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Vintermørket

Vintermørket

Titel: Vintermørket
Autoren: T.S. Nightsoul
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übrig. Aber du weißt ja, ich tue alles für meine Frau.“
     
    Lächelnd erhob sich Skor, gab seiner Frau im Vorbeigehen einen Kuss und nahm sich die Jacke von der Garderobe. Sion, Lilian und Taith winkten mir zum Abschied, dann waren sie alle weg.
     
    Eine Weile blieb ich noch auf dem Sofa sitzen, bis ich mich auf den Weg zur Scheune machte, die neben der Blockhütte lag. Ich musste Rex dringend besuchen und hoffte, dass dieser mich nach all der Zeit noch erkannte. Während ich durch den Schnee stapfte, hörte ich bereits das Gebell und beschleunigte den Gang.
     
    Knarzend glitt das schwere Rolltor auf. Eilig drängelte ich mich durch den Spalt, um ins Innere der Scheune zu gelangen. Der Geruch von Heu umgab mich. Vor mir taten sich die Reihen von Boxen auf, die allesamt leer waren. Die Hunde liefen frei herum. Mit lautem Gebell und wedelnden Schwänzen kamen sie auf mich zu. Langsam ging ich in die Hocke, begrüßte die ersten Ankömmlinge mit einem freudigen Lachen und strich ihnen durch das seidige Fell. Während ich das tat, glitt mein Blick suchend über die Menge. Schließlich entdeckte ich ihn.
     
    „Rex!“, rief ich und besagter Husky hob den Kopf. Er hielt sich etwas abseits, schien nicht mehr so agil zu sein. Ich begab mich zu ihm. Auf halbem Wege kam er mir entgegen und in seinen Augen las ich, dass er mich wirklich erkannte. Ich setzte mich auf den Boden, streichelte ihm den Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren. Langsam ließ er sich nieder, legte sich mit der Schnauze auf mein Bein und sah zu mir hoch. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.
     
    „Mein alter Junge, was ist mit dir?“, fragte ich leise nach und erntete ein Schnauben, als würde Rex mich tatsächlich verstehen. Er war betagter geworden, sein sonst graues, weißes, schwarzes Fell matter. Die verschieden farbigen Augen, das eine stahlblau, das andere braun, schauten mich an, erzählten mir etwas, dass ich nicht wahrhaben wollte, in diesem Moment nicht verstand. Es warf mir Rätsel auf, warum mir niemand etwas davon erzählt hatte.
     
    „Bitte nicht“, flüsterte ich traurig, vergrub die Finger in dem weichen Fell. Ich erntete zur Antwort ein Winseln, das mir das Herz schwer werden ließ. Meine Hand glitt über Rex´ Schädel, fuhr zu seiner Schnauze und hielt inne, als er daran schnupperte. Schließlich leckte er mir über den Handrücken.
     
    Ich drängte die schwarzen Gefühle in mir zurück, als ich wieder daran dachte, dass ich mit diesem Husky aufgewachsen war. Als ich Thore kennengelernt hatte, war Rex noch ein Welpe gewesen. Jetzt schien sich sein Leben dem Ende zu zuneigen. Ich spürte einen schmerzhaften Anflug von Ironie, wegen der Tatsache, dass mich alle Wesen verließen, die mir etwas bedeuteten. Ich liebte diesen Hund, der mich lange Zeit begleitet hatte.
     
    „Er hat dich vermisst.“
     
    Ich zuckte zusammen, als ich Thores Stimme vernahm, drehte mich aber nicht zu ihm um. In diesem Moment brauchte ich seine Anwesenheit nicht. Nicht seine messerscharfen Worte, die mich verletzten. Erst musste ich die neugefundene Erkenntnis verdauen. Allerdings wollte ich eine Sache von ihm wissen.
     
    „Wann?“, meinte ich fragend und blinzelte die plötzliche Feuchtigkeit aus den Augen fort. Rex schmiegte sich dichter an mich, sah unentwegt zu mir hoch. Thore ließ lange mit der Antwort auf sich warten.
     
    „Die nächsten Tage. Durch dich wird er sich wahrscheinlich ein letztes Mal aufbäumen, scheinbar auf dem Weg der Besserung sein. Aber … Rex wird bald sterben.“
     
    Ich schluckte hart, war unfähig noch etwas zu sagen. Ich nickte, streichelte Rex gedankenverloren und suchte nach dem Warum. Es war unfair, ungerecht … es war das Leben.
     
    „Wieso hat mir niemand etwas gesagt?“
     
    Es wollte mir nicht in den Kopf, warum sie so etwas Wichtiges vergessen hatten.
     
    „Ich habe dir vor einem guten Monat auf die Mailbox gesprochen.“
     
    Resignierend schloss ich die Augen. Ich hatte die Nachrichten nie abgehört. Ansonsten wäre ich viel früher gekommen. Nicht erst zum Ende.
     
    „Lex?“
     
    Mein Name klang unsicher aus seinem Mund. Dass zwischen uns so eine große Kluft entstanden war, verstand ich nicht. War es nur die Zeit, oder war tatsächlich ich daran schuld, dass sich das Verhältnis zwischen uns verändert hatte?
     
    Der Mann, der irgendwo hinter mir stand, war mir völlig fremd. Nicht mehr der Jüngling, der nur Unsinn im Kopf hatte und mich zu dem größten Mist
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