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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
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die Weitergabe vererbbarer Merkmale von Generation zu Generation einer starken anatomischen und psychischen Veränderung: Aus dem antilopenähnlichen, den Wald bewohnenden Urpferdchen ist ein steppenbewohnendes Lauftier, das Pferd, geworden. Dabei sind die charakteristischen Merkmale eines Individuums in Form von Genen kodiert, die bei der Fortpflanzung kopiert und an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. Viele Tierarten existieren nicht nur in einer einzigen Vorkommensart, sondern in verschiedenen Varianten. Die erblich bedingten Unterschiede der einzelnen Pferdeindividuen, also ihre genetische Variabilität, werden durch eben diese Varianten und durch die Rekombination, also die Neuanordnung der Gene erzeugt.
    Auch bei den Vorfahren unserer Hauspferde gab es seit jeher diverse Unterarten oder -typen, die sich in unterschiedlichen Regionen der Erde an vorherrschende klimatische und ökologische Bedingungen anpassten. Will man heute die Stammesgeschichte der Pferde und deren Domestikation verfolgen, so bedienen sich die Forscher der genetischen Information der sogenannten mitochondrialen DNA (mtDNA), die ausschließlich von einer Mutter auf die Tochter übertragen wird. Normalerweise wird die Anordnung der Gene in jeder Generation durch die Verschmelzung des weiblichen und des männlichen Anteils bei der Befruchtung verändert, bei der mtDNA handelt es sich dagegen um einen auch über viele Generationen hinweg gleichbleibenden, wiedererkennbaren Bestandteil der Gene, anhand dessen man sozusagen die „Mutterlinien“ und Verwandtschaftsgrade der Pferdetypen verfolgen kann. Die Ursprünge der Mutterlinien unserer modernen Hauspferde und damit die Urmütter der unterschiedlichen Pferdetypen lassen sich etwa 320.000 bis 630.000 Jahre zurückverfolgen. Die Domestikation des Pferdes durch den Menschen kann über die mtDNA auf einen Zeitraum von etwa 9400 bis 2000 vor Christus zurückverfolgt werden.
     

    Die heutigen Pferderassen sind ein bunter Mix aus ganz unterschiedlichen Ursprungstypen. Sie vereinen in sich die große Vielfalt an Verhaltensweisen ihrer Vorfahren.
     
    Lange Zeit vermuteten die Forscher eine Entwicklung der Hauspferde aufgrund eines einzigen Ursprungstyps, was heute stark bezweifelt wird. Sie stellten sich die Domestikation des Pferdes als einen Vorgang vor, der aus einigen wenigen Pferden durch Züchtung und Selektion das domestizierte Hauspferd geschaffen hat, das danach von den Menschen auf der ganzen Welt verbreitet worden ist. Die moderne Forschung geht heute davon aus, dass die Domestikation des Pferdes durch den Menschen an vielen verschiedenen Orten der Welt und zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden hat. Die Menschen haben also aus den Pferden, die in ihren Gebieten zu jenem Zeitpunkt lebten, eine bestimmte Ursprungsrasse gezüchtet. Diese Theorie wird dadurch unterstützt, dass auch heute noch bei der Untersuchung unserer Hauspferde 17 verschiedene Pferdetypen mit unterschiedlichen Mutterlinien gefunden wurden.
Die Basis der Hauspferderassen
    Diese unterschiedlichen ursprünglichen Pferdetypen sind die Vorfahren der verschiedenen Hauspferdetypen und damit die Basis der heutigen Rassen. Sie entwickelten sich zunächst ohne den Einfluss des Menschen allein aufgrund der Umweltbedingungen in ihrer ursprünglichen Erdregion und zeigten sowohl in Bezug auf ihre Körpermerkmale als auch hinsichtlich ihres Verhaltens große Unterschiede.
    Der wahrscheinlich älteste Hauspferdetyp mit etwa 47.000 bis 166.000 Jahre alten Mutterlinien ist der orientalische Steppentyp, der sich durch einen kurz-rückigen, zierlichen Körper, kurzen Kopf mit weiten Nüstern und einer hohen Affinität zu schnellen Bewegungen in trockenen, warmen Gebieten auszeichnete. Diese Pferde bildeten enge Familienverbände und ließen sich vermutlich leichter als die übrigen Hauspferdetypen an den Menschen gewöhnen.
    Die Mutterlinien der nordischen Kaltbluttypen gehen auf 29.000 bis 100.000 Jahre zurück. Mit ihrem massigen, schweren Körper und dem kräftigen Hartgrasgebiss waren sie perfekt an die kalten Klimazonen angepasst. Es waren ausgesprochene Schrittpferde, die ihre Wanderungen im gemächlichen Schritttempo zurücklegten und aufgelockerte Gruppen bildeten.
    Die etwa 6.000 bis 21.000 Jahre alten Mutterlinien der warmblütigen, ramsköpfigen Pferde waren sehr gut an die weiten kälteren Steppengebiete auf der Nordhalbkugel der Erde angepasst. Sie besaßen einen relativ langen Rücken mit langen Gliedmaßen,
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