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Vintermørket

Vintermørket

Titel: Vintermørket
Autoren: T.S. Nightsoul
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verstanden. Nur Zeiten änderten sich. Demnach war ich mir nicht sicher, ob es zwischen uns genauso wäre wie früher.
     
    Ich seufzte, erinnerte mich daran, dass Skor am anderen Ende der Leitung auf eine Antwort wartete.
     
    „Ich freue mich auch. Ich rufe durch, wenn ich angekommen bin. Bis dann. Ach und Skor, danke“, meinte ich und legte auf, nachdem er sich mit einem Lachen verabschiedete. Einen Augenblick sah ich auf das Telefon, grinste leicht, als ich an die horrende Rechnung ob des Ferngesprächs dachte, und zuckte im nächsten Atemzug gleichgültig mit den Schultern. Man gönnte sich ja sonst nichts.
     
    ***
     
    Ich traf Dan im Wohnzimmer an, sein Freund in den Armen haltend, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Mich beschlich leise Wehmut, als ich die beiden von der Tür aus betrachtete. So etwas wünschte ich mir auch. Jemanden der mich hielt, an meiner Seite stand. Aber irgendwie schien es nicht die Zeit dafür zu sein. Vielleicht würde sie nie kommen.
     
    Ich räusperte mich und beide drehten sich unisono zu mir.
     
    „Dan, kann ich kurz mit dir reden?“
     
    „Klar, was gibt’s?“
     
    „Ich bin über Weihnachten weg. Ich fliege nach Norwegen. Weiß aber nicht, wie lange ich dort bleibe.“
     
    „Hast du dort Freunde? Oder machst du einfach nur Urlaub?“
     
    „Bekannte. Ich muss einfach mal raus aus Deutschland und abschalten.“
     
    „Na dann hoffe ich, dass du danach kein emotionales Wrack mehr bist“, lächelte Daniel und ich biss die Zähne zusammen. Ich verkniff mir einen zynischen Kommentar, starrte ihn stattdessen finster an.
     
    „Ich packe jetzt. Du kommst ja alleine klar“, stieß ich aus und machte kehrt, als mich seine Stimme zurückhielt.
     
    „Ich wünsche dir viel Spaß, Lex. Ehrlich. Versuche dich ein bisschen zu erholen.“
     
    Das erste Mal seit Wochen erkannte ich, dass es Dan wirklich ehrlich meinte. Ich nickte kurz und ging aus dem Zimmer.
    ***

Zwei
     
    Es war dunkel, es war kalt. Es war mitten im Winter Norwegens. Die Hände tief in den Jackentaschen, das Gesicht im Schal vergraben, stand ich vor dem Flughafengebäude. Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen und war froh, dass ich mir zwei dicke Sockenpaare angezogen hatte. Gähnend schüttelte ich leicht den Kopf, als ich weiterhin versuchte, die Augen offenzuhalten. Der Flug war lang und anstrengend gewesen. Ich war todmüde, zudem fror ich in der eisigen Kälte.
     
    Die Gegend war in unschuldiges Weiß getaucht. Der Schnee lag viel höher als in Deutschland. Weiße Weihnacht war hier praktisch garantiert, wohingegen man in der Heimat meist vergebens darauf hoffte, dass Flocken vom Himmel fielen. Irgendwo war es Ironie, dass ich ausgerechnet in dem Jahr, in dem Schnee auch bei mir zu Hause lag, in ein anderes Land reiste.
     
    Ein Hupen riss mich aus den Gedanken und ich hob den Kopf. Ein alter Volvo hielt direkt vor mir. Der Fahrer selbst war Skor, der mir von innen die Beifahrertür aufmachte und mich breit angrinste.
     
    „Schon festgefroren, Lex?“
     
    Mit einem Lächeln verstaute ich das Gepäck auf der Rückbank, setzte mich selbst auf den Beifahrersitz. Im Inneren des Wagens war es angenehm warm. Ich seufzte wohlig.
     
    „Ich hatte vergessen, wie kalt es hier zu dieser Zeit ist.“
     
    Skor warf mir einen belustigten Blick zu und fuhr aus der Parklücke. Während er sich in den Verkehr einfädelte, drehte er die Musik leiser.
     
    „Wie war dein Flug? Alles soweit überstanden?“
     
    „Ja, ich bin nur ein bisschen kaputt. Geht es den anderen gut?“
     
    „Klar, alle quietsch lebendig. Im Prinzip hat sich nichts verändert. Die drei Mädels machen Thore immer noch verrückt. Schrecklich, jetzt wo sich ihr Interesse hauptsächlich um Jungs dreht und nicht mehr um Puppen. Aber na ja. Der Große ist ein bisschen stiller geworden. Vielleicht hat er endlich verstanden, dass es Zeit wird, sesshaft zu werden. Thore geht nicht mehr auf Reisen. Derzeit lebt er bei uns, was ich gutheiße. So kann mir der Kerl wenigstens mit den Huskys helfen.“
     
    Rex, schoss es mir augenblicklich durch den Kopf. Neben Thore war er derjenige, der mir am nächsten stand. Vielleicht lag es daran, dass ihn hatte aufwachsen sehen. Dass er mir gehörte. Oder einfach daran, dass ich mit diesem Hund auch die Freundschaft zu Thore verband.
     
    Ich lächelte, lehnte mich an die Kopfstütze. Es schien sich wirklich nicht viel verändert zu haben. Bis auf die Tatsache, dass die drei Quälgeister
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