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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit
Autoren: Kathy Reichs
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zwei Hälften teilt, läuft auf den Haupteingang zu und erstreckt sich weiter bis zum Bootsanleger. Der gesamte Komplex ist von einem zweieinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben.
    Wir blieben vor Gebäude 1 stehen, das mit seinen vier Stockwerken das größte der Insel ist. Abgesehen vom Verwaltungstrakt birgt es die meeresbiologische Forschungsstation– das Hoheitsgebiet meines Vaters.
    In meinem Kopf begann ein kleines Warnlicht zu blinken. Irgendwas war anders als sonst. Obwohl doch ein Wochentag war, machte alles einen seltsam stillen und verlassenen Eindruck.
    Coops Bellen erzeugte ein hohles Echo. Ich legte ihm sanft die Hand auf den Kopf.
    » Ganz ruhig, Junge.« Ich kraulte ihm die Ohren.
    Kit kam aus dem Gebäude. Mit schnellen Schritten. Viel zu schnellen Schritten. Er musste im Eingangsbereich auf mich gewartet haben. Warf einen nervösen Blick auf die Uhr.
    » Hier geht’s um mich«, sagte ich. » Bis später, Jungs.«
    Dreifaches Nicken und Murmeln.
    Kit eilte mir entgegen. Wir trafen uns auf dem Hauptplatz.
    » Hallo Kleine! Na, bereit für die Heimfahrt?«
    Oh, oh! Der unbeschwerte Ton hörte sich seltsam angestrengt an. Ich war auf der Hut. Warum wollte Kit unbedingt fröhlich klingen?
    » Klar«, antwortete ich. » Ist irgendwas?«
    » Was soll denn sein?« Kit verzog das Gesicht. » Nein, nein, entspann dich.«
    Blödsinnige Antwort. Meine Besorgnis wuchs rapide.
    Kit verheimlichte mir irgendwas, aber ich hütete meine Zunge.
    Die Überfahrt war genauso merkwürdig. Cooper saß neben mir auf Mr Blues Shuttleboot. Sein großer Kopf ruhte in meinem Schoß. Kit war um lockeren Smalltalk bemüht.
    Warum hatte er mich unbedingt treffen wollen? Als wir Morris Island erreichten, war ich in höchster Alarmbereitschaft.
    Eine Bemerkung zu Christopher » Kit« Howard. Er ist mein leiblicher Vater, aber ich nenne ihn nur bei seinem Spitznamen. Sage weder Papa noch Paps oder Daddy. Wir kennen uns jetzt seit einem knappen Jahr. Und bis jetzt scheinen wir gut zueinander zu passen.
    Ich bin vor neun Monaten bei ihm eingezogen, nachdem ein betrunkener Autofahrer meine Mutter getötet hat. Zu dem Schock, meine Mutter verloren zu haben, kam der sofortige Umzug zu meinem mir völlig unbekannten Vater. Ich hatte kaum Zeit, richtig zu trauern, da musste ich auch schon Hunderte von Kilometern weit reisen und meine Heimatstadt verlassen.
    Hallo, Carolina– leb wohl, Massachusetts. Ach, was soll’s. Ich hatte dort ja nur mein ganzes bisheriges Leben verbracht.
    Kit und ich sind immer noch damit beschäftigt, uns richtig kennenzulernen. Wir machen Fortschritte, aber der Weg ist noch weit.
    » Trautes Heim!« Kit stieg aus dem Boot und machte sich unverzüglich auf den Heimweg. Ich folgte ihm verdutzt. Trautes Heim– war das sein Ernst?
    Die meisten hochrangigen Mitglieder des LIRI leben auf Morris Island, in einer Wohnanlage, die sich im Besitz der Charleston University befindet. Es handelt sich um eine umgestaltete Militärbaracke aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs, die auf den Überresten von Fort Wagner errichtet wurde. Es ist das einzige Gebäude im Umkreis von Kilometern. Der Rest der Insel ist ein Naturschutzgebiet, das von der Charleston University verwaltet wird.
    Morris Island liegt weit ab vom Schuss, ein Vorposten der Zivilisation im Nirgendwo. Ich lebe also in völliger Abgeschiedenheit. Am Anfang war es hart, doch inzwischen gefällt es mir.
    » Komm rein, Coop!« Ich klopfte mit der Hand auf meinen Schenkel. » Checken wir die Nachrichtenlage. Ich schätze mal, jetzt lässt er was raus.«
    Kit saß bereits in der Küche und nestelte an einer Serviette. Als unsere Blicke sich trafen, wandte er sofort den Kopf ab. Ich scheuchte Coop in sein Hundebett und nahm am Tisch Platz.
    » Irgendwas ist doch mit dir«, sagte ich. » Na red schon!«
    Kit öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. Zerknitterte die Serviette. Ließ sie fallen. Legte sein Gesicht in die Hände. Rieb sich die Augen. Schaute auf. Lächelte.
    » Um es gleich zu sagen, alles wird gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Seine Hand sauste durch die Luft wie ein Hackmesser. » Überhaupt keine.«
    » Okay.« Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen.
    » Es könnte eventuell sein… also es besteht eine gewisse Möglichkeit, dass ich… vielleicht…«, Kit suchte nach den richtigen Worten, » …meinen Job verliere.«
    » Was!?! Warum?«
    » Etatkürzungen.« Kit klang deprimiert. »Die Uni macht vielleicht das ganze LIRI
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