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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz
Autoren: Marlitt Wendt
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Pferde besser getrennt werden sollten, damit beide Seiten in Ruhe leben können. Sinnvoll erscheint es deshalb, die Fohlen schon früh an die unterschiedlichen Pferdetypen zu gewöhnen, die ihnen vermutlich in ihrem späteren Leben als Freizeitpferde begegnen werden.
     

    Viele Isländer - viele Persönlichkeiten.
Das Pferd als Individuum
    Neben den Unterschieden im Verhalten zwischen den verschiedenen Pferdetypen kommt es zudem zu stark ausgeprägten individuellen charakterlichen Eigenschaften innerhalb der einzelnen Rassen. Teilweise sind diese Unterschiede zwischen den Vertretern einer einzigen Rasse sogar größer als zwischen denen verschiedener Rassen. Jedes Pferd ist durch seine genetische Grundausstattung und seine eigenen Erfahrungen ein einzigartiges Individuum mit einem unverwechselbaren Charakter und einer speziellen Persönlichkeit. Dementsprechend sind viele charakterliche Merkmale unterschiedlich stark ausgeprägt.
    Wir alle haben eine Vorstellung davon, was unsere Persönlichkeit, unseren Charakter ausmacht. Wir verstehen darunter sowohl unseren Gemütszustand als auch alle häufig wiederkehrenden individuellen Verhaltensmuster, die sich als Charakterzüge einprägen. Ebenso wie wir einen anderen Menschen an seinem äußeren Erscheinungsbild erkennen, haben wir ein Bild oder eine Vorstellung seiner für ihn typischen Verhaltensmerkmale und Stimmungslagen, eben für seine Eigenarten. Der eine ist uns als Frohnatur bekannt, ein anderer möglicherweise als der typische Eigenbrötler. Dennoch ist uns bei anderen Menschen bewusst, dass ihr Charakter vielschichtig und nicht durch einen solchen Stempel abschließend zu beschreiben ist. Auch bei unseren Pferden erkennen wir typische Verhaltensmuster immer wieder und können zum Beispiel anhand ihrer Körpersprache auf den Gemütszustand schließen. Wir geben unseren Pferden Namen und erkennen sie immer als Persönlichkeiten an. Wirkliches Verständnis für die Andersartigkeit setzt allerdings Hintergrundwissen und Einfühlungsvermögen voraus. Wir müssen introvertierte Pferde in ihren Eigenarten genauso ernst nehmen wie extrovertierte und uns mit den unterschiedlichen Persönlichkeitstypen auseinandersetzen.
    Herden-, Steppen- und Fluchttier: ein unvollständiges Modell
    Mit dem Etikett „Herden-, Steppen- und Fluchttier“ werden wir dem tatsächlichen Wesen der Pferde nicht gerecht. Wie wir schon gesehen haben, gibt es aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der einzelnen Pferdetypen und daraus resultierend auch der heutigen Rassen unterschiedliche Präferenzen für verschiedene Reaktionen im Sozial-, Ausdrucksund Stressverhalten unter den Pferden. Es gibt Herdenverhalten, doch nicht jedes Pferd ist zu jedem Zeitpunkt seines Lebens ein Herdentier. Es gibt Fluchtverhalten, doch ein Pferd ist per se ebenso wenig nur ein Fluchttier wie der Mensch ausschließlich ein „Familientier“ ist.
    Eine typische Ponyherde wird beispielsweise einen viel engeren Verband bilden als eine Warmblutherde. Beides sind Herden, aber mit anderen Regeln und Gepflogenheiten. Beide Gemeinschaftsformen sind auf ihre Art pferdetypisch und müssen gleichberechtigt nebeneinander betrachtet werden.
    Ebenso darf man nicht jedes Pferd aufgrund seiner genetischen Herkunft als „echtes“ Steppentier bezeichnen. So hat das Urpony beispielsweise keine ausreichend langen Beine für die Steppendurchquerung. Vielmehr ist es in einer waldreicheren und regenreichen Umgebung entstanden. Auch das Steppenpferd hat sich durch die unterschiedlichen natürlichen Gegebenheiten der Ökosysteme „Aride Steppe“, den sehr trockenen heißen Steppengebieten, oder auch der „Tundren-Steppe“, der nördlichen Kaltsteppe, zu ganz unterschiedlichen Steppenpferdetypen entwickelt. Das bedeutet: Man kann nicht ein universelles Modell eines Herdentieres „Pferd“ beschreiben und genauso wenig kann man ein allgemeingültiges Bild des Pferdes als Steppentier zeichnen. Lebensweise, Ernährung und auch das Verhalten der Pferde aufgrund der unterschiedlichen ursprünglich vorherrschenden Lebensbedingungen variieren erheblich.
     

    Nicht jedes Pferd ist ein klassisches Fluchttier:
     
    Auch die Flucht ist nicht automatisch das einzige Verhalten, das ein Pferd als Angstreaktion zeigen wird. Es gibt durchaus Pferde, die bei Gefahr eher erstarren oder aber auch zum Gegenangriff übergehen. Einen typischen Kaltblüter als das klassische Fluchttier bei Gefahr zu bezeichnen, hält der beobachtbaren Wirklichkeit kaum
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