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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
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nicht. Ein Pferd, das passiv und abgestumpft wirkt und das Angst oder Unbehagen im Mienenspiel zeigt, hat keinen Spaß und wird das Training nicht als angenehm und vielleicht auch nicht als gewaltfrei empfinden.
    Auch ist es nicht nötig, dass Pferde schweißüberströmt und durch den Stress aufgewühlt sind, nur um eine Lektion zu lernen. Bei der Auswahl eines Trainers sollten die Methoden natürlich nicht nur auf öffentlichen Veranstaltungen, sondern vor allem im Alltag begutachtet werden, um zu entscheiden, wie gewaltfrei sie sind. Pferde, die zu Hause viel Druck erleben, funktionieren auch bei Veranstaltungen durch die Angst vor dem Trainer gut. In solchen Momenten wirken viele Methoden gewaltfreier, als sie im Alltag tatsächlich ausgeübt werden.
Wie wir selbst behandelt werden wollen
    Hilfreich bei der Wahl einer Trainingsmethode ist immer die Frage, ob wir selbst gern in der Rolle des Pferdes in diesem Moment wären. Ein Pferd weiß vor einer Übung nicht, was es warum tun soll. Viele Reiter sind durch die Traditionen und durch die Werbung der Dominanzmethoden schon stark beeinflusst. Man empfindet Dinge und Vorgehensweisen als normal, die ein Außenstehender vermutlich nie als normal einstufen würde.
    Der Umgang mit dem Pferd wird nicht immer von gesundem Menschenverstand beeinflusst, sondern es wird leider häufig großen Namen, stark beworbenen Modetrainingsmethoden und aktuellen Gurus nachgeeifert. Manche findigen Geschäftsleute versprechen ihren Kunden gegen das entsprechende Kleingeld ein „perfekt funktionierendes“ Pferd. Verschwiegen wird, dass es damit seiner Persönlichkeit beraubt wird. Es geht bei vielen dieser Methoden nicht um die Pferde, sondern um die Bequemlichkeit und Unsicherheit des Besitzers. Die Erklärungsmodelle dieser Trainer entsprechen nicht den Grundlagen der Verhaltensforschung, sondern nutzen das verhaltensbiologische Vokabular, um eine scheinbare Natürlichkeit der Methode zu demonstrieren und ein negatives Vorgehen pseudowissenschaftlich zu rechtfertigen.
    Blumige Worte
    Die Methoden des Dominanztrainings zeichnen sich durch die Verwendung blumiger Worte für die Vorgehensweise, für die vermeintlich biologischen Hintergründe, die Ausrüstungsgegenstände oder einfach für das Image der Methode aus. Hier werden diese Euphemismen ganz gezielt werbetaktisch verbreitet und in ein scheinbar „gewaltfreies“ Trainingskonzept integriert. Dabei sollen Begriffe wie „spielen“, „Leitstutenprinzip“ oder auch „Touchieren“ dem Menschen ein gutes Gefühl bei der Ausführung der gewählten Methode bieten. Ob diese Begriffe aber halten, was sie versprechen, und ob sie verhaltensbiologisch korrekt eingeordnet sind, offenbart sich erst beim genaueren Hinsehen.
    Sämtliche Methoden können an den verhaltensbiologischen Maßstäben der Lerntheorien überprüft werden, indem man nüchtern beobachtet, was der Trainer genau macht und welche Bezeichnungen er dafür benutzt. Generell gibt es nur die vier schon erwähnten Wege, Pferde zu trainieren. Entweder wird damit gearbeitet, Druck aufzubauen und nachzulassen, oder es wird damit gearbeitet, Belohnungen hinzuzufügen und vorzuenthalten. Diese Prinzipien des Lernens gelten universell, kein Trainer der Welt kann sie zugunsten eines „Dominanztrainings“ ausschalten. Reagiert das Pferd passiv, ängstlich, auffällig nervös oder angespannt, so kann davon ausgegangen werden, dass mit negativer Verstärkung gearbeitet wird. Das Ausdrucksverhalten, die Mikromimik und die Ausstrahlung der Pferde geben uns Hinweise darauf, wie überwiegend mit ihnen gearbeitet wird oder wie dies in der Vergangenheit getan wurde.
     

    Solange manche Menschen in den Pferden nur Sportgeräte sehen, die perfekt funktionieren müssen, werden Pferde weiterhin auf ihre körperlichen Leistungen reduziert und damit ihrer Persönlichkeit beraubt.
     

    Ob im Zirkus oder auf Pferdeshows: Erst ein Blick hinter die Kulissen zeigt die Wahrheit über die angewendeten Ausbildungsmethoden.
     
    Auch bietet sich eine Überprüfung der eigenen Methoden an, indem man die verwendeten Hilfsmittel reduziert. Oftmals verlieren bestimmte Hilfsmittel dadurch ihre positive Bedeutung und können als das entlarvt werden, was sie sind. So ist manch „harmloser“ Stick nichts anderes als eine Form der Peitsche, die dazu dient, Druck aufzubauen.
    Vorsicht gilt bei der Beobachtung von Profis bei öffentlichen Vorführungen. Nicht alles, was dort gezeigt und in blumige Worte
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