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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz!
Autoren: Katherine Collins
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Marquess Aylesbury und zukünftiger Duke of Marlborough, sah sich mit aufgesetzter Langeweile in seinem Herrenklub um und fiel beinahe aus seiner Rolle des hochwohlgeborenen Lords, als er seiner Überraschung laut Ausdruck verlieh. Auf einem mit dunklem Brokat überzogenen Sessel neben dem flackernden Feuer saß sein Freund Lord Eric Barkley, den er eigentlich auf seinem Landsitz in Surrey wähnte.
    Barkley war in Begleitung seiner Gattin vor etwas mehr als einem halben Jahr aus London abgereist, als feststand, dass das Paar den lang ersehnten Stammhalter erwartete. Eric im
Whites
anzutreffen, ließ Sebastian St. John Böses erahnen. Verhalten trat er auf den grüblerisch ins Feuer starrenden Freund zu und wagte es kaum, diesen anzusprechen. Nach einem ungemütlichen Moment, als Barkley seiner gewahr wurde, setzte St. John zu einem Gruß an und schluckte ihn dann wieder hinunter. Der Viscount sah fürchterlich aus!
    „Aylesbury! Setz dich! Feier mit mir!”, dröhnte Barkley und fuchtelte mit seinen Händen in der Luft herum. Er war voll wie eine Haubitze, denn seit seiner Ankunft in London, was auch seiner Ankunft im White, dem erlauchtesten Klub Englands, entsprach, hielt er sich tapfer am besten Cognac des Hauses fest. Der Marquess entspannte sich sichtlich, schließlich hatte er schon fast angenommen, dass Weib und Erbe des Freundes verloren waren. „Swansea, ich wähnte dich in Barks End.”
    Lord Swansea bellte ein fast unangenehmes Lachen in den Raum und warf dem langjährigen Weggefährten einen dräuenden Blick zu. Barks End war alles, was Barkley geblieben war, nachdem er die Schulden seines vor Kurzem verstorbenen Vaters beglichen hatte. Das Gut mit seinen durchaus fruchtbaren Feldern würde ihm und seiner Frau ein bescheidenes Einkommen sichern. Einem Sohn hätte es einen Platz in der Gesellschaft geboten, er wäre zwar nicht reich gewesen, hätte aber zumindest einen altehrwürdigen Titel geerbt. Leider gab es keinen Sohn.
    „Wie steht es um Lady Swansea?” St. Johns vorsichtige Frage zielte auf die zerbrechliche Kondition der Dame und auf seine eigenen Erfahrungen auf dem Gebiet der Niederkunft ab. Seine eigene Gattin hatte ihm bereits vier Kinder geboren, unter ihnen den begehrten Stammhalter, auf den der Marquess ebenso stolz war wie sein Vater, der Duke. Anders als Lady Swansea war seine Marchioness ein zähes, kleines Biest, das ihn während ihrer Niederkünfte lauthals verwünscht und beschimpft hatte. St. John konnte sich ganz und gar nicht vorstellen, dass die grazile Viscountess ihrem Gatten einen ähnlichen Empfang bereitet hatte, da sie sich immer schon durch ihre Sanftmut auszeichnete.
    „Sophie ist wohlauf. Ebenso das Kind.”
    Erleichtert ließ sich der Marquess auf dem zweiten Sessel nieder, nachdem er dem Freund anerkennend auf den Rücken geschlagen hatte. „Na also!”, frohlockte er und gab dem Lakaien ein Zeichen, der sogleich dem Wink des Lords nachkam und frische Getränke brachte.
    „Gratulation Swansea! Es ist sicher ein prächtiger Knabe mit Lady Sophies sanften, braunen Augen und deinem lautstarken Organ. Kein Wunder, dass du geflohen bist!” St. John lachte über seinen eigenen Scherz und klopfte sich vergnügt auf die Schenkel, wobei er Barkleys schmerzliche Miene übersah.
    „Wenn Sie wüssten, Aylesbury! Ich stecke ganz tief in Schwierigkeiten!”
    St. John hätte die leise geflüsterten Worte beinahe überhört, aber Barkleys gequälter Gesichtsausdruck und die Vehemenz, mit der er seinen Drink hinunterkippte, ließ ihn aufmerken. Verwirrt fragte er nach den Hintergründen.
    „Ein Mädchen! Sophie hat ein Mädchen geboren! Mein Gott, das ist eine Katastrophe!” Lord Swansea schlug sich verzweifelt die Hände vor das Gesicht. Seit ihrer Eheschließung vor fast zehn Jahren hatten sich seine Sophie und er Kinder gewünscht. Selbstverständlich hofften der damalige Viscount, der verstorbene Arthur Barkley, und Baron Barkley besonders auf den Erben ihres alten Titels, aber Eric hatte sich auch immer Töchter gewünscht, die mit Sophies ätherischer Schönheit gesegnet sein würden. Das war allerdings, bevor er von den horrenden Spielschulden seines alten Herrn erfahren hatte, die auch gleichzeitig den finanziellen Ruin bedeuteten.
    St. John schluckte eine neuerliche Gratulation hinunter, weil ihm gerade noch rechtzeitig die prekäre Lage des Freundes einfiel. Ein Mädchen war tatsächlich etwas schwierig, ganz besonders in Erics Situation. Plötzlich verstand er die
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