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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung
Autoren: T. J. MacGregor
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um mögliche Notstandspläne zu koordinieren?«
    »Im Augenblick nur die flüchtigen Gefängnisinsassen suchen.«
    »Nimm unbedingt meinen Lieferwagen«, rief sie ihm nach. »Die Schlüssel liegen auf dem Küchentisch.«
    Nachdem Sheppard ins Haus geeilt war, saß Mira einfach da und starrte über den Pool hinweg. Annie schaute sie an. »Mom, wir können nicht einfach herumsitzen.«
    »Wir wissen nichts sicher«, entgegnete sie. »Wir sollten einfach beide wieder ins Bett gehen.«
    Annie verdrehte die Augen, wie Teenager das eben tun. »Ja, klar.« Sie marschierte davon und knallte die Tür hinter sich zu.
    Mira konnte nicht entscheiden, was sie zuerst tun sollte – oder ob sie überhaupt etwas tun sollte. Eine Vorwarnung war keine Warnung. Aber selbst wenn sie sich entschied, etwas zu tun – zum Beispiel die Autos und den Lieferwagen des Ladens zu betanken oder Essen und Ausrüstungsgegenstände einzukaufen – war nur der Winn Dixie um diese Zeit nachts geöffnet, und dort kaufte man auf eigene Gefahr ein. Die Frischware war Wochen alt, die Früchte und das Gemüse wirkten verdorrt und schlapp, und von den Konserven bekam man vermutlich eine Lebensmittelvergiftung. Doch wie schlimm konnte ihr Mineralwasser sein? Sie könnte zumindest Wasser und Tierfutter kaufen.
    Das Haus? Es verfügte über Faltläden, die zu schließen nicht mehr als zwanzig Minuten dauern würde, das drängte also nicht.
    Geldautomat? Sie konnte am Morgen auf dem Weg in den Buchladen Geld aus dem Automaten holen.
    Aber wenn dann schon eine Warnung ausgegeben war, gäbe es vielleicht lange Schlangen. In den letzten aufgeregten Stunden, bevor Andrew Homestead erwischt hatte, waren viele Geldautomaten von den Keys bis nach Palm Beach leer gewesen. Und direkt nach Andrew war Bargeld genauso wertvoll gewesen wie Wasser und Essen.
    Wie viel Bargeld hatte sie?
    Sie erinnerte sich daran, dass im September 2003 Hurrikan Isabel – eine starke Kategorie vier – die gesamte Ostküste in Angst versetzt hatte, während sie noch Tausende von Kilometern von den USA entfernt gewesen war. Als der Sturm zwischen North Carolina und Washington D.C. an Land kam, waren die Städte praktisch verlassen gewesen, der Sturm war nur eine schwache Kategorie zwei, und Reporter standen im Regen und Wind und berichteten von praktisch nichts. Selbst wenn eine Warnung ausgesprochen wurde, hieß das nicht unbedingt, dass Danielle kommen würde. Und im Moment war Danielle nur eine Kategorie drei. Maximale Windgeschwindigkeit 200.
    Mira ging nach drinnen. Annie hatte den Fernseher eingeschaltet, einen Sender aus Miami. Die Sprecherin, eine dieser Blondinen, die aussahen wie die Frauen von Stepford, erzählte, was aufgrund der Vorwarnung jetzt sofort alles getan werden sollte. Annie hatte einen Zettel vor sich liegen und hakte alles ab, was die Frau sagte, außerdem machte sie Notizen. Dann kam ein Meteorologe dran, der über Danielle berichtete – ihre Geburt vor zehn Tagen auf den Kapverdischen Inseln, ihren eigentümlichen Weg über den Atlantik, die Ähnlichkeit mit Andrew. Annie entfaltete jetzt eine Hurrikan-Karte und breitete sie auf dem Tisch aus. Mira sah, dass sie zwei Linien eingezeichnet hatte – eine blau, die andere rot.
    »Welche Linie ist Danielle?«, fragte Mira.
    »Die rote. Die blaue ist Andrew. Und hier ist das eigenartige, Mom. Abgesehen von der Tatsache, dass die Wetterfronten Danielle weiter südlich halten als Andrew, könnten diese beiden Hurrikans Klone voneinander sein. Wie eineiige Zwillinge mit zwölf Jahren Abstand. Sie beschleunigen mit derselben Geschwindigkeit, sie haben fast dieselbe Größe, wenn auch unterschiedliche Kategorien, und …«
    Mira bekam Kopfschmerzen »Ich gehe duschen, dann entscheiden wir, was wir machen, okay?«
    Annie nickte und widmete sich wieder ihren Berechnungen.
    Während Mira duschte, überdachte sie Plan B: Die Läden des Wohnhauses schließen, für den Buchladen tun, was sie konnte, riskieren, Nadine zu transportieren, und bereit zur Evakuierung zu sein, wenn eine Warnung ausgesprochen wurde. Aber wohin gehen? Keine Hurrikan-Notaufnahme ließ Tiere zu, und die meisten Motels auch nicht. Und sie würde drei Katzen und eine Hündin nicht in einem Hurrikan allein hierlassen. Außerdem war da die Entfernung. Wo wären sie sicher? Die Vorwarnung galt bis Palm Beach County, über dreihundert Kilometer die Festlandküste hoch. Das hieß, dass die Wetterleute immer noch nicht sicher waren, welchen Kurs Danielle
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