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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang
Autoren: Judith Hueller
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primär zum Brüllen. Komisch und unkreativ. Als Einstieg wählten diese Hobbypoeten offenbar ausnahmslos Jules ersten Drehtag. Eine unvorhergesehene Begegnung mit Ewa, und prompt flog ein Kaffee auf Jules Leggins. Grenzte an Plagiat. Die Idee war exakt kopiert aus der Serie, sogar mit dem dazugehörigen Dialog.
    »So-Sorry. War keine A-Absicht.« Ewa/Viola stammelnd.
    »Schade. Du bist nämlich süß.« Jule/Babett kess flirtend und dauerrollig direkt.
    Ihre Hände berührten sich. Zack-peng. Ein intensiver Blick und urplötzlich waren sie beide verliebt. Grinsend lehnte sich Jule zurück und trank feierlich den letzten Schluck aus ihrem Weinglas. Solch einen Stuss konnte niemand ernsthaft glauben und für Realität halten. Denn …
    Fehler 1: Kennengelernt hatte sie Ewa erst am zweiten Drehtag.
    Fehler 2: Noch nie war ihnen beiden ein Kaffee-Unfall jenseits von Kameras passiert.
    Fehler 3: Privat hasste Jule Leggins.
    Summa summarum, demnach war sie homosexuell nicht gefährdet. Ob sie noch eine Geschichte lesen sollte? So als heiteres Bonbon vor dem Schlafengehen? Nur eine Nacht – dieser Titel klang nach Kurzgeschichte, perfekt, wurde ja auch langsam spät.
    Bereits kurz darauf war ihr Notebook tatsächlich ausgeschaltet und Jule im Badezimmer. Sie duschte. Außerplanmäßig. Kalt. Eiskalt. Und glühte trotzdem weiter.

KAPITEL 2

    Um bei der Wahrheit zu bleiben: Jule hatte nicht gut geschlafen. Beschissen bis gar nicht, um genau zu sein. Wer hatte auch ahnen können, dass es in manchen Ewa-Jule-Geschichten knallhart um Sex ging? Wildes Gefummel, Gestöhne, enthemmtes Gewälze und Rumgelecke bis zur Ekstase. Whaaam! Das verdau mal als Betroffene. Stundenlang hatte sie wach gelegen und versucht, ihr Kopfkino wieder auszuknipsen. Keine Chance. Kaum schloss sie die Augen, schob sich Ewa mit loderndem Blick ins Bild. Nein, die wollte nicht schnuffelteddymäßig einfach nur kuscheln, sondern … sondern … Ausgehungerte Vampirin im Blutrausch, unbekleidet, so viel mal knapp zur neuen Bogacz-Rolle. Uff. Die Bilder setzten Jule zu.
    Als sie morgens zur Arbeit fuhr, trieften ihre Handflächen vor Aufregung. Wie kindisch. Also steuerte sie gegen und schnurrte am Set wahllos alles an, was ihr mit XY-Chromosom querkam. Und das war einiges. Auftakt in der Raucherecke. Nichtrauchend bespaßte sie die Herrenrunde mit zuckersüßem Liebreiz, riss einen Blondinenwitz und erhielt prompt eine Einladung zur nächsten WG-Party von Tom. Tim. Finn? Der lange Dürre mit den Sommersprossen eben. Kabelträger. Egal. Jule schäkerte sich von einem zum anderen, schubidu, das hatte sie einfach drauf. Selbst in der Maske plaudert sie noch heiter mit den Schminkladies Ramona und Susan über Nagellack und Fönfrisuren, bis die Tür aufflog. Mandy. Somit Sendepause, nun quasselte die.
    »Fantastische Neuigkeiten, Jule«, begann das PR-Streichholz mit flammender Begeisterung. »Pass auf, also Folgendes: Das ist sensationell, ich kann es selbst kaum glauben, so schräg ist das, aber toll und die anderen sehen das genauso und ich habe bereits mit allen gesprochen. Das läuft, die sitzen schon dran, und ich wollte dir flott Bescheid geben, denn solche Entwicklungen interessieren dich garantiert und es spricht sich ohnehin bald rum, immer diese Tratschmäuler am Set, die können nie …«
    »Was gibt’s, Mandy?«
    »Erzähl ich doch gerade, Jule. Gestern, ja? Da habe ich mich mit Alex unterhalten. Du weißt schon, diese Dame von Ellen. Du, dieses Online-Magazin kannte ich bisher gar nicht, verrückt, aber die Alex war reizend, so locker drauf, trifft man nicht oft, Journalisten können unfassbar steif sein, oder kurz angebunden überdreht, ständig im Stress und zu gehetzt für ein nettes Gespräch mal zwischendurch, was ich persönlich schade finde, aber ich erlebe das am Telefon andauernd. Anruf, schnell schnell, Material am liebsten sofort, als hätte ich sonst nichts zu tun außer rund um die Uhr Pressebilder zu verschicken, und niemand nimmt sich Zeit für …«
    »Komm zum Punkt, Herrgott!«
    »Irgendwie schlecht gelaunt? Oder kriegst du deine Tage, Jule? Du, falls du Probleme hast, Krämpfe, Heißhunger, Durchfall, Stimmungsschwankungen oder Schweißausbrüche, ich hatte immer ein Ziehen in der rechten Brust zum Beispiel, hier so, wahnsinnig unangenehm kann ich dir sagen, aber meine Cousine, die Peggy, die kennt sich damit richtig-richtig-richtig gut aus. Vertrau mir, ich geb dir später gleich ihre Nummer. Handy, bitte nur abends anrufen,
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