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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht
Autoren: William Gibson
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Sublett zufolge in San Francisco machen wollte; mit diesen Dingern, die irgendwie wuchsen, aber nur, weil sie aus all diesen winzigen Maschinchen bestanden.
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    In einer Sendung, die sie mit Skinner gesehen hatte, wurde erzählt, diese neuen Bäume seien so konstruiert, daß alle Arten von Vögeln und Ratten und so weiter in ihnen nisten könnten, genau wie in denen, die eingegangen waren. Skinner hatte ihr erzählt, er sei in L.A. mal mit einem Jeep gegen eine echte Palme gefahren, und da seien ungefähr zehn Ratten
    rausgefallen, auf der Kühlerhaube gelandet und einfach sitzengeblieben, bis sie Angst bekommen hätten und weggelaufen seien.
    Jedenfalls war es ganz anders als San Francisco. Ihre Gefühle waren zwiespältig. Einmal schien es ihr einfach ein Haufen Zeug zu sein, das sich weitgehend willkürlich in alle Himmelsrichtungen erstreckte, dann wiederum hatte sie das Gefühl, daß es ein wirklich großer Ort war, mit Bergen im Hintergrund und lauter Energie, die darin im Umlauf war und Dinge erhellte. Das lag vielleicht daran, daß sie bei Nacht angekommen waren.
    Sublett hatte einen kleinen weißen europäischen Wagen namens Montxo. Das wußte sie, weil sie auf dem ganzen Weg von Paradise hierher das Logo am Armaturenbrett vor der Nase gehabt hatte. Sublett sagte, es reime sich auf Poncho. Er war in Barcelona gebaut, und man schloß ihn einfach an eine Steckdose im Haus an und ließ ihn dran, bis er aufgeladen war. Er machte nicht viel mehr als vierzig Meilen auf dem Highway, aber Sublett wollte wegen seiner Allergien nichts anderes fahren. Sie sagte, er hätte Glück, daß es 439
    Elektroautos gab; er hatte ihr alles über seine Angst vor elektromagnetischen Feldern und Krebs und so weiter erzählt.
    Sie hatten seine Mutter mit dieser Mrs. Baker
    alleingelassen, als die beiden sich im Fernsehen gerade Spacehunter — Jäger im All ansahen. Sie waren richtig aufgeregt, weil es Molly Ringwalds erster Film war, wie sie sagten. Aber sie gerieten wegen nahezu allem derart aus dem Häuschen, und Chevette hatte nicht die geringste Ahnung, über wen sie redeten.
    Rydell hing die ganze Zeit am Telefon, und sie mußten zweimal anhalten und neue Batterien kaufen.
    Sublett bezahlte.
    Es machte sie irgendwie nervös, daß Rydell ihr nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte. In dem Motel hatten sie wieder in einem Bett geschlafen, ohne daß was passiert war, obwohl Sublett draußen im Montxo übernachtet hatte, auf den umgeklappten Sitzen.
    Im Moment redete Rydell immer nur mit diesen
    Leuten von der Republik der Sehnsucht, die Lowell kannte, aber über das normale Telefon, und versuchte, Nachrichten in jemandes akustischem Briefkasten zu hinterlassen. Mr. Mom oder so. Ma. Da er jedoch nicht glaubte, daß der Empfänger sie erhielt, hatte er die Sehnsucht-Leute angerufen und ihnen die ganze Geschichte lang und breit erzählt, alles, was ihnen zugestoßen war, und die hatten es aufgezeichnet und sollten es nun in den akustischen Briefkasten dieses Mr.
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    Ma überspielen. Rydell sagte, sie würden ihn damit so vollstopfen, daß keine anderen Nachrichten mehr reinpaßten. Das müßte seine Aufmerksamkeit erregen, meinte er.
    Als sie in L.A. angekommen waren und sich ein
    Zimmer in einem Motel genommen hatten, war Chevette irgendwie ganz aufgekratzt gewesen, weil sie das schon immer mal hatte tun wollen. Ihre Mutter schien nämlich stets viel Spaß gehabt zu haben, wenn sie in Motels gegangen war. Nun, es hatte sich rausgestellt, daß es eine Art Wohnwagen-Camp ohne Wohnwagen war, mit kleinen Betongebäuden, die in noch kleinere Zimmer unterteilt waren, und da waren Ausländer, die im ehemaligen Swimmingpool ein Barbecue machten.
    Sublett hatte sich richtig darüber aufgeregt, weil er die Kohlenwasserstoffe und all das nicht vertragen würde, aber Rydell hatte gesagt, es sei ja nur für eine Nacht.
    Dann war Rydell zu den Ausländern rübergegangen und hatte ein bißchen mit ihnen geredet, und dann war er zurückgekommen und hatte gesagt, sie seien Tibetaner.
    Ihr Barbecue war auch gar nicht so schlecht, aber Sublett nahm nur den Drugstorefraß zu sich, den er mitgebracht hatte — Wasser aus der Flasche und diese gelben Riegel, die wie Seife aussahen —, und ging raus, um in seinem Montxo zu schlafen.
    Und nun war sie also hier, marschierte in dieses Bauwerk namens Century City II hinein und versuchte, so auszusehen, als wäre sie dort, um etwas abzuliefern.
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    Es war ein grünes, tittenförmiges Ding auf drei Beinen,
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