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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen
Autoren: Teresa Medeiros
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Stufen hinunter, wie sie erwartet hatten,
sondern machte einen Satz auf die niedrige Brüstung zu. Gwendolyn erstarrte und
schien im Steinboden Wurzeln schlagen zu wollen. Und den Bruchteil einer
Ewigkeit bewegte Bernard keinen einzigen Muskel. Ein kurzer Blick in
Gwendolyns panisches Gesicht, und er verkniff sich einen Fluch und stürzte
ihrem Vater hinterher.
    Er
erwischte ihn gerade noch an den Waden, als der alte Mann schon kopfüber
zwischen zwei Zinnen hing. Es hätte ein Leichtes sein sollen, ihn hochzuziehen,
aber der Alte wollte seinem miserablen Leben so verzweifelt ein Ende setzen,
dass ihm übermenschliche Kräfte zu erwachsen schienen. Die beiden Männer
hingen im Ringkampf über der Brüstung, während der Wind ihnen schonungslos
Bernards weiten Umhang um die Ohren peitschte.
    Sie
balancierten zusammen auf dem schwankenden Grat zwischen Zukunft und
Vergangenheit.
    Gwendolyn
erwachte aus ihrer Schreckensstarre und lief in panischer Angst, sie über die
Brüstung stürzen zu sehen, auf die beiden zu. Sie erwischte Bernards Umhang und
zog, so fest sie nur konnte. Aber der Wind wollte den Umhang zurück und
versuchte, ihr das schwere Tuch zu entreißen.
    Ihr Vater
war noch weiter über die Brüstung hinuntergerutscht, und Gwendolyn konnte
Bernards zum Zerreißen gespannte Nackenmuskeln sehen. Er brauchte all seine
Kraft, um den alten Mann nicht ins tosende Meer stürzen zu lassen und geriet
selbst immer mehr ins Rutschen. Er schien nicht mehr fähig, länger gegen den
Wind und den zappelnden Mann anzukämpfen. Gwendolyn versuchte, Bernard am Rücken
zu packen, hatte aber Angst, dabei den Umhang loszulassen.
    Vollständige
Panik erfasste sie. Alles, was Bernard tun musste, war, ihren Vater
loszulassen. Tat er es nicht, würde sie beide verlieren.
    Sie war mit
ihrer Kraft fast schon am Ende, als sich von hinten ein riesiger Arm über sie
schob, den ein Leben voller eiserner Töpfe und schwerer Waschzuber mit
mächtigen Muskeln ausgestattet hatte und der sich nun Bernards Schulter griff.
Ehe Gwendolyn nach Luft schnappen konnte, hatte Izzy alle drei in Sicherheit
gehievt.
    Bernard und
Gwendolyn ließen sich keuchend gegen die Brüstung sinken. Aber Papa wollte
nicht aufhören zu zappeln, bis Izzy ihm endlich einen ordentlichen Kinnhaken
versetzte, der ihn auf der Stelle zusammensinken ließ.
    »Das
hättest du mir überlassen sollen«, protestierte Bernard grimmig, während er
sich die Schulter massierte. »Auch wenn mir das mehr Spaß als unbedingt nötig
gemacht hätte.«
    »Mir
vielleicht nicht? Der bekloppte alte Halunke hat doch tatsächlich gemeint, dass
er mir einfach so abhauen kann.«
    Sie warf
sich Alastair wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter und marschierte
kopfschüttelnd zur Wendeltreppe.
    Als
Gwendolyn rekapitulierte, was geschehen war, schossen ihr die Tränen in die
Augen.
    Bernard
hatte für ihren Vater sein Leben riskiert.
    Er hatte
sich für die Zukunft entschieden und gegen die Vergangenheit.
    Er hatte
sich für sie entschieden.
    Sie lachte
unter Tränen und schüttelte ihn kräftig durch. »Verdammt sollst du sein,
Bernard MacCullough. Ich habe genug davon, dass du ständig für mich sterben
willst. Wenn du das noch einmal machst, bringe ich dich um.«
    Er lachte
und sah genauso aus wie der Junge, in den sie sich vor so vielen Jahren
verliebt hatte. »Ich hatte nicht die Spur von Angst. Wusstest du denn nicht,
dass Drachen fliegen können?«
    »Ach,
willst du jetzt wieder Seine Lordschaft, den Drachen, spielen?«, fragte sie
und streichelte ihm die Wange.
    Bernard
schaute ihr in die Augen und war unvermittelt ganz ernst. »Ich weiß zum ersten
Mal in meinem Leben, wer ich wirklich bin. Ich bin der Mann, der dich liebt.
Der Mann, der den Rest seines Lebens damit verbringen will, dich glücklich zu
machen.«
    Er
erwartete, Gwendolyn in seinen Armen dahinschmelzen zu sehen, aber sie
musterte ihn nur giftig.
    »Warum in
aller Welt, schaust du mich so an?«
    »Ich frage
mich, ob du mich auch geheiratet hättest, wenn nicht Izzy mit ihrer Axt hinter
dir gestanden hätte.«
    »Es gibt
nur einen Weg, das herauszufinden.« Er nahm sanft ihre Hand in die seine.
»Gwendolyn Wilder ... ähm ... MacCullough, möchtest du mich heiraten?«
    Gwendolyn
senkte den Kopf und blinzelte ihn spröde durch die Wimpern an. »Aber vorher
muss ich dir etwas gestehen. Ich fürchte, mir hat ein durchtriebener Schurke
die Unschuld geraubt. Ich bin kein kleines Mädchen mehr.«
    »Wunderbar«,
verkündete er
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