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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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für mich abgegeben.«
    »Wissen Sie, wie der Überbringer aussah?«, fragte er.
    »Die Regieassistentin sagte, sie habe den Umschlag von einem kleinen, pummeligen Mann mit weißen Haaren und Bart bekommen. Er sei mindestens siebzig gewesen und habe einen Filzhut und einen Staubmantel getragen.«
    »Einen was?«
    »Sie wissen schon, einen dieser langen Mäntel, die sie in den Cowboyfilmen anhaben.«
    »Ah. Sonst noch etwas Auffälliges?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »›Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann steigen Sie nicht in die Glaskiste‹«, las Lopez laut. »›Das Böse weilt unter uns.‹ Kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber wieso glaubt dieser Bursche, dass Sie sich in die Glaskiste sperren lassen wollen?«
    Ich erklärte es ihm. Anschließend musterte Lopez mich grübelnd. Sein Schweigen ging mir auf die Nerven, also fragte ich: »Sind Sie der Meinung, dass es wichtig ist?«
    »Was?«
    »Das Schreiben«, fauchte ich ihn an.
    »Nun, zumindest bestätigt es meine Vermutung.«
    »Welche Vermutung? Dass Golly abgehauen ist?«
    »Nein, das halte ich für unwahrscheinlich. Den Angaben zufolge, die ihre Kollegen gemacht haben, ist Miss Gee eine temperamentvolle Dreiundzwanzigjährige, die nicht halb so berühmt ist, wie sie es gern wäre, und weniger vernünftig, als ihr gut täte.«
    »Das dürfte aber kaum –«
    »Sie ist bis über beide Ohren verschuldet, bei der Polizei wurde sie bereits aktenkundig – zumeist mit kleineren Drogendelikten –, zwei der Kennedys mussten einstweilige Verfügungen gegen sie erwirken und –«
    »Sie haben sie überprüft?« Ich hätte mich bemühen sollen, nicht so überrascht zu klingen. Lopez wirkte gekränkt.
    »Ja, Miss Diamond, das habe ich. Doch jetzt bin ich genötigt, mich um banalere Angelegenheiten zu kümmern – wie Körperverletzung, Mord, bewaffneter Raubüberfall, Erpressung und so weiter.« Während er in Richtung des Aktenstapels zeigte, wuchtete eine Büroangestellte einen weiteren Armvoll Mappen darauf. Lopez schaute ihr mit bekümmerter Miene hinterher.
    »Aber was ist mit der Nachricht?«, fragte ich. »Glauben Sie –«
    »Für mich sieht das Ganze nach einer wunderbaren Werbung aus. Werbung für ein Off-Broadway-Stück mit Produzenten, die sich finanziell übernommen haben, und einer ehrgeizigen Zweitbesetzung.«
    »Sie meinen,
ich
hätte etwas mit dieser Sache zu tun?«
    »Ich ziehe nur alle Möglichkeiten in Betracht.«
    Na gut, ich hatte genügend Polizeiserien gesehen, ich hätte wissen müssen, dass er auch mich verdächtigen würde. Also versuchte ich, es nicht persönlich zu nehmen. »Hören Sie, dieses Fiasko ist für mich nicht gerade von Vorteil. Joe Herlihy weigert sich, jemals wieder mit dieser Nummer aufzutreten.«
    »Er kam nicht mit Golly Gee zurecht, stimmt’s? Sie hat ihn beleidigt, gekränkt, ihm die Schau gestohlen und ihm an jenem Abend vorgeworfen, er hätte sie beinahe in Brand gesteckt.«
    »Sie glauben doch nicht wirklich, dass Joe hinter der Sache steckt?«
    »Ich bin nicht einmal sicher, was ›die Sache‹ überhaupt ist.«
    »Aber –«
    »Hören Sie. Wir wissen, dass das Mädchen in dieser Kiste war, bevor sie von der Bühne gerollt wurde. Ein Dutzend Augenzeugen hinter den Kulissen hat dabei nichts Ungewöhnliches bemerkt. Die einzigen Personen, die diese Kiste berührt haben, waren Sie, Herlihy und die andere Nymphe.« Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. »Und so wie es aussieht, hat Herlihy Golly gehasst und Sie waren scharf auf ihren Job.«
    »Joe und ich waren die ganze Zeit auf der Bühne!«, protestierte ich.
    »Und weiß außer Ihnen beiden – mal abgesehen von Miss Gee – noch jemand aus dem Ensemble, wie diese Kiste funktioniert?«
    »
Ich
bin diejenige, die Drohbriefe bekommt!« Ich wedelte mit dem Zettel vor seiner Nase herum.
    »Das werde ich berücksichtigen«, bemerkte er höflich.
    Langsam verlor ich die Geduld. »Sagen Sie mir wenigstens, ob ich mich Ihrer Meinung nach in Gefahr begebe, wenn ich in diese Kiste steige.«
    »Ich dachte, Sie hätten sie zerstört? Ihre Produzentin hat von nichts anderem geredet.«
    »Sie wird repariert«, grummelte ich.
    »Verstehe.«
    »Hören Sie«, sagte ich drängend, »können Sie den Drohbrief nicht wenigstens ins Labor geben? Vielleicht finden die etwas heraus.«
    Er betrachtete das Papier einen Moment lang, dann schüttelte er den Kopf. »Wir haben keinerlei Hinweis, dass ein Verbrechen verübt wurde, Miss Diamond. Solange nicht weitere Indizien
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