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Vintermørket

Vintermørket

Titel: Vintermørket
Autoren: T.S. Nightsoul
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wurden, waren mit einem Mal zu viel für mich. Jahre hatte ich sie gemisst, nun wurde ich überhäuft davon.
     
    Skor entließ mich, und ich sah mich im Zimmer um. Mir fehlte jemand. Enttäuscht stellte ich fest, dass Thore nicht anwesend war. Sorcha folgte meinem Blick und schüttelte langsam den Kopf.
     
    „Er … ist ausgegangen.“
     
    Mehr musste ich nicht wissen. Mit der Information, dass Thore ausgerechnet heute weg war, kam ich zu dem Schluss, dass er mich nicht hier haben wollte. Hätte er mich vermisst oder sich weiterhin etwas aus unserer Freundschaft gemacht, wäre er da gewesen. Aber der Platz am Fenster, auf dem er vor fünf Jahren immer gesessen hatte, war leer. Ich schluckte die Traurigkeit hinunter und zwang mich zu einem Lächeln.
     
    „Ich bleibe ja ein Weilchen. Da werde ich Thore irgendwann noch sehen.“
     
    Aufmunternd lächelte ich Sorcha zu, die etwas bedrückt wirkte. Sie konnte nichts dafür. Wenn überhaupt war ich daran schuld, dass einmal mehr etwas kaputt gegangen war. Dabei hatte ich mich wirklich gefreut. Ich hatte Thore wiedersehen wollen. Mit ihm Zeit verbringen. Aber es war okay, wenn er dafür nicht mehr bereit war.
     
    „Ja. Möchtest du noch etwas essen, Lex?“
     
    „Nein, danke. Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne schlafen gehen. Die Reise hat mich geschafft. Bitte nicht böse sein.“
     
    „Ach was. Hau dich hin. Morgen reden wir in Ruhe. Du musst erst einmal ankommen“, meinte Skor verständnisvoll, und Sorcha geleitete mich nach oben. Wie früher würde ich mir ein Zimmer mit Thore teilen, der darüber wirklich sehr erfreut sein musste. Ich bekam das Bett unter dem Fenster, sodass ich des Nachts in den Himmel schauen konnte, der momentan von schneeschweren Wolken verhangen war.
     
    Sorcha verabschiedete sich mit einem Lächeln. Müde, wie ich war, verzichtete ich ausnahmsweise darauf, ins Bad zu gehen, zog mich stattdessen bis auf die Unterwäsche aus und legte mich ins Bett. Ich war so erschöpft, dass mir fast augenblicklich die Augen zufielen. Ein letztes Mal dachte ich für diesen Tag an Thore, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.
     
    ***

Drei
     
    Schlaftr unken taumelte ich aus dem Bett in Richtung Bad. Zerstreut fuhr ich mir durch die Haare und gähnte dabei herzhaft. Gott, ich war so verdammt müde! Ich war nicht richtig wach, als ich die Tür zum Badezimmer aufdrückte, mich eilig zur Toilette begab. Ich hatte das Gefühl, dass meine Blase gleich platzen würde.
     
    So seufzte ich erleichtert, als das angestaute Wasser endlich den Körper verließ. Immer noch nicht wirklich klar im Kopf, schlurfte ich zum Waschbecken, wusch mir die Hände und warf einen vorsichtigen Blick in den Spiegel. Was ich sah, ließ mich verwirrt die Augenbraue hochziehen. Ich erkannte meine dunklen Haare, mein zerknautschtes Gesicht und meine merkwürdig grünen Augen. Aber irgendwie sah ich doppelt, denn neben meinem Kopf tauchte ein anderer auf.
     
    „Verdammt“, murmelte ich schläfrig, klatschte mir Wasser ins Gesicht und schaute wieder in den Spiegel. Stahlblaue Augen fixierten mich finster, schwarze, nasse Haare fielen in die Stirn. Das war definitiv nicht ich, denn ich kam nicht aus der Dusche! Vielleicht halluzinierte ich. Aber irgendwie …
     
    „Oh Gott!“
     
    Ich schluckte, drehte mich langsam um und stand Thore gegenüber, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Stille breitete sich aus, die ich nicht zu durchbrechen wagte. Kein Wunder, dass ich ihn nicht gleich erkannt hatte, denn er hatte sich stark verändert. Außerdem … war er älter geworden. Er sah nicht mehr wie ein Student aus, sondern wie ein erwachsener Mann. Damit hatte ich nicht gerechnet. Fünf Jahre wirkten bei Thore wie ein ganzes Leben, das ich verpasst hatte.
     
    „Würdest du dein edles Gestell mal bitte aus dem Weg schieben? Ich muss an den Schrank.“
     
    Perplex starrte ich ihn an. Die schroffe Stimme ernüchterte mich, ließ mich plötzlich hellwach werden. Kein ´Hallo`, oder ´schön dich zu sehen`. Einfach nichts. Es tat mir unglaublich weh, dass Thore mich dermaßen von sich stieß. Es waren nur Worte, aber die waren in dem Fall schlimmer als Taten.
     
    „Klar. Ich freue mich auch, dich zu sehen, Thore“, stieß ich zynisch aus.
     
    Ohne ein weiteres Wort verschwand ich.
     
    Nachdem ich gewartet hatte, bis Thore aus dem Bad gegangen war, hatte ich mich fertiggemacht. Jetzt saß ich schweigend am Frühstückstisch, während sich die anderen
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