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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
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viele Trainer orientieren: Der sogenannte Familienverband setzt sich aus einem erwachsenen Hengst und einer unterschiedlichen Anzahl an erwachsenen Stuten und deren Nachwuchs zusammen. Hier handelt es sich um ein sehr häufig anzutreffendes, oft über viele Jahre stabiles Gefüge. Früher dachte man, dass der Hengst diese Gruppe unangefochten führt und als das ranghöchste Alphatier bezeichnet werden kann, daher auch der Begriff Leithengst. Später musste man einsehen, dass die Rolle einzelner Stuten mindestens ebenso wichtig ist wie die eines Hengstes, daher kamen der Begriff der Leitstute und die Vorstellung der „Arbeitsteilung“ unter den Geschlechtern auf. Dass dieses Bild stark vereinfacht ist, werden wir später noch sehen.
     

    Der Familienverband in Wildpferdeherden ist nur eine von vielen Formen des Zusammenlebens.
     
    Ich bin ich
    Jedes Pferd hat einen ganz persönlichen Individualbereich, also eine Zone um den eigenen Körper herum, in den andere Individuen nur nach vorheriger Erlaubnis eindringen dürfen - und auch dann ist dies nur verwandten oder bereits bekannten Pferden erlaubt. Diese Individualdistanz ist sehr unterschiedlich stark ausgedehnt. Bei manchen Rassen und Individuen kann sie sehr klein sein. So stehen viele Shetlandponys gern mit Körperkontakt an einem Heuhaufen, während einige Traberstuten mindestens fünf Meter Platz um sich herum benötigen, um fressen zu können, ohne sich eingeengt zu fühlen. Die persönliche Individualdistanz ist je nach Wesen des Tieres unterschiedlich stark ausgeprägt und kann auch in konkreten Lebenssituationen wieder ganz verschieden ausfallen. Innerhalb des eigenen Individualbereiches werden auch die Regeln der Rangordnung außer Kraft gesetzt. Es ist der Bereich der eigenen freien Entscheidungen und eine Art Tabuzone für andere. Auch wir Menschen haben ganz unterschiedliche Empfindungen in Sachen Individualbereich. Während es beispielsweise in manchen Kulturen üblich ist, sich überschwänglich zu umarmen oder sogar auf die Wange zu küssen, so ist für andere Mentalitäten schon ein höflicher Händedruck zur Begrüßung ausreichend. Der Individualbereich ist also stets abhängig von der angeborenen Persönlichkeit des Einzelnen, seiner Sozialisierung in der Gesellschaft und der vorherrschenden Kultur.
     

    Auch Pferde besitzen eine Privatsphäre und reagieren auf die unerwünschte Annäherung eines anderen Pferdes mit dem Aufstampfen des Vorderbeins.
Jungs unter sich - die Junggesellengruppe
    Da es ungefähr gleich viele Hengste wie Stuten gibt, muss es neben den Familienverbänden mit nur einem Hengst auch Gruppen aus männlichen Tieren geben - andernfalls müssten viele Hengste allein leben. Da das Zusammenleben mit Artgenossen für Pferde immer Vorteile hat, schließen sich viele junge Hengste in Junggesellengruppen zusammen. Diese Gruppen können über viele Jahre bestehen bleiben, obwohl die Besetzung hier in der Regel häufiger wechselt als in Familiengruppen. Der eine Hengst springt ab, weil er möglicherweise eine Stute gefunden hat und mit ihr eine Familie gründet, andere von ihren Vätern vertriebene Hengste kommen dazu und reifen im Schutze der anderen Junggesellen zu erwachsenen Hengsten heran. In den im englischen Sprachraum als „bachelor groups“ bekannten Junggesellenherden existiert ein sehr lockerer sozialer Verband mit stark fluktuierender Besetzung.
     

    Die Junggesellengruppe ist ein lockerer Verband mit wechselnden Mitgliedern. Hier wachsen im Schutz der Gruppe die jungen Hengste zu ausgeglichenen Persönlichkeiten heran.
Allianzen von Hengsten
    Befreundete Hengste können sich Stuten „teilen“, also mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander leben. Eine solche Kooperation lohnt sich durchaus. Zwar wird jeder Hengst in dieser Konstellation nur Vater von etwa der Hälfte der geborenen Fohlen, dafür hat er einen weiteren starken Partner für die Verteidigung und Sicherung der Gruppe an seiner Seite. Jeder der Hengste kann dann mehr Zeit am Tag ruhen und bleibt so möglicherweise länger fit und gesund. Die Hengste können unter Umständen über einen längeren Zeitraum bei der Gruppe bleiben und somit auf ihre Lebensspanne bezogen mehr Nachwuchs zeugen. Besonders sinnvoll im biologischen Sinne ist dies für miteinander verwandte Hengste. Zwei Brüder sind auch mit dem Nachwuchs des jeweils anderen noch sehr eng verwandt, sodass sich diese Strategie unter evolutionsbiologischen Gesichtspunkten als sehr
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