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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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vorgingen?
    Anthrax brach wenige Schritte später zusammen, nachdem ihm an mehreren Stellen seines Körpers ganze Fleischstücke herausgerissen worden waren. Ebola hatte nichts davon mitbekommen und schaffte nur wenige Meter, ehe auch sie von aufspringenden Astwürgern ins Stolpern gebracht wurde und im Gestrudel der aufgeregten Lebensformen verschwand.
    Blitzschnell sprach es sich bei den Geschöpfen des Wolkengebirges herum, wie man den Eindringlingen beibringen konnte, leise und friedlich zu sein. Lyssa wurde von heranpeitschenden Ästen getroffen, die aus dem Inneren des Dickichts heraussprangen und sie wie große Fliegenklatschen vor- und zurückschleuderten. Nach einigen Schritten, die mehr Taumeln als Laufen waren, wurde auch Lyssa in das Gewirr der Sämlingslinse hineingezogen und tauchte nicht wieder auf.
    Sandaragaleezi Mornastan hingegen überquerte den verkohlten Streifen, der die Außengrenze der Linse markierte, und warf den gezähnten Ranken einen misstrauischen Blick zu.
    Der lebendige Zaun hatte bereits begonnen, die Lücke wieder zu schließen.
    Der Basileus stieg eilig die gewundene Wurzel hinunter. Sorgsam achtete er darauf, wohin er die Füße setzte. Die Rinde war glitschig vom Regen, der wieder zugenommen hatte und in kleinen Bächen in die Fußzone hinabplätscherte. Dort hineinzufallen, wollte der Hochmeister unbedingt vermeiden. Hinter sich hörte er noch mehrere Male, wie Pertussis nach ihm rief, sich beschwerte, ihn mit Vergeltungsmaßnahmen bedrohte und schließlich um Hilfe schrie.
    Scharlach ist nicht mehr verfügbar, dachte der Hochmeister grimmig.
    Das Dickicht hatte einfach die allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert. Paragraph Eins: Zugang nicht erwünscht. Paragraph Zwei: Bei Zuwiderhandlungen kommt das Wolkengebirge mit all seinen Kindern, Plagen und Strafen über dich ...
    Der Basileus fragte sich auf seinem eiligen Rückzug die Wurzelstraße hinunter, ob er es wagen konnte, auf dem Weg zu seinem Raumfahrzeug die Waffe zu zücken. Er hoffte inständig, es würde nicht notwendig werden. Er wollte nicht wissen, was passieren würde, wenn er irgendeinem zweimäuligen, sechsbeinigen Raubtier begegnete, das ihn als Nachtisch betrachtete. Vielleicht schlug ihm der nächstbeste Busch die Waffe aus der Hand, ehe er abdrücken konnte. Oder ein paar Astwürger hielten seine Füße fest und brachten ihn zu Fall, so dass er platt vor dem Monster lag wie ein Törtchen auf dem Dessertteller.
    Er wollte es nicht wissen und murmelte beruhigende Zahlen vor sich hin, zahllose Male wiederholte Koordinatenreihen, während er weiterging. Sandaragaleezi Mornastan wollte den nächsten Dienstag noch erleben. Wenn das gelang, würde er gerne mehrere Wochen lang allein in dem Raumgleiter büßen, die Algorithmen beten und sich sehr genau überlegen, was er Len Robinson über den Verbleib der ausgestorbenen Krankheiten berichten konnte.

20. Die Audienz
    Eliza Simms und Adrian Harenbergh mussten sich noch etwas in Geduld üben.
    »Entschuldigt bitte, dass ich zu spät komme«, rief Will quer durch den Raum. »Das hier zu regeln, kann nicht so lange dauern!«
    Er wies auf die Trage, die gerade herein gebracht wurde. Sie war mit derselben extravaganten Technik ausgestattet wie das selbstschwebende Gepäck der Zentralier, hielt also immer denselben Abstand zum Boden ein. Auf ihrer mit einem weißen Laken bezogenen Liegefläche hielten schwarze Gurte einen schmal gebauten Mann fest, der seinen Kopf hin und her warf. Dabei brabbelte er ständig etwas vor sich hin, das unmöglich zu verstehen war. Es klang bedrohlich, wie unheilvolle Beschwörungen in einer völlig unbekannten Sprache.
    »Und was haben wir hier?«, fragte der Administrator. Die Sanitäterin, die die Trage herein geschoben hatte, tippte sich mit einer unmissverständlichen Geste an den Kopf, während ihr vilmscher Teil eine närrische Rolle auf dem Fußboden drehte wie ein Zirkustier. Es war Rijo, die vor einiger Zeit, nachdem es im Wolkengebirge immer ungemütlicher geworden war, die Weitergereichten Wohnstätten verlassen hatte und ihre Kenntnisse der dort vorkommenden Wirkstoffe an die Kollegen in Vilm Village weitergab.
    Eliza gab ihrem Adrian einen Klaps und durchquerte den Raum, neugierig wie immer. Wenn sie schon warten musste, wollte sie auch erfahren, warum.
    »Aha«, machte Will und wiederholte die Geste, allerdings in Gestalt von Will-J. Das sah ein wenig seltsam aus, so von Hinterpfote zum Schädel. Wills Blicke wanderten von dem
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