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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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nicht ein bisschen früher bringen? Vorher kann ich keinen Durchsuchungsbefehl beantragen.«
    Jemand rief quer durch den Raum: »Lopez, Leitung vier!«
    Er hob bestätigend die Hand. Dann schloss er die Augen und massierte sich die Schläfen, als habe er Kopfschmerzen. Na ja, immerhin hatte er seinen Kopf auch ziemlich heftig auf die Tischplatte geknallt. »Eine Stunde«, sagte er entschieden. »Nein, eine Stunde.
Bitte.
« Kurz darauf grinste er und bemerkte: »Dafür könnte ich dich küssen.« Er legte auf, schaute mich an und sagte: »Tut mir leid, Miss, ich bin in einer Minute für Sie da.« Er drückte eine Taste und meldete sich mit: »Detective Lopez.«
    Den Bruchteil einer Sekunde später verriet sein Gesichtsausdruck, dass es ein privater Anruf war. »Hi. Mhm … Was?« Seine Miene verfinsterte sich. Er wandte sich von mir ab und murmelte: »Nein, ich kann nicht.« Vermutlich erinnerte er sich weder an mich noch an eine meiner Kolleginnen, schoss es mir durch den Kopf. Er dagegen hatte beim gesamten Ensemble einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    »Also gut, du hast recht«, sagte Lopez. »Ich
will
nicht. Und jetzt muss ich auflegen. Ich habe zu –«
    Er wurde von einer Stimme am anderen Ende unterbrochen, die laut genug war, dass selbst ich sie hören konnte. Sie klang nach einer Frau.
    Einige der Nymphen aus der Show hatten unverhohlen ihr Interesse an dem hübschen Detective gezeigt, und obwohl das sicher nicht für seine Professionalität sprach, war ihm sichtlich anzusehen gewesen, dass er die Flirterei genoss. Dass ihm ein paar der Satyrn ein nicht weniger großes Interesse entgegenbrachten, schien ihn ein wenig zu überrumpeln, aber er war höflich geblieben.
    »Nein. Nein. Nein!« Lopez klang entnervt. Er seufzte und schloss die Augen. »Wieso kannst du mir nicht etwas mehr Raum geben?« Einen Moment später zischte er: »Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Können wir –« Er zuckte zusammen, und sogar ich erschrak, als die schrille Stimme der Anruferin lautstark durch den Hörer drang.
    Lopez holte tief Luft und sagte voller Verzweiflung: »Mom, ich kann jetzt nicht reden! Bis dann … Bye!«
    Während Lopez sachte auflegte, kreischte die Stimme weiter.
    Ein wenig blasser als zuvor wandte er sich mir zu und sagte: »Also, was kann ich für Sie tun, Miss …«
    »Diamond. Esther Diamond. Sie haben Samstagnacht im New View Venue an der Christopher Street meine Aussage aufgenommen.«
    »Ach ja! Miss Diamond.« Er ließ den Blick über meinen Körper wandern. »Ohne die grüne Farbe sehen Sie völlig anders aus.«
    »Ich habe heute auch wesentlich mehr an«, sagte ich, da mir nicht unbemerkt blieb, wohin er am längsten schaute.
    Er sah mir ins Gesicht und ergänzte mit einem Lächeln: »Und tragen sehr viel weniger Glitzer.«
    »Sind Sie in dem Fall schon weitergekommen, Detective?«
    »Diese Sängerin, die verschwunden ist …«
    »Golly Gee.«
    »Sie ist noch nicht wieder aufgetaucht«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Keine Lösegeldforderungen an das Theater?«
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendetwas von ihrer Familie gehört? Ich habe versucht, die Mutter ausfindig zu machen, aber …«
    »Dass Golly überhaupt von einem menschlichen Wesen auf die Welt gebracht wurde …«, murmelte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ähm, ihre Mutter ist momentan in Europa. Gollys Manager konnte sie gestern erreichen. Aber auch sie hat nichts von ihrer Tochter gehört.«
    Lopez nickte. »Ich habe bereits eine Vermisstenmeldung aufgegeben.«
    »Mehr nicht?«
    »Wir vergleichen ihre Beschreibung mit jeder Jane X, die gefunden wird.«
    »Meinen Sie so etwas wie … nicht identifizierte Leichen?«
    »Genau.«
    »Oh.«
    »Gollys Familie – oder ihr Manager – sollte darüber nachdenken, zusätzlich einen Privatdetektiv zu engagieren«, riet er.
    »In Ordnung.«
    »Ist sonst noch etwas?«, fragte er.
    »Ja. Es ist allerdings ein bisschen sonderbar …«
    Lopez zog die schwarzen Augenbrauen hoch. »Vor wenigen Tagen haben Sie mir erzählt, dass sich eine Frau vor Hunderten von Leuten in Luft aufgelöst hat …«
    »Nicht Hunderte. So gut war das Haus nicht besucht«, bemerkte ich.
    »Trotzdem befürchten Sie also, dass das, was Sie mir jetzt sagen wollen, ein wenig merkwürdig sein könnte. Ich kann es kaum erwarten.«
    Ohne darauf einzugehen, zog ich die Nachricht hervor und reichte sie ihm. Er überflog die wenigen Zeilen und sah mich an.
    »Kam das mit der Post?«
    »Nein. Jemand hat es im Theater
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