Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
Vom Netzwerk:
Bewegungsmöglichkeiten, Freundschaften mit Artgenossen, ausreichend Futter und Wasser, Licht und Luft. Dabei sollten die Pferde selbst entscheiden können, wo sie sich gern aufhalten möchten. Das Platzangebot muss der Pferdegruppe angemessen sein und es muss ständig die Möglichkeit gegeben sein, Schutz vor widrigen Wetterbedingungen zu finden. Zwar lieben Pferde die Gesellschaft, doch nicht jedes Pferd ist für jede Gruppenzusammensetzung geeignet. Die Zusammenstellung einer optimalen Offenstallgruppe muss sorgfältig getroffen werden und die Tiere sollten genau beobachtet werden, um jedem Pferd in seiner Persönlichkeit und seinen Grundbedürfnissen gerecht zu werden.
    Pferde haben quasi ständig Hunger. Dabei geht es nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern die Natur hat dem Pferd ein bestimmtes Kaubedürfnis mitgegeben. Bekommt das Pferd zu wenig Raufutter, wird es ein Ventil für die Befriedigung dieses Kaubedürfnisses suchen.
    Studien der letzten Jahre haben außerdem erwiesen, dass Pferde sich nicht automatisch auf einem großen Auslauf mehr bewegen als in einem kleineren. Handelt es sich um einen leeren, rechteckigen Paddock, dann stehen die Pferde viel herum, weil ihnen jeglicher Anreiz zur Beschäftigung fehlt. Die Folge wird eine gelangweilte Ansammlung von Pferden sein, in der aggressivere Tiere aus Langeweile und Stress dazu neigen, andere zu belästigen. Eine übermäßige Aggression innerhalb einer Gruppe ist immer ein Zeichen von Stress und nicht von besonders dominanten Tieren. Pferde brauchen also Struktur, sie benötigen Pflanzen, Futterstellen, Sandhügel, Wasserstellen, Rundläufe oder Knabberäste, um sich in ihrer Umgebung wirklich beschäftigen zu können. Auch die Gestaltung eines grasfreien Bereichs sollte sich an der natürlichen Weideumgebung orientieren. Am schönsten ist natürlich eine echte Pferdeweide, die von ursprünglichen, für die gesunde Ernährung der Pferde geeigneten Grasarten bewachsen ist.
     

    Die nicht artgerechte Pferdehaltung führt häufig zu Problemen im Umgang und zu schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten.
     
    Auch in der mangelnden Herdenkompetenz vieler Pferde liegt eine Ursache für ein scheinbar schwieriges Verhalten. Viele Pferde haben das Herdenleben leider nie richtig kennengelernt. Entweder waren sie als Fohlen schon allein mit der Mutter, später ohne die Gesellschaft von Pferden unterschiedlicher Altersgruppen in einer Jungpferdeherde oder mit nur kurzen Gruppenausläufen in Boxenhaltung zum Alleinsein verdammt. Pferde brauchen vom ersten Lebenstag an andere Pferde um sich herum. Schon wenige Tage in Isolation können zu bleibenden psychischen Problemen führen. Diese psychischen Auffälligkeiten führen dann häufig auch im Umgang zu Schwierigkeiten. Gerade einzeln gehaltene Pferde oder Pferde, die zu viel Zeit in Boxen verbringen, sehen den Menschen notgedrungen als Ventil für ihre unbefriedigten Bedürfnisse nach Spiel und sozialer Nähe an. Hengste und Wallache in solcher Haltung neigen dazu, „frech“ zu werden. Sie überholen ihre Führperson oder zwicken und schnappen auch mal gern. Hierbei handelt es sich nicht um ein Dominanzproblem, sondern zumeist um eine mangelnde Befriedigung des Kontaktbedürfnisses. Nicht allein Trainingsstunden, in denen das problematische Verhalten abtrainiert werden soll, sondern nur die Kombination mit der Haltungsänderung wird für das Pferd und damit auch für den Besitzer eine Verbesserung mit sich bringen.
     

    Bunt gemischte Pferdegruppen erfordern Fingerspitzengefühl bei der Vergesellschaftung.
     
    Es ist also wenig Erfolg versprechend, ein ständig unruhiges oder ungehorsames Pferd über Dominanzübungen oder eben allein über die Erziehung zu einem braven Tier ausbilden zu wollen. Solange sich nichts an den Lebensumständen des Pferdes ändert, sind neue Schwierigkeiten vorprogrammiert. Eine Bereicherung des Pferdelebens nennt man ein Enrichment-Programm. Jeder Pferdebesitzer kann versuchen, nachhaltige Verbesserungen in der Haltung seines Pferdes herbeizuführen, und sich über die vielfältigen Möglichkeiten der Offenstallgestaltung in diversen guten Ratgebern informieren.
    Pferdegerechtes Training
    Zusätzliche Gründe für diverse Widersetzlichkeiten und scheinbare Dominanzprobleme sind die Über- oder Unterforderung des Pferdes im Trainingsalltag. Die Aufgaben, die das Pferd leisten soll, müssen auf die jeweiligen Fähigkeiten des Tieres abgestimmt sein. Nicht jedes Pferd muss piaffieren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher