hatte die 464
    Papiere in den Schrank reinreichen müssen, weil Sublett immer noch nicht rauskommen wollte.
    Rydell entnahm Karens Äußerungen, daß Chevette
    ihr praktisch die ganze Geschichte erzählt hatte, während sie und Sublett sie hier festgehalten und daran gehindert hatten, auf irgendwelche IntenSecure-Alarmknöpfe zu drücken. Und da Karen sich offensichtlich mit diesen VL-Brillen auskannte und wußte, wie man ihren Inhalt abspielen konnte, hatte sie die meiste Zeit damit verbracht, das zu tun, und jetzt wußte sie alles über Sunflower, oder wie immer das hieß. Und sie erklärte Pursley immer wieder, die Sache sei Dynamit, weil sie diesen verdammten Cody Harwood damit in Verbindung bringen könnten, wenn sie ihre Karten
    richtig ausspielten, und das geschähe ihm endlich mal recht, diesem Hundesohn.
    Rydell hatte noch keine Gelegenheit gehabt, das Zeug in der Brille zu sehen.
    »Mr. Pursley?« Rydell schob sich zu ihm hinüber.
    »Ja, Berry?«
    »Was passiert jetzt?«
    »Nun«, sagte Pursley und zupfte an der Haut unter seiner Nase, »Sie und Ihre beiden Freunde hier werden gleich verhaftet und in polizeilichen Gewahrsam genommen.«
    »Wirklich?«
    Pursley warf einen Blick auf seine große goldene
    Uhr.
    465
    Sie war ums Zifferblatt herum mit Diamanten besetzt und hatte einen großen Türkisklunker auf jeder Seite.
    »In ungefähr fünf Minuten. Wir organisieren gerade die erste Pressekonferenz für sechs Uhr. Ist Ihnen das recht, oder möchten Sie lieber erst was essen? Wir können Ihnen von einer Lieferfirma was bringen lassen.«
    »Aber wir werden doch verhaftet.«
    »Kaution, Berry. Schon mal was von Kaution
    gehört?
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