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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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sagte Will. »Du erinnerst dich an Sergios Thanassatrides?«
    »Den Zentralier, der mit dem Wolkengebirge reden wollte? Natürlich. Hat heute seinen eigenen Miniweltenkreuzer. Er verfolgte die Theorie, dass es sich um ein Wesen handele, mit dem Kommunikation möglich sei.«
    »Offenbar hat er – auf eine bestimmte Weise – damit auch Recht gehabt.«
    Eliza schwieg und sah ihren Freund skeptisch an.
    »Er selbst war der erste, der es getestet hat. Er war erschüttert, wie wenig Aufmerksamkeit das Wolkengebirge für unseresgleichen aufbringt. Wir sind viel zu klein und unbedeutend, hat er gesagt. So eine Art Läuse im Pelz eines wirklich sehr großen Bären.«
    »Das ist wenig schmeichelhaft«, stellte Eliza fest.
    »Warte ab«, sagte Adrian und nickte dem Administrator zu.
    »Als nächstes haben wir natürlich jemanden von uns hineingeschickt. Den Klempner Than, der sich freiwillig gemeldet hatte.« Eliza nickte.
    »Und der hat etwas ganz anderes berichtet. Er erzählte davon, dass er die Gegenwart anderer Menschen wahrgenommen hat. Anderer Vilmer. Er berichtete, dass er Jona gespürt habe da drin, seinen Bruder.«
    Eliza sah von einem zum anderen. Da war der uralte Adrian, der sie gespannt ansah. Da war Will-A, der wie ein menschgewordener Buddha dasaß. Und Will-J, der so tat, als wäre er bloß ein zufällig herumliegendes Fell.
    »Ihr wollt mich veralbern«, sagte sie. »Jona, der im Gestrolch spurlos verschwunden ist, als er versuchte, ein Gegenmittel zu finden?«
    »Verschwunden ist er, aber offensichtlich nicht spurlos«, sagte Adrian Harenbergh.
    »Und es scheint eine Art System dahinterzustecken«, warf Will ein. »Wir haben auch den Nuntius gebeten, sich die Sache anzusehen. Er war sehr beeindruckt und wollte uns nicht viel sagen. Zwischen den ganzen Bekreuzigungen haben wir immerhin aus ihm herausbekommen, dass er überzeugt war, dass Fra Nathanael mit ihm gesprochen habe.«
    »Wer ist denn das?«, fragte Eliza, ehe ihr der Leibwächter des päpstlichen Gesandten einfiel, dieser Leibowitzianer, der eines Tages unter mysteriösen Umständen verlorengegangen war. Der Nuntius hatte sich immer geweigert, in dieser Frage konkret zu werden, und Will hatte, ganz gegen seine Gewohnheit, auch nicht darauf bestanden.
    »Oh«, sagte sie, und Adrian nickte.
    Dann stupste er sie an, um auf einen weiteren Abschnitt der Schnellstraße hinzuweisen, der geöffnet war. Diesmal schien der Halbkugler auf dem Rand einer Klippe entlangzufahren; der Blick ging tief hinab in einen Abgrund, der keinen Boden zu haben schien. Zumindest war keiner zu erkennen. Dafür sah man von der Decke des Hohlraumes Bündel von schrankgroßen Kapseln hängen wie die Früchte eines sagenhaft fruchtbaren Beerenstrauches. Unter jedem dieser Bündel hing ein weiteres, und unter diesem wieder eines, und so weiter, bis die Reihe der Früchte im Dunkel verschwand.
    Hier flatterte nichts in der Luft herum, und auch krabbelndes Getier war nirgendwo auszumachen.
    »Manche behaupten, in diesen Dingern wären die Erinnerungen des Gebirges gespeichert«, flüsterte Adrian, »es wären die Speicherbänke und Rechenzentren des Pflanzencomputers.«
    Eliza stemmte sich mit ihrer Hand ein wenig empor, um über den Rand des Fahrzeugs in die Tiefe zu schauen.
    »Es könnte auch alles mögliche andere sein«, sagte sie. »Aber ich verstehe, wie man auf diese Idee kommen kann.«
    Sie starrte hinunter, als wartete sie darauf, dass irgendwo Licht anging. Aber natürlich geschah überhaupt nichts in der schummrigen Schlucht, außer dass die endlos aufeinanderfolgenden Kapselbündel ihren Blick immer weiter nach unten saugen wollten.
    Adrian zog sie zurück auf den Sitz, kurz ehe die Schnellstraße wieder in eine geschlossene Röhre überging.
    »Nach Than und dem Nuntius«, setzte Will das Gespräch fort, »wollte Jojojo unbedingt mit dem Gebirge reden, aber nur zusammen mit Toronlukas. Die beiden berichteten davon, Lukaschik selbst erlebt zu haben, aber weder von Fra Nathanael noch von Jona erwähnten sie etwas.«
    »Da kommt doch langsam ein Bild zusammen«, murmelte die alte Lehrerin.
    »Das kommt uns auch so vor«, sagte Adrian. »Deswegen möchten wir ja, dass auch du Kontakt mit dem da drin aufnimmst.«
    »Um dem Bild eine weitere Facette hinzuzufügen«, sagte Will.
    »Eine Verschwörung!«, meinte Eliza mit gespielter Empörung. Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Einerseits fürchtete sie sich ein wenig davor, wem sie begegnen könnte;
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