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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
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der Reizschwelle für das unerwünschte Verhalten bleibt. Außerhalb des Trainings sollten die negativ besetzten Situationen unbedingt vermieden werden, um dem Pferd keine Gelegenheit mehr zu geben, das unerwünschte Verhalten weiter einzuüben.
     

    Oft wird der Tierschutzgedanke im Pferdesport mit Füßen getreten. Unter dem Deckmantel der Dominanz wird das Pferd als potenziell gefährliches Tier dargestellt, dem nur mit psychischer oder körperlicher Gewalt beizukommen ist. Ein Blick in die Augen der in dieser Form trainierten Pferde zeigt allerdings die häufig traurige Wahrheit.
     
    Finden Sie zunächst heraus, bei welchem Abstand zu den negativ besetzten Gegenständen Ihr Pferd noch ruhig bleiben kann. Wenn es den Regenschirm zum Beispiel aus etwa fünf Metern Entfernung das erste Mal wahrnimmt und bei etwa drei Metern beginnt, angespannt zu reagieren, sollten Sie beim Üben zunächst diese Drei-Meter-Grenze nicht unterschreiten. Nach und nach wird das Pferd lernen, sich auch ohne ständige Belohnungen dem Unbekannten zu stellen.

Freundschaft statt Dominanz
    Freundschaft statt Dominanz
     
    W
    ir alle wünschen uns einen emotionalen Zugang zu unserem Pferd. Es soll eine artübergreifende Partnerschaft, eine echte Freundschaft fürs Leben entstehen. Diese Freundschaft zeichnet sich dadurch aus, dass man füreinander da ist, gegenseitige Zuneigung oder sogar eine Form der Liebe ohne Forderungen und Ansprüche empfindet. Man ist nicht wirklich mit jemandem befreundet, den man nur an seinem Nutzen oder seinem tadellosen Umgang misst. Wahre Freundschaft braucht keine Hierarchie, da beide Seiten sich mit ihren Stärken und Schwächen kennen und akzeptieren.
    Freunde fürs Leben
    Pferde sind in der Lage, Freundschaften über viele Jahre hinweg intensiv aufrechtzuerhalten. In den Genuss dieser einmaligen Fähigkeit zu einer tiefen Verbundenheit können auch wir Menschen gelangen, wenn wir bereit sind, uns auf unseren tierischen Gefährten emotional einzulassen und diese spezielle Partnerschaft wachsen und gedeihen zu lassen. Eine essenzielle Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer solchen Freundschaft ist der Respekt vor der Andersartigkeit und Einzigartigkeit des Lebewesens Pferd mit all seinen besonderen Eigenschaften. Erst wenn wir Menschen dem Pferd und seiner Natur respektvoll gegenübertreten, können wir uns den Respekt des Pferdes verdienen.
    Für eine ethisch vertretbare Umgangsform mit dem Pferd benötigen wir vor allem Vertrauen, welches durch die Vorhersehbarkeit und Klarheit unserer Aktionen aufgebaut werden kann. Nur wenn wir mit unseren Handlungen im Reinen sind, wird das Pferd unsere Zuneigung wirklich spüren und Vertrauen aufbauen können. Wer neben dieser inneren Authentizität auch innere Stärke und Besonnenheit ausstrahlt, dem wird sich das Pferd vertrauensvoll zuwenden.
    Sicher sind wir es, die als intelligenterer Part dieser ungleichen Freundschaft im Alltag sehr häufig die Entscheidungen treffen müssen, da Pferde die Gefahren unserer menschlichen Umwelt nicht einschätzen können. Dennoch erweist es sich als unschätzbarer Vorteil, eine eher stille Form der Führung zu übernehmen, bei der das Pferd von der Notwendigkeit einzelner Ereignisse durch positive Erfahrungen und Freude am Beisammensein mit dem Menschen überzeugt ist. Wirkliche Führungspersönlichkeiten machen das Pferd nicht zum Verlierer, sondern zu einem wertvollen Partner.
    Viele der bekannten Dominanzübungen hingegen führen beim Pferd zur psychischen Resignation. Es ist für kein Pferd ersichtlich, warum es scheinbar grundlos in jede erdenkliche Richtung ausweichen muss oder sich auch von jedem fremden Menschen am ganzen Körper anfassen lassen soll. Solche Gehorsamsübungen werden nur dann mit echter Begeisterung und aus Freundschaft ausgeführt, wenn sie positiv trainiert worden sind. Dazu ist es nicht förderlich, jede aktive körperliche Annäherung des Pferdes zu verbieten, weil man dort einen Übergriff auf die eigene Vormachtstellung befürchtet. Pferde brauchen für die Entstehung und Festigung ihrer Bindungen und Freundschaften gerade den engen Körperkontakt.
     
    „Großzügigkeit ist das Wesen der Freundschaft.“

(Oscar Wilde)
     

    Das unsichtbare Band
    Die Freundschaft schafft ein unsichtbares Band zwischen der Persönlichkeit unseres Pferdes und unserer eigenen. Dabei stellt die Beziehung zu dem Pferd eine einzigartige Möglichkeit der Verbundenheit zur Natur dar. Über die Freundschaft mit einem
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