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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang
Autoren: Judith Hueller
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Ein Machtwort von Alicja. »Jule gehört Ewa, Jule gehört zur Familie. Du befreist sie, Krysztof, oder es knallt!«
    Alicja, du bist … du bist … göttlich.
    Poldi hob verteidigend die Arme. »Kein Stress. Bin ja schon dabei. Steckt der Schlüssel rechts oder links?«
    Ewa kippte einen Schluck Bier. »Li-Links«, stotterte sie.
    »Wie schafft man es eigentlich, so ein Ding abzubrechen?«, fragte Krysztof. »Zu viel Testosteron auf einmal?« Seine dreckige Lache erfüllte den Raum, und die übrigen Herren ließen sich prompt anstecken, hahaha, wie lustig.
    »Klappe, Krysztof!« Ewa reckte den Mittelfinger in seine Richtung. »Wenn du mit so einer wunderschönen Frau wie Jule was laufen hättest, wärst du auch abgelenkt gewesen.«
    »Tja, ja. Słodka myszka.« Ein Seufzen, ein Grinsen, und endlich wurde der Junge aktiv. Auf der Bettkante nahm er Platz, legte den Hammer auf dem Nachtkästchen ab und rückte Jule auf die Pelle. »Hej. Ich bin Krysztof«, sagte er, als hielte er ein Vorspiel für angemessen, und beugte sich tiefer, über sie und …
    John Player. For men. Dieser Duft. Diese Bilder. Erinnerungen wie Finger, die sich weich um ihr Herz schmiegten und sich ballten zur Faust. Jule rang nach Luft. Nein, nein, nein, das war verrückt, und es tat weh, so beschissen weh, doch wummerte ihr Herz wie wild, als spürte es Heimat. Ein vertrautes Paradies aus schmerzender Distanz, verlassen für immer. Nur niemals vergessen. Klick – klick. Ein Geräusch, das sie zurückbeamte. In die Gegenwart und in die Freiheit. Frei. Alles kribbelte, flirrte vor ihren Augen, ihre Arme gehorchten wieder ihrem Willen und Jule setzte sich auf, massierte die tauben Handgelenke.
    »Mädels, heißer Tipp für zukünftige Spielchen«, sagte Krysztof und ein unterdrücktes Lachen schien ihn halb zu zerreißen. »Jede Schelle hat einen Sicherheitshebel, über dem Schloss. Einmal hinfassen, und die Dinger springen euch quasi von selbst entgegen. Ohne Werkzeug, ohne Schlüssel. Schafft man als Angeketteter sogar allein.«
    Tja, Schweitzer. Die Nummer hättest du dir sparen können. Freier Fall. Kein Boden in Sicht, nur ein Sog, der sie hinabriss. Da stürzte sich Ewa auf sie und legte ihr die Arme um den Hals.
    »Jule, bin ich froh.« Ihre Stimme klang gewaltig erleichtert. »Wir haben es überstanden.«
    Ein Wort wie Benzin auf schwelendes Feuer, und Jules angestauter Zorn loderte hoch. »Wir? Wir? Ey, an welcher Stelle hast du denn gelitten, Bogacz?«
    »Die ganze Zeit. Mit dir.«
    »Vor dem Bier oder nach dem Bier?« Hitzig befreite sich Jule aus der Umarmung und stand auf.
    »Komm.« Ewa griff nach ihrer Hand. Jule zuckte weg. »Das Bier war für die Nerven, auf den Schreck, das alles …«
    »Ach je, du armes Opfer. Hat dich etwa auch jemand halbnackt festgebunden und ein paar Freunde zur Show eingeladen?«
    »Das war ja so nicht geplant.«
    Angepisst lachte Jule auf. »Hervorragend. Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«
    »Wie gesagt.« Ewa hob die Arme. »Es war keine Absicht. Und es tut mir leid.«
    »Es tut dir leid?«, wiederholte Jule. »Du lässt mich vor deinen Polen wie eine SM-geile Lesbe aussehen und alles was dir einfällt ist: Es tut mir leid?«
    »Ja.«
    »Na prima, danke auch!«
    »Jule, was willst du denn hören?«
    Ein Räuspern von Alicja. »Ewa, deine Prinzessin braucht …«
    »Halt dich raus!«, ranzte Ewa zurück. »Ich regel das alleine, ohne deine Hilfe. Das ist meine Beziehung!«
    Zu spät, Bogacz. »Jetzt brauchst du auch nichts mehr regeln.«
    Ewa schluckte. »Was meinst du damit? Stopp-Stopp-Stopp«, fing sie eine Jule auf dem Absprung am Jeansbund wieder ein. »Du bleibst. Wir klären das.«
    »Warum? Du checkst ohnehin nichts.«
    »Ne, offenbar nicht.« Ewa wuschelte sich durch die Fransen. »Was war denn so schlimm, bitteschön? Gut, der Schlüssel ist abgebrochen, die Nummer war durch. Die Sache mit dem Hebel, ey, kein Kommentar, Scheiße gelaufen einfach. Aber wir hatten ja Hilfe. Krysztof hat die Dinger aufgekriegt, und wir können sie vermutlich umtauschen. Also?«
    Bogacz, du hirnloser Trampel. »Du hast keine Ahnung!« Jule spuckte die Worte schier in Ewas Richtung. »Du sitzt in deiner bekloppten Polenwelt und guckst mit großen Kulleraugen raus, was da Lustiges passiert. Und raffst nichts. Null!«
    »Dann erklär’s mir doch, verdammt«, fuhr Ewa sie an, und schien ihren ruppigen Ton sofort zu bereuen. »Irgendwie … Ich bin doch deine Freundin.«
    »Ach.« Jule verschränkte die
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