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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz!
Autoren: Katherine Collins
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Sout’ampton …”
    „Tatsächlich?” Susan sah auf. Daniel Radcliff, Viscount Southampton, das lief ja wie geschmiert! Southampton hatte den Ruf, einen lockeren Lebenswandel zu pflegen und er spielte, trank gern über den Durst und hatte unzählige Affären. Das wirklich Grandiose allerdings war: Er war der beste Freund von Elizabeths Verlobtem!
    „Oui, oui! Für seine neue l’affaire de coeur. ’übsches Kind. Die junge Witwe von Baron Saunders.”
    Beinahe hätte Susan laut aufgelacht, stattdessen gleißten ihre Augen auf und ein hässlicher Zug schlich sich um ihre vollen Lippen. Eine Blondine, jubelte sie im Stillen und warf einen Blick auf ihre ahnungslose Cousine.
    „Und glauben Sie, Lady Saunders wird den Ball besuchen? Vielleicht in Lord Southamptons Begleitung?”
    „Oh, oui! Le Visconte bestand auf ein ’inreißendes Kleid für das Ereignis des Jahres!”
    Das würde es werden, versprach sich Susan frohlockend und stellte sicher, dass alles ihren Plänen entsprechend vorbereitet wurde.
    Elizabeth sah der Cousine nach, als diese mit der Modistin aus dem Umkleidezimmer schlüpfte, und kniff kurz die Lippen zusammen. Die beiden Mädchen waren so verschieden wie Tag und Nacht und dies betraf nicht nur ihren Charakter. Susan war das Nesthäkchen der Familie und dadurch verwöhnt und eigensinnig. Elizabeth, die als Einzelkind aufgewachsen war und seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter lebte, war ruhig und herzlich. Elizabeth musterte kritisch ihr Spiegelbild. Ihr goldenes Haar reichte ihr normalerweise bis zum Po, war aber dem Anlass entsprechend zu einem lockeren Knoten an ihrem Hinterkopf aufgesteckt. Natürliche Locken kringelten sich auf ihrer Stirn und im Nacken und gaben ihr einen jugendlichen Anstrich. Ihre klaren großen Augen dominierten ihr herzförmiges Gesicht und strahlten in einem warmen Braunton. Eine kecke, kleine Nase, ein sanft gerundetes Kinn und ein kleiner Schmollmund komplettierten das Bild. Sie war hübsch, das konnte sie durchaus sagen, ohne eitel zu wirken, schließlich gab ihr das rege Interesse der Männerwelt recht. Allerdings empfand sie dies eher als störend. Sie mochte die Aufmerksamkeit nicht, die man ihr entgegenbrachte, da sie diese als unangebracht empfand. Sie war immerhin verlobt, also konnten die Gentlemen, die sie besuchten, kein derartiges Interesse an ihr haben. Sie hielt sich weder für besonders geistreich noch für übermäßig charmant. Deshalb war sie sehr verwundert über die kaum abreißende Flut von kleinen Präsenten, die ihr von ihren flüchtigen Bekanntschaften gemacht wurden. Es wunderte sie hingegen gar nicht, dass ihre Cousine immer fuchsiger wurde und ihre Antipathie kaum mehr verbergen konnte. Elizabeths Aufenthalt in London lag einzig und allein an Susans Debüt. Wäre es nach ihr gegangen, wäre sie auf dem ausgedehnten Landsitz ihres Onkels geblieben, in der liebevollen Obhut ihrer Großmutter Charlotta und in der Gesellschaft ihrer zwei jüngeren Cousinen, die sie weitaus mehr schätzten, als Susan es tat. Es erheiterte Elizabeth keineswegs, dass ihre Wünsche ausnahmsweise mit denen ihrer missgünstigen Cousine übereinstimmten. Miss Carmichael wünschte das unverschämt glückliche Mädchen, Verlobte eines Marquess, zukünftige Duchess, reich und auch noch so umschwärmt, überall hin, solange es ganz weit weg von ihr und ihrem viel zu begehrenswerten Verlobten war! Susan St. John, Marchioness of Aylesbury und später Duchess of Marlborough. Hörte sich doch hervorragend an!
    Eine der Helferinnen Madame LeClercs trat schüchtern zu der jungen Miss und führte ihr ein atemberaubendes Kostüm vor, in das sie sich prompt verliebte. Die Robe eines mittelalterlichen Burgfräuleins war in einem tiefen Burgunderrot gehalten und an den Seiten lugte ein hellbeiges Unterkleid hervor. Das Mieder war hochgeschlossen und würde nur ein kleines Rechteck sahnig weißer Haut oberhalb ihrer Brust freilassen. Sie konnte sich bereits bildlich vorstellen, wie sie darin aussehen würde! Sie besaß ein filigran gearbeitetes Rubincollier, das wunderbar zu dem Kostüm passen würde. Ihr Haar würde sie unter einem hohen Burgfräuleinhut verstecken. Vielleicht würde sie einige Löckchen hervorzupfen … Elizabeth ließ sich verträumt in das Kleid helfen und wartete wohlgemut, bis die Helferin ihre Maße genommen hatte, um die letzten Korrekturen vornehmen zu können. 
    London, Whites, Bond Street, Herbst 1793
    Sebastian St. John,
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