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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr
Autoren: Michelle Raven
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Autumn kam sich fast ein wenig eingesperrt vor und hatte Mühe, ihre Atmung zu kontrollieren. Shane setzte sie auf dem Bett ab.
    »Danke. Auch für die Rettung und das Herfahren.« Autumn erwartete, dass Shane sie jetzt verlassen würde, doch er nahm ihr nur das Bündel ab, das sie immer noch in den Händen hielt. Es kamen Bettzeug, ein Handtuch, ein riesiges verwaschenes blaues T-Shirt, eine Flasche Wasser und eine Tüte Muffins zum Vorschein. Auch an Seife, Zahnbürste und Zahnpasta hatte er gedacht.
    Ungläubig sah Autumn zu ihm hoch. »Haben Sie denn jetzt noch etwas in Ihrer Hütte?«
    »Ja, ich besitze alles in doppelter Ausfertigung, für Besuch. Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Ich glaube nicht. Außer jede Menge Schlaf.« Sofort musste sie wieder gähnen.
    »Wie wäre es, wenn ich schon mal Ihr Bett beziehe, während Sie sich im Bad fertig machen?«
    »Das kann ich doch auch selbst machen.« Sie sah sein Stirnrunzeln und gab nach. »In Ordnung, ich gehe ja schon.«
    »Sie lernen dazu. Kommen Sie alleine ins Bad?«
    »Es sind nur drei Schritte, das schaffe ich.« Auf ihrem gesunden Bein hüpfte sie zum Badezimmer. Wenn man es überhaupt so nennen konnte. Es war ein kleines Kabuff, in dem sich eine winzige Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken auf etwa vier Quadratmetern drängten. Oben an der Wand gab es ein kleines Fenster, das man nur öffnen konnte, wenn man auf die Toilette stieg. Da sie unter akuter Platzangst litt, ließ sie die Tür einen Spalt offen. So konnte Shane sie zwar sehen, aber es ließ sich eben nicht ändern. Als sie in den Spiegel blickte, bekam sie einen Schreck. Ihr Gesicht war knallrot und voller Schmutz. Ihre Augenlider waren durch den Sonnenbrand geschwollen und ihre Lippen rissig. Kein Wunder, dass Shane sie immer so komisch ansah. Sie sah zum Fürchten aus. Entschlossen drehte sie den Wasserhahn auf. Heraus kam eine rötliche Brühe, die nicht viel Ähnlichkeit mit Wasser hatte. Autumn gab einen entsetzten Laut von sich.
    »Keine Angst, das Wasser sieht nur am Anfang so aus, lassen Sie es einfach eine Weile laufen.«
    Dass Shane so genau wusste, was sie gerade tat, erinnerte sie daran, dass sie die Tür offen gelassen hatte und er sie jederzeit beobachten konnte. Sie schob die Tür etwas weiter zu. Das Wasser nahm langsam eine normalere Farbe an. Sie würde es jetzt einfach versuchen, dreckiger konnte sie wohl kaum werden.
    Autumn kam sich langsam wieder wie ein Mensch vor, nachdem sie sich gewaschen und die Zähne geputzt hatte. Für ihre Haare, die ihr wirr ins Gesicht hingen, konnte sie nicht viel tun. Aber wenigstens war der Rest von ihr so sauber, wie es nur ging, solange sie noch ihre dreckige Kleidung trug.
    Langsam humpelte sie ins Schlafzimmer zurück. Shane war weder dort noch im Wohnzimmer mit kombinierter Küchenzeile. Dass er einfach so verschwinden würde, hätte sie nicht gedacht. Unbehaglich blickte sie zur Tür. Auch wenn Shanes Anwesenheit sie nervös machte, war es merkwürdig, so plötzlich allein zu sein. Doch dann bemerkte sie, dass die Tür nicht richtig verschlossen war. Anscheinend hatte er vor, noch einmal wiederzukommen. Bei diesem Gedanken machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Ob aus Furcht oder Freude, wusste sie nicht.
    »Hast du denn überhaupt nichts dazugelernt, Autumn? Du weißt doch, wie Männer sein können. Tu dir das nicht noch einmal an.« Sie erschrak, als sie ihre Stimme hörte. Jetzt fing sie schon an, mit sich selbst zu reden! Vorsichtig hüpfte sie zum Bett zurück und ließ sich darauf sinken. Sie legte die Hände vors Gesicht und stützte ihre Ellbogen auf die Oberschenkel. Was für ein Desaster. So hatte sie sich ihren ersten Tag im Park und in ihrem neuen Leben nicht vorgestellt. Sie seufzte tief auf.
    Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, hob sie erschrocken den Kopf und entspannte sich ein wenig, als sie Shane erkannte. »Ich dachte schon, Sie wären gegangen.«
    »Ich gehe selten, ohne mich zu verabschieden. Ich habe nur noch ein paar Sachen geholt, die ich vergessen hatte.« Damit legte er ihr die Feuchtigkeitscreme und eine Bürste in den Schoß. Sie schloss ihre Finger darum und lächelte dankbar zu ihm auf. »Vielen Dank. Können Sie vielleicht Gedanken lesen? Gerade habe ich mir diese Dinge gewünscht.«
    »Ich weiß eben, wie man Frauen glücklich macht.« Er lächelte spitzbübisch. »Schauen Sie mich nicht so böse an, das war ein Scherz. Ich habe mir gedacht, Sie könnten die Sachen gebrauchen. Soll ich Ihnen
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