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Vielen Dank für ihre e-mail

Vielen Dank für ihre e-mail

Titel: Vielen Dank für ihre e-mail
Autoren: Christoph Moss
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betonen dazu auch in E-Mails die Augen. Freude und Überraschung werden dann durch ^.^ und O.O symbolisiert.
    In Japan werden die Emoticons aber nicht nur im Netz, sondern gerne auch auf herkömmlichen Briefen verwendet. So gibt es beispielsweise Stempel, mit denen die kleinen Zeichen ganz einfach auf ein Blatt Papier gedruckt werden können. Gefühle auf totem Baum – wie Internetspötter sagen würden.
     
ICH LIEBE SIE
    „Hallo, ich bin die Tanni. Ich bin 21 Jahre alt und würde total gern einmal …“ Wie dieser Satz weitergeht, können wir im Moment nur erahnen. Tatsache ist, dass ein großer Teil derartig beginnender Nachrichten im elektronischen Mülleimer landet.
    Die scheinbare Zwielichtigkeit dieser E-Mail löst sich erst bei genauerem Hinsehen auf. Tanni schreibt an einen männlichen Adressaten. Er ist promoviert und Personalleiter bei einer börsennotierten Aktiengesellschaft. Die 21-jährige Absenderin möchte gern ein Praktikum dort absolvieren – ein Unterfangen, das bereits nach den ersten beiden Sätzen ihrer Bewerbungsmail stark gefährdet sein dürfte.
    Die Art der elektronischen Kontaktaufnahme scheint für zahlreiche Bewerber eine schier uneinnehmbare Hürde darzustellen. Floskeln wie Hallo, Guten Tag oder Grüß Gott gehören noch zu den harmloseren Ausdrucksformen jugendlichen Leichtsinns. Aussprüche wie Moin moin, Mahlzeit oder Tach auch sind praktisch das sichere Ende jeder Bewerberanfrage.
    Der liebe Herr Scholz wäre sicherlich offener für eine Anfrage, wenn er ein sehr geehrter Herr wäre. Und Frau Dr. Schneider würde sich bestimmt freuen, wenn der Absender ihren Doktortitel der Höflichkeit halber in der Anrede erwähnen würde.
    Die Situation wird nicht einfacher durch die Tatsache, dass inzwischen jeder vierte Personalchef elektronische Bewerbungen bevorzugt. 95 Prozent aller Unternehmen in Deutschland schreiben freie Stellen bereits online aus, sagt der Verband Bitkom: „Die Papiermappe ist auf dem Rückzug.“
    Das motiviert natürlich Menschen wie Tanni, frontal in E-Mail-Kontakt zu den leitenden Angestellten zu treten. Bewerberinnen und Bewerber werden immer versuchen, den Personalleiter in ihrer E-Mail persönlich anzusprechen – insbesondere durch den systematischen Einsatz von Wörtern wie Sie, Ihnen oder Ihr .
    Dies kann allerdings manchmal zu ungewollten Missverständnissen führen:
    „Derartige Aufgaben sind anspruchsvoll. Doch ich wachse an Ihnen.“
    Wenn der Personalchef nicht jetzt schon einen roten Kopf bekommt, dann spätestens nach dieser Aussage:
    „Solche Dinge erledige ich gern. Ich liebe Sie.“
    In den vergangenen Jahren haben Bewerber eine etwas übertriebene Leidenschaft zum Apostroph entwickelt. Häufig schleichen sich dabei ungewollt Fehler ein:
    „Montag’s habe ich immer die Adresslisten aktualisiert.“
    Dieser Satz wird ebenso wenig überzeugen wie diese demütige Eigenwerbung:
    „Ich bin eine kleine Gärtnerin im Weinberg meines Chef’s.“
    In der englischen Sprache können Bewerber mit dem Apostroph den Genitiv ausdrücken, in deutschen E-Mails geht das nicht:
    „Ich habe zwei Jahre lang für Xaver’s Büroservice gearbeitet.“
    Auch für den Plural ist ein Apostroph nicht erfunden worden:
    „Meine Hobby’s sind Lesen, Tanzen und Schwimmen.“
    Wenn unsere Bewerberin Tanni dies falsch anwendet, hat sie schnell schlechte Karten:
    „Ich hoffe, ich kann nun mein Gehalt um einige Euro’s aufbessern.“
    Wohl eher nicht, wird der Personalleiter denken. Auch 155 dann nicht, wenn er diesen Satz liest:
    „Wenn Sie weitere Info’s benötigen, melden Sie sich einfach.“
    Das wird die Personalabteilung vielleicht sogar tun, aber bestenfalls, um der Absenderin eine Absage zu schicken. Egal ob sie zuvor in Bremen oder in der Schweiz gearbeitet hat:
    „Die bremer Zentrale hat uns viele Freiheiten eingeräumt.“
    Es waren wohl zu viele Freiheiten, ähnlich wie hier:
    „Ich habe immer eng mit meinen schweizer Kollegen kommuniziert.“
    Dabei ist die Regel bei Ortsangaben eindeutig. Geografische Namen, die auf er enden, werden groß geschrieben: die Bremer Zentrale oder die Schweizer Kollegen . Enden diese Namen auf isch , dann werden sie wie ein Adjektiv behandelt und kleingeschrieben: der amerikanische Mutterkonzern oder unsere englische Niederlassung .
    Wie überhaupt die Groß-und Kleinschreibung zeigt, dass der Weg zur gelungenen Bewerbung kein leichter sein wird. Am Beispiel am lässt sich dies gut zeigen:
    „Ich habe Freude am
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