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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende
Autoren: Judith Hueller
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und Futter-Kram vom Kleinen auch. Um 20 Uhr sollen wir bei den Landungsbrücken sein. Dort übergeben uns Piotr und Alicja den Wagen, und wir können los.«
    »Echt?« Kneif mich einer.
    »Und Mama lässt uns lieb grüßen. Die ist schon weg, aber sie hat vorhin Piroggen gemacht. Für uns, für die Fahrt. Du wirst den Dingern verfallen, Jule, das ist sicher. Nichts schmeckt göttlicher als Mamas Teigtaschen.«
    Jule massierte sich die Schläfe. »Ich bin latent … sprachlos.«
    »War ich auch. Unsere Bier-Jacken stecken schon im Trockner. Ach, und fast vergessen: Den Segen von Jakub haben wir. Also, dass wir uns über seine Yacht vö-äh-verwöhnen.«
    »Bitte? Du hast das erzählt?«
    »Quatsch. Wusste Alicja längst.«
    Hilfe! Gibt es hier versteckte Kameras? »Ab wie, woher …«
    »Gunni war die Petze. Er hat Alicja informiert, dass du hier flachliegst. Migräne.«
    »Oh.«
    »Den wahren Grund hat sie natürlich sofort gecheckt. Alicja freut sich riesig für uns. Okay, sie stand etwas neben sich.«
    »Warum? Wegen ihrer Hochzeit?«
    »Ne. Sie hatte endlich wieder Sex.«
    Ein Jahrhundertereignis. »Etwa in der Badewanne?«
    »Im Bett. Mit den violetten Plüschhandschellen. Die haben Piotr offenbar neugierig gemacht und … ach, egal. Meinetwegen können sie den Schrott behalten. Unser Bullenspielzeug toppt alles.« Ewa zwinkerte ihr zu und strahlte. »Mensch, ich finde das grandios von Jakub. Am Telefon meinte er wohl vorhin, solange wir die Finger vom Navigationstisch lassen, juckt ihn gar nichts. Den Rest erledigt seine Putzfrau morgen.«
    »Ich hab … das Duschgel leergemacht.«
    »Gut. Schreiben wir ihm später eben einen Zettel.«
    »Du, Ewa?« Jule sah zu Boden und betrachtete ihre nackten Zehen. »Deine Freunde sind echt der pure Wahnsinn. Und wenn ich mir vorstelle, dass wir den gestörten Haufen hier zurücklassen … also, dann hab ich fast … Tęsknota.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Sogar ein bisschen megaviel Tęsknota, ohne Scheiß.«
    »Komm mal her …«, flüsterte Ewa und breitete die Arme aus. Sofort kuschelte sich Jule auf ihren Schoß und schmiegte den Kopf an Ewas Hals. Wie gut das tat. Welch schönes Kontrastprogramm zum emotionalen Wirbelsturm, der durch sie toste. So fühlte es sich also an. Tęsknota. Sehnsucht auf Polnisch. »Süße, das Wochenende war so intensiv. Irgendwie hab ich die alle ins Herz geschlossen. Ist einfach so passiert.«
    »Das ist schön, Jule.«
    »Aber nun tut es weh, verflucht weh, dass …«
    »Ssscht, hör mir zu.« Weich legten sich Ewas Hände auf Jules. »Mit der Truppe kannst du im Leben durch die größte Scheiße marschieren. Mal stützen sie dich, mal hältst du selbst jemanden. Jeder hat seine Macken. Ist nicht immer leicht, wirklich nicht. Doch unterm Strich halten wir zusammen. Die sind …«
    »Familie.« Jule nickte leicht. »Deine Familie.«
    »Unsere. Du gehörst dazu. Ey, die nennen dich Słodka myszka süße Maus, und ihre Prinzessin. Normalerweise fallen Spitznamen von denen anders aus.«
    Die hätten mich auch Gnojektrine taufen können, wohl wahr.
    »Jule, du brauchst die Truppe nicht vermissen. Weil du die zukünftig an den Hacken hast. Die sind da. Auch für dich, okay?«
    »Wenn ich Mist baue, brechen sie mir das Genick.«
    »Garantiert.« Ewa knuffte ihr in die Seite. »Aber sobald ich mich bescheuert mit dir anstelle, steht Alicja auf der Matte, so schnell kannst du gar nicht gucken, und sie brüllt mich drei Köpfe kürzer. Das versprech ich dir.«
    Hervorragend. »Sollten wir also jemals eine Krise haben …«
    »Dann falten die uns zusammen, bis alles wieder im Lot ist.«
    »Klingt … himmlisch.«
    »Zugleich nach Hölle, ich weiß.« Ewa seufzte. »Jule, versteh das bitte. Wir Polen sind …«
    »Eine Wucht, in jeder Beziehung. Wollen wir die Meute zeitnah nach Berlin einladen? Oder … Okay, ich kenn sie zwar nicht, aber du hast so von ihr geschwärmt und vielleicht möchte sie …«
    »Wer?«
    »Paulina. Wenn Natalia nichts dagegen hat, kann ihre kleine Maus uns doch mal ein Wochenende lang besuchen kommen. Dann zeigen wir der die Hauptstadt, gucken Tierchen an oder düsen nach Babelsberg in die Filmstudios. Soweit ich weiß, steht dort der Löwenzahn-Bauwagen und das Sandmännchen und so. Mag die bestimmt. Abends gibt es Pizza, eine Kissenschlacht und wir lesen der was vor. Diesen Lillifee-Kram. Oder basteln und malen, Feenkleider mit so geilen Glitzerstiften in Pink, kann ich kaufen. An einer Torte kann ich mich auch versuchen, ohne
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