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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen
Autoren: Teresa Medeiros
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Nase
herum. »Und was soll ich jetzt damit anfangen?«
    »Was auch
immer du möchtest, würde ich doch meinen«, antwortete Tupper und schob sich
eine Gabel voll Lachs in den Mund.
    Bernard
starrte wieder die Nachricht an, da zupfte ihn Kitty am Ärmel. »Vergebt mir
meine Neugier, Herr. Aber warum habt Ihr meine Schwester denn verlassen?«
    Bernard
schaute in Kittys große, aufrichtige Augen und tat sich schwer damit, wütend zu
bleiben. Noch schwieriger war, nicht zu vergessen, dass auch sie die Tochter
des Mannes war, der sein Leben zerstört hatte. Er konnte nicht einfach
eingestehen, dass er fürchtete, Gwendolyn ihr ganzes Leben lang für die Sünden
bestrafen zu wollen, die ihr Vater begangen hatte.
    Er war
schon dabei, etwas zusammenzulügen, da entwich seinem Mund eine Wahrheit, die
ihm selbst gar nicht bewusst gewesen war. »Ich glaube, weil ich fürchte, mich
ihr nie als würdig zu erweisen.«
    Tupper
lachte vor sich hin und streichelte seiner Frau die Wange, was ihm einen
hingebungsvollen Augenaufschlag einbrachte. »Dann bist du ja noch dümmer, als
ich angenommen habe. Wann hat sich denn je ein Mann der Liebe einer Frau als
würdig erwiesen? Es ist eine Gnade Gottes, dass sie uns lieben, obwohl wir
sind, wie wir nun mal sind.«
    Bernard
faltete sorgsam das Pergament zusammen und schob es in die Tasche seiner Weste.
»Und wenn es zu spät ist, Tupper? Was, wenn Gott jemandem wie mir keine solche
Gnade gewährt?«
    »Es gibt
nur einen Weg, das herauszufinden, mein Freund.« Bernard schwieg minutenlang.
Dann stand er auf und eilte auf die Tür zu.
    »Wohin
gehst du?« Tupper erhob sich.
    Bernard
drehte sich in der Tür um. »Heim, Tupper. Ich gehe heim.«
    Der
Klang der
Dudelsäcke holte ihn nach Hause.
    Er hörte
sie tief in seinem Herzen, als er durch die einsamen Schluchten des Hochlands
galoppierte. Sie übertönten das rhythmische Donnern der Pferdehufe und spielten
längst keinen Trauermarsch mehr, um seinen Verlust zu beklagen, sondern
fröhliche Weisen.
    Er hatte
endlich begriffen, was es gewesen war, das ihn die letzten fünfzehn Jahre
geplagt hatte – Heimweh. Er sehnte sich nach dem stechenden Salz des Windes,
der über das Meer gefegt kam, dem Plätschern der Bäche in ihrem felsigen Bett,
dem schnarrenden Klang der Stimmen. Und er sehnte sich sogar nach der zugigen
Festung, die Sinnbild seiner gescheiterten Träume war.
    Die Türme
von Weyrcraig Castle tauchten von fern am Nachthimmel auf. Bernard brachte das
Pferd zum Halten und gedachte seiner Eltern, die so oft von einem der Türme
nach ihm Ausschau gehalten hatten. Seine Mutter pflegte ihn zu schelten, wenn
er sich wieder einmal zu lang im nächtlichen Nebel herumgetrieben hatte; sein
Vater zauste ihm durchs Haar und forderte ihn zu einer Partie Schach heraus
oder – was schlimmer war – zum Lesen eines epischen, gälischen Gedichts. Er
hatte nie die Gelegenheit gehabt, den beiden Lebewohl zu sagen, doch als er
jetzt die mondhelle Schlucht zum Schloss hinaufblickte, schien es ihm, als
könne er die beiden endlich ziehen lassen.
    Er hatte
seine Rückkehr nach Ballybliss jahrelang geplant, doch dabei nie an eine
Heimkehr gedacht, weil niemand da sein würde, ihn zu erwarten.
    Doch er
hatte sich getäuscht.
    Ein kleines
Mädchen hatte auf ihn gewartet. Ein Mädchen, das jetzt zu einer warmherzigen,
tapferen, verlässlichen Frau herangewachsen war. Sie hatte ihm kein Mitleid
geschenkt, sondern Anteilnahme. Sie hatte unter seinen Händen gezittert und
sich doch willig in seine Arme begeben. Sie hatte ihm jenes Erbarmen gegeben,
das er mit keiner Menschenseele je gehabt hatte und seine Wut mit ihrer
Sanftmut bezähmt.
    Er konnte
nur beten, dass sie ihn noch nicht aufgegeben hatte.
    Ballybliss schlief friedlich im Schatten der
Festung. Bernard führte sein Pferd am Zügel durch die leeren Gassen und sah
ausgerechnet im Herrenhaus ein einsames Licht brennen.
    Ein
anheimelndes Viereck aus Licht, das ihm wie Hohn erscheinen musste. Bevor er
wusste, was er tat, stand er schon an der Vordertür, bereit anzuklopfen.
    Izzy riss
die Tür schon auf, bevor seine Knöchel das Holz noch berührt hatten. Sein
erster Impuls war, in Deckung zu gehen, doch Izzy schien, so weit er das
beurteilen konnte, unbewaffnet zu sein.
    »Was willst
hier, Bursche? Warte ein paar Wochen, dann brauchst du nicht fertig machen, was
du angefangen hast. Dann hat der liebe Gott es für dich erledigt.«
    »Ich möchte
ihn nur sehen«, sagte Bernard.
    Izzy
starrte ihn eine Zeit
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