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Vielen Dank für ihre e-mail

Vielen Dank für ihre e-mail

Titel: Vielen Dank für ihre e-mail
Autoren: Christoph Moss
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längst zur tragenden Säule in der internen Unternehmenskommunikation geworden. Sie sind ein Führungsinstrument. Hier eine Anweisung, dort ein Lob. Auf eine kurze Frage folgt eine schnelle Antwort. Ein Leben ohne elektronische Kommunikation ist fast nicht mehr vorstellbar – weder unter Kollegen noch im Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter.
    Kaum ein Medium gewährt derart tiefe Einblicke in die menschliche Psyche wie die E-Mail. Deshalb kann dieses Medium sehr motivierend sein. Es kann bei unsachgemäßer Behandlung aber auch viel Schaden anrichten.
    „Die Art, wie ein Mensch kommuniziert, sein Kommunikationsstil im weitesten Sinne, ist verräterisch“, sagt der Linguist Rudi Keller. „Die Sprache eines Menschen ist ihm nicht äußerlich wie seine Kleidung oder Haartracht. Sie ist vielmehr Teil seiner Persönlichkeit, die sich gebildet hat im Zuge seiner Sozialisation.“
    E-Mail-Kommunikation sollte kein Ersatz für Sandkastenspiele sein. Wer elektronische Nachrichten dazu nutzt, um seinen Aggressionen freien Lauf zu lassen, begibt sich auf das geistige Niveau eines Laubfroschs.
    Amerikanische Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass männliche Rotaugenlaubfrösche untereinander kommunizieren, indem sie die Vegetation in der Umgebung durch bestimmte Bewegungen vibrieren lassen. Die Frösche erzeugen die als Tremulation bezeichneten Vibrationssignale, bevor sie mit ihren aggressiven Auseinandersetzungen beginnen. Die Signale enthalten Botschaften über Körpergröße, Status und Absichten des Senders.
    Wer also seinen Blackberry vibrieren lässt, um es seinem Gegenspieler mal so richtig zu zeigen, verhält sich wie ein Tier in freier Wildbahn:
    „Sie regen mich nicht auf. Sie nicht!“
    Vor allem die lustlos in den Blackberry gehauenen Anweisungen eines Vorgesetzten stehen in diametralem Gegensatz zu jeder Form von Motivation, wenn sie ein Ausmaß annehmen wie in diesem Beispiel von Ernst Beermann.
    Er arbeitet im Vertrieb und schickt seinem Vorgesetzten eine Nachricht. Herr Beermann ist sich nicht sicher, wie er entscheiden soll. Deshalb bittet er seinen Abteilungsleiter Schulz um Unterstützung.
    „Sehr geehrter Herr Schulz, sollen wir der Firma absagen oder zusagen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Ernst Beermann“
    Eine höfliche Anfrage eines offensichtlich höflichen Mitarbeiters. Abteilungsleiter Schulz ist also gut beraten, wenn er diesen Tonfall in seiner Antwort beibehält:
    „Sehr geehrter Herr Beermann, vielen Dank für Ihr Engagement. Bitte sagen Sie der Firma ab .
    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Schulz“
    Soweit die Theorie. Tatsächlich sitzt Schulz in einer dieser so wichtigen Abteilungsleiterrunden. Die Stimmung ist angespannt. Es steht einiges auf dem Spiel. Die Zeit reicht gerade, um das Blackberry -Rädchen heimlich unter dem Tisch zu drehen und folgende Nachricht in die Tasten zu hämmern:
    „absagen ks“
    Persönliche Ansprache, Empathie, Interesse? Kein noch so teures Motivationsseminar dieser Welt kann den Schaden wettmachen, der durch diese Stakkato-Kommunikation entsteht. Besonders gefährdet sind vor allem Führungskräfte, die zu spontanen Unmutsäußerungen neigen (Wobei sich an dieser Stelle die Frage stellt, warum sie dann überhaupt Führungskräfte geworden sind. Aber das ist ein anderes Thema.).
    Wer im E-Mail-Schreiben einen inneren Selbstreinigungsprozess sieht, sollte lieber Abstand von diesem Kommunikationsinstrument nehmen. Dabei gilt eine sehr einfache Regel: Lob und Freude darf jedermann zu jeder Zeit per E-Mail zum Ausdruck bringen. Aber Ärger und Kritik übermittelt auch die noch so sehr beschäftigte Führungskraft am besten im persönlichen Gespräch oder zumindest am Telefon.
    Die nachfolgende Übersicht kann helfen, Emotionen sprachlich sauber zum Ausdruck zu bringen. Wenn Sie eine wichtige E-Mail an Mitarbeiter und Kollegen schreiben, sind Sie:
    beeindruckt, begeistert, entzückt, erfreut, ergriffen, erleichtert, erstaunt, euphorisch, fasziniert, froh, fröhlich, gerührt, gespannt, glücklich, hoffnungsvoll, verantwortungsbewusst, vergnügt, zufrieden, zuversichtlich
    Aber Sie sind in elektronisch verfassten Nachrichten besser nicht:
    auf dem Boden der Tatsachen angelangt, aufgeregt, bedrückt, beunruhigt, besorgt, befangen, deprimiert, erschüttert, erschlagen, enttäuscht, niedergeschlagen, im Zweifel, schockiert, empört, skeptisch, misstrauisch, unzufrieden, niedergeschlagen, verärgert, verunsichert, zornig, wütend
    Es:
    ist Ihnen
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