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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht
Autoren: William Gibson
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historischen Sendungen sah, der das Visaphon oder so was erfunden hatte, »und wenn Lowell denkt, er ist der einzige Loddel da draußen, dann wird er das wohl noch mal überdenken müssen.«
    Und dann verblaßten sie, zerbrachen in diese
    Fraktaldinger, die wie Paisleymuster aussahen, und Rydell wußte, daß er sie verlor.
    »Wartet«, sagte er. »Wohnt jemand von euch in San Francisco?«
    Der Dinosaurier kam flimmernd zurück. »Und
    wenn?«
    »Na ja«, sagte Rydell, »gefällt's euch da?«
    »Warum fragst du?«
    434
    »Weil sich alles verändern wird. Sie werden's
    genauso machen wie in Tokio.«
    »In Tokio?« Das Fernsehgewitter kam jetzt als große Kugel zurück, wie dieses Hologramm im Kognitive Dissidenten. »Wer hat dir das erzählt?«
    Jetzt war der Berg ebenfalls wieder da. »In Tokio gibt's jetzt nicht mehr viel Spielraum für uns ...«
    »Erzähl schon«, verlangte der Dinosaurier.
    Rydell tat es.
    Sie hatte den Hut wieder auf, als er den Helm
    abnahm, aber die Sonnenbrille hielt sie in der Hand. Sie sah ihn bloß an.
    »Ich glaub nicht, daß ich viel davon verstanden
    habe«, sagte sie. Sie hatte nur seinen Teil hören können, aber am Ende hatte hauptsächlich er gesprochen. »Aber ich denke, du bist schlichtweg total irre.«
    »Bin ich wahrscheinlich«, gab er zu.
    Dann bekam er die Angaben über die
    Gesprächsdauer und die Gebühren. Es war so ungefähr alles, was er noch hatte.
    »Ich versteh nicht, warum sie das verdammte
    Gespräch über Paris leiten mußten«, sagte er.
    Sie setzte nur die Sonnenbrille wieder auf und
    schüttelte langsam den Kopf.
    435
     
    Notebook (2)
     
    Die Stadt in der Sonne, vom Dach dieser Schachtel auf dem Turm. Die Luke offen. Geräusche von drinnen — Skinner, der seine Habseligkeiten wieder und immer wieder sortiert. Eine Pappschachtel füllt sich langsam mit Dingen, die ich zu den Verkäufern hinunterbringen werde, die ihre Waren auf Decken und schmierigen alten Segeltuchquadraten ausgelegt haben. Osaka ist weit weg. Der Wind trägt die Geräusche von Hammerschlägen und Gesang heran. Skinner hat heute morgen gefragt, ob ich den Hecht im Steiner-Aquarium gesehen hätte.
    Nein.
    Er bewegt sich nicht, Scooter.
     
    Bist du sicher, daß das alles ist, was Fontaine gesagt hat? Aber er hat ihr Rad gefunden? Das ist nicht gut.
    Würde nicht so lange wegbleiben ohne das Ding. Hat sie schwer für geblutet. Ist innen drin aus Papier. Aus japanischem Baupapier, wie heißt es noch gleich? Na egal, Scooter. Scheiße, das ist deine Sprache. Du 436
    vergißt sie ja schneller als wir ... 'n Rohr aus diesem Papier, das ummanteln sie dann mit Aramid oder so.
    Nee, das würde sie nicht hierlassen. Am Tag, als sie's mitbrachte, hat sie da unten drei Stunden lang dieses Rostimitat drauf gesprüht, kannst du dir das vorstellen?
    Rostimitat, Scooter. Und sie hat's mit alten Lumpen, Schläuchen und allem möglichen umwickelt. Damit's nicht neu aussah. Na ja, ist sinnvoller, als es einfach nur abzuschließen, das stimmt schon. Weißt du, wie man 'n Kryptonitschloß knackt, Scooter? Mit 'nem Volvoschlüssel, 'n Volvoschlüssel paßt genau da rein, als ob er dafür gemacht wäre. Man drückt ein-oder zweimal, und zingo. Aber jetzt hat man diese Schlösser nicht mehr. Manche Leute tragen sie als Schmuck.
    Welche von diesen Hirngeschädigten, kannst du gar nicht übersehen ... Ich hab sie eines Tages gefunden. Sie wollten sie zum Ende runtertragen und sie der Stadt übergeben. Hab ihnen erklärt, sie wäre eh tot, bevor sie dort ankommen würden, und sie sollten bloß verduften.
    Hab sie hier raufgebracht. Könnte ich immer noch tun.
    Warum? Zum Teufel. Darum. Wenn du jemand sterben
    siehst, gehst du dann einfach vorbei, als ob's bloß Fernsehen wäre?
    437

Century City
    Chevette wußte nicht, was sie von Los Angeles
    halten sollte.
    Die Palmen fand sie aber doch ziemlich merkwürdig.
    Auf dem Herweg hatte Subletts Elektrowagen hinter einem großen Sattelschlepper mit dem Schriftzug A-LIFE INSTALLATIONS, NANOTRONISCHE
    VEGETATION auf der Rückseite gehalten, aus dem die Kronen dieser künstlichen Palmen herausragten, in Plastikfolie verpackt.
    Das hatte sie alles schon mal mit Skinner zusammen im Fernsehen gesehen, wie sie diese Bäume als Ersatz für diejenigen einpflanzten, die das Virus getötet hatte, irgendein mexikanisches Virus. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Tunnel der Magnetschwebebahn, der durch die Bucht führte, oder mit dem, was diese Sunflower Company Rydell und
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