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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit
Autoren: Kathy Reichs
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Meilen von hier entfernt.
    Selbst Blackbeard hatte das Zeitliche gesegnet, getötet in einem Kampf vor der Küste Carolinas.
    Aber Jack will den Tatsachen ja nicht ins Auge blicken.
    Anne Bonny sah zum Toppmast hinauf, wo die Fahne von Calico Jack im Wind flatterte. Ein weißer Totenkopf und zwei gekreuzte Entermesser auf schwarzem Grund.
    Jack zufolge signalisierte die Flagge, dass er stets zum Kampf bereit war.
    Der denkt, wir könnten noch ewig weiterplündern, auch wenn sie uns Schiff für Schiff nehmen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Andere Piratenkapitäne hatten die Zeichen der Zeit längst erkannt. Black Bart Roberts und Long Ben waren schon auf der Flucht. Die übrigen würden ihrem Beispiel folgen. Die Kolonialmacht weitete ihre Präsenz in der Karibik aus. Mehr Kriegsschiffe. Mehr Truppen. Mehr Kontrolle.
    Das goldene Zeitalter der Piraterie neigte sich dem Ende entgegen. Jeder Narr konnte das sehen.
    Unsere Lebensweise geht zu Ende. Doch mein Leben geht weiter.
    Anne Bonny dachte angestrengt nach. Traf eine Entscheidung.
    Sie stieß sich von der Reling ab und eilte mittschiffs. Nach Jahren auf See bewegte sie sich auch auf dem schwankenden Deck mit größter Sicherheit. Der Regen prasselte auf Kopf und Schultern, ehe sie durch eine Luke in den Schiffsbauch schlüpfte.
    Kälte. Feuchtigkeit.
    Zwei Piraten bewachten den vorderen Teil des Schiffs. Bei ihrem Erscheinen traten sie sofort zur Seite, um nicht ihr Missfallen zu erregen. Mit Anne Bonny legte man sich lieber nicht an. Sie brauchte auch keine Erlaubnis, um die Schatzkammer aufzusuchen.
    Der dröhnende Donner ließ die Revenge bis zum Kiel erzittern. Sie drückte eine grobe Holztür auf, trat hindurch und schloss sie hinter sich. Dann war sie allein, ein seltener Luxus auf See.
    An einer der Wände stapelten sich Tabak und Leinensäcke neben Öl- und riesigen Rumfässern. Auf der Backbordseite befand sich ein Tresor, der bis zum Rand mit Gold- und Silbermünzen gefüllt war.
    Der Rest des Raumes enthielt die verschiedensten Gegenstände. Zwei Lederstühle. Eine spanische Ritterrüstung. Mit Rubinen besetzte Schmuckkästchen. Kisten mit englischen Musketen. Mehrere verzierte Messingleuchter.
    Einem Piraten entgeht nichts, das wertvoll ist.
    Anne Bonny lächelte traurig. Sie würde dieses Leben vermissen.
    Aber sie wollte überleben.
    Entschlossen schob sie eine Kiste Parfüm und zwei Koffer mit Frauenkleidern zur Seite. Dahinter verbarg sich eine Holztruhe, die mit einem massiven Eisenschloss gesichert war.
    Sie öffnete die Truhe nicht. Nicht nötig. Sie wusste, was sich darin befand.
    Die gehört mir, Jack. Der Rest ist für dich.
    Aber wo konnte sie die Truhe verstecken?
    Anne runzelte nachdenklich die Brauen.
    Dann kehrte ihr Lächeln zurück. Breiter als zuvor.
    Perfekt.
    Sie würde Geduld brauchen. Und Glück. Normalerweise hatte sie beides. Und würde sie damit die anderen nicht an der Nase herumführen können?
    Anne lachte leise in sich hinein. Gott, sie liebte das Piratenleben.
    Jack ist ein Narr. Ich muss mit Mary reden. Gleich morgen.
    Hingerissen von der Kühnheit ihres Plans, trat sie den Rückweg durch den engen Gang an und stieg die Treppe zum Hauptdeck hinauf. Doch der entfesselte Sturm hätte sie beinahe wieder unter Deck getrieben.
    Die Nacht war hereingebrochen, die Revenge von tiefschwarzer Finsternis umgeben.
    Anne taumelte an die Reling und hielt sich dort fest. Um sie herum kämpfte die Crew mit Tauen und Segeln. Mit seltsamer Ruhe ließ sie ihren Blick über die aufgewühlte See schweifen. Sie hatte sich entschieden. Nichts konnte schiefgehen.
    Zwei Sätze zuckten durch ihren Kopf.
    Die Truhe gehört mir. Und gnade Gott demjenigen, der sie mir zu stehlen versucht.
    Die Revenge wurde über eine unendliche Reihe sich türmender weißer Schaumkronen hinweggetrieben.
    Und Anne Bonny mit ihr.
    In nördliche Richtung.

TEIL 1 – PLEITE

KAPITEL 1
    KLICK .
    Ein elektrischer Stoß ging durch mich hindurch, als hätte ich die Stromschiene der U-Bahn berührt.
    Mein Blut raste wie geschmolzenes Blei durch versengte Adern.
    Schmerz.
    Orientierungslosigkeit.
    Gefolgt von Energie. Grenzenloser Energie. Energie, die aus meinem Innersten zu kommen schien.
    Schweiß schoss mir aus allen Poren.
    Die Iris meiner Augen funkelte und färbte sich golden. Leuchtend gelbe Scheiben, die abgrundtiefe, tintenschwarze Pupillen umgaben. Die Welt war plötzlich gestochen scharf, bis ins kleinste Detail erfasst von den hauchfeinen Laserstrahlen meiner
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