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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen
Autoren: Teresa Medeiros
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lang argwöhnisch an, dann machte sie ihm Platz und ließ
ihn eintreten. Sie packte ihren Nähkorb und setzte sich mit knirschenden
Gelenken wieder in den Schaukelstuhl. Ihr schien das Kaminfeuer zum
Sockenstopfen hell genug zu sein, aber im Nebenzimmer brannte am Bett eines
schlafenden Mannes eine Lampe.
    Alastair
Wilder hatte sich wie ein Kind auf der Seite zusammengerollt. Er hatte sich
seiner Decken entledigt und ließ einen
Körper sehen, der nur noch aus Haut und Knochen bestand.
    Als
Bernards Schatten auf das Bett fiel, fingen seine Lider sofort zu zucken an. Er
brauchte eine ganze Zeit, um zu erkennen, wer da neben ihm stand, doch dann
stand ihm sofort der Zorn in den rot geränderten Augen. »Das muss ein toller
Handel gewesen sein, Ian MacCullough, den du mit dem Teufel da gemacht hast.
Dass er dir die Kraft und die Jugend lässt, während ich alt und verschrumpelt rumhänge.«
    Bernard
fand keinen Grund, warum er den alten Mann nicht in dem Glauben lassen sollte,
seinen alten Freund vor sich zu haben.
    »Du warst
das, Alastair, der den Handel mit dem Teufel gemacht hat, nicht ich. Du hast
unser beiden Seelen für eintausend goldene Pfund an Cumberland verkauft.«
    »Und ich
habe jeden Tag und jede Minute dafür bezahlt«, zischte Alastair.
    »Genau wie
ich«, gab Bernard zurück.
    Alastair
beäugte ihn misstrauisch.« Und warum bist du hergekommen? Willst du dich an
einem verwirrten, alten Mann rächen?«
    Bernard
hatte kaum Zeit, für sich selbst über diese Frage nachzudenken, da hatte ihm
der Alte schon mit erstaunlicher Kraft die knochigen Finger ums Handgelenk
geschlungen.
    Er zerrte
Bernards Hand an seine eigene, dürre Kehle.
    »Würdest du
mir nicht gerne die Hand um den dünnen Hals legen, Ian MacCullough? Würde dir
das nicht gefallen, mich meinen letzten Atemzug japsen zu hören und das Leben
aus mir herauszuquetschen?«
    Der
Singsang des Alten ließ Bernard wie hypnotisiert die eigene Hand ansehen, die
ihm wie die eines Fremden erschien. Er würde seine Hand noch nicht einmal
brauchen. Er brauchte dem alten Schurken nur das Kopfkissen in die
selbstgefällige Visage zu drücken und es ein bisschen festzuhalten bis ...
    Wilder schien
seine Gedanken lesen zu können. »Na los, Bursche«, flüsterte er. »Izzy wird
dich nicht verpfeifen. Sie ist froh, wenn sie mich los ist. Sie wird meinen
Töchtern erzählen, ich sei im Schlaf gestorben.«
    Meinen
Töchtern.
    Gwendolyn.
    Bernard
entdeckte keinen Funken Angst in Alastairs Augen, fast schien es, als hoffe er
auf den Tod.
    Er wand
seine Hand aus dem Griff des Alten. »Ich werde dem Teufel nicht bei seiner
Arbeit helfen. Du musst schon warten, bis er Zeit hat, dich zu holen.«
    Als Bernard
sich zum Gehen wandte, schlug Alastair wütend auf seine Matratze ein. »Ich
weiß, dass du meinen Tod willst! Ich seh's in deinen Augen! Ich spür den Hass,
der dir wie Säure in den Adern kocht.«
    Bernard
drehte sich an der Tür um. »Du bist meinen Hass nicht wert, Alastair Wilder.
Ich habe dir vergeben.«
    Er ging
hinaus und hörte Alastairs bitteres Flüstern schon nicht mehr. »Dann bist du
nach wie vor derselbe Idiot, der du immer schon warst, Ian MacCullough.«
    Er kam nicht.
    Gwendolyn
kauerte zwischen zwei Zinnen auf dem höchsten Punkt des Nordturms und hatte
sich Bernards Tartanschärpe um die Schultern geschlungen. Sie war die ganze
Woche lang jeden Tag mühselig hier heraufgestiegen und hatte Stunden damit
verbracht, auf die See hinauszustarren. Aber auch heute, am siebten Tag, war
kein einziges Schiff am Horizont zu sehen.
    Der
aufkommende eisige Wind ließ sie frösteln.
    Bernard
würde vielleicht nicht kommen, aber der Winter bestimmt. Und sie fürchtete, es
würde der längste und kälteste Winter ihres Lebens werden. Während der letzten
Tage hatte sie kaum noch zu hoffen gewagt, ihn im dekadenten Bett ihres
Turmzimmers gekuschelt zu verbringen, gewärmt vom prasselnden Kaminfeuer und
der Glut in den Augen ihres Ehemanns. Sie wickelte sich fester in die Schärpe
und blickte zum Firmament empor. Die Sterne schienen ihr zum Greifen nah und
doch auf ewig unerreichbar.
    Genau hier
auf den Zinnen hatte sie gestanden, als sie Tupper ihre Strategie erklärt
hatte. Zu Recht oder verkehrt, die MacCullough führt ihr Schwert.
    Nun hatte
sie ihr Schwert geschwungen und verloren. Die Niederlage schmeckte bitterer als
erwartet. Sie fühlte sich fast wie damals, als Bernard unzählige Male unter der
Eiche hindurchgeritten war und nie auch nur einen einzigen
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